In Dresdens Schatzkammer Einbrecher lösten drei Alarme bei Juwelenraub aus
Der spektakuläre Coup im Grünen Gewölbe wirft immer noch viele Fragen auf. Einige Details haben die Ermittler jedoch schon zutage gebracht. Und ein Ex-Juwelenräuber spricht über das Vorgehen der Täter.
Bei dem Juwelendiebstahl im Historischen Grünen Gewölbe von Dresden haben die Einbrecher offenbar mehrere Alarme ausgelöst. Wie der Kaufmännische Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Dirk Burghardt, am Dienstag mitteilte, habe der zuständige Sicherheitsmitarbeiter drei Alarmierungen mitbekommen und dann die Bilder der Überwachungskamera gesehen.
Der Mitarbeiter habe umgehend die Polizei informiert – allerdings nicht über den Alarmknopf, sondern über die 110. Der Alarmknopf signalisiere nur, dass etwas nicht in Ordnung sei, erläuterte Burghardt. Dank des direkten Drahts zur Polizei habe er den Beamten gleich mitteilen können, wo die Einbrecher seien.
Der Mitarbeiter habe sich zudem dagegen entschieden, zum Tatort zu gehen, weil er gesehen habe, mit welch brachialer Gewalt die Täter vorgingen, wie Burghardt weiter ausführte. Er habe dann die Polizei am Diensteingang in Empfang genommen.
Der Direktor des Grünen Gewölbes, Dirk Syndram, erklärte, dass die Täter nicht die vollständigen Juwelenensembles gestohlen hätten. Ein großer Teil der Brilliantgarnitur sei vor Ort geblieben, darunter eine wertvolle Perlenkette, sagte er. Wie Syndram weiter erklärte, hätten die Täter Feuerlöschpulver am Tatort versprüht – möglicherweise um Spuren zu verwischen.
Ausgebrannter Audi war Fluchtauto
Inzwischen hat die Polizei das Fluchtauto der mutmaßlichen Täter identifiziert. Es handelt sich um den ausgebrannten Audi, der nach der Tat am Montag in einer Tiefgarage gefunden wurde, wie die Polizeidirektion Dresden mitteilte. An dem Wrack seien Spuren vom Tatort gefunden worden.
Zudem gehen die Ermittler nun eindeutig davon aus, dass der Brand eines Stromverteilerkastens in der Nähe der Augustusbrücke mit dem Einbruch in Verbindung steht. Der Verteilerkasten sei vorsätzlich in Brand gesetzt worden, woraufhin die Straßenbeleuchtung in der Umgebung des Tatorts im Residenzschloss ausfiel.
"Größter Raubüberfall der Geschichte"
Nach den Tätern wird weiterhin mit Hochdruck gefahndet. Die zwei Einbrecher waren am Montagmorgen durch ein Fenster eingedrungen und hatten binnen Minuten Juwelenschmuck von unschätzbarem Wert gestohlen.
Nach Überzeugung der Ermittler war der Raub "eine zielgerichtete und vorbereitete Tat". Dafür sprächen die Umstände insgesamt. Nach dem Zeugenaufruf am Montag gingen bisher 91 Hinweise aus der Bevölkerung ein, die geprüft werden. Auch ein ehemaliger Juwelendieb aus den USA ist sich sicher, dass bei dem Diebstahl in Dresden professionelle Kriminelle am Werk waren. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" spricht Larry Lawton vom womöglich "größten Raubüberfall der Geschichte".
Täter müssen Museum gut gekannt haben
Der 58-Jährige, der 12 Jahre wegen diverser Raubüberfälle im Gefängnis saß und heute die Polizei berät, stuft den brennenden Stromkasten als Ablenkungsmanöver ein. Auch das Zerschlagen der Glaskästen im Grünen Gewölbe sei gut durchdacht gewesen. Die Täter müssen genau gewusst haben, mit welchem Werkzeug sie die Schaukästen zerstören können, meint Lawton. Demnach müssen sie das Museum und die Gegebenheiten zuvor umfassend erkundet haben. Womöglich hatten sie auch einen oder mehrere Informanten.
Wie die Räuber den Coup vorbereitet haben, kann sich Lawton ebenfalls ausmalen: Bei einem Juwelenraub plane man zunächst, wer die Beute kaufen könnte. Dann verhandele man, welche Gegenstände gestohlen werden und deren Preis. Der Hehler sorge dann dafür, dass die gestohlene Ware so verändert wird, dass sie weiter verkauft werden kann.
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Im Fall des Dresdner Diebesgut ist sich der ehemalige Räuber sicher, dass die Diamanten nicht leicht zu verändern seien. Da die Schmuckstücke nicht versichert waren, bestünde die Möglichkeit, den Dieben eine Prämie für die Schätze anzubieten. So könnte das Geklaute unbeschadet zurückkommen – viel Hoffnung hat Lawton allerdings nicht.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP
- Süddeutsche Zeitung: "Man plant einen Juwelenraub quasi von hinten"