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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schädel, Gold und große Meister Das waren die spektakulärsten Raubzüge der letzten Jahrzehnte
Das Dresdner Grüne Gewölbe birgt große Reichtümer, nun wurde ein Teil geraubt. Es ist nicht der erste dreiste Diebstahl von Kunstgegenständen in der jüngeren Vergangenheit. Eine Auswahl.
Mit allerlei Sicherheitsmaßnahmen schützen Museen und Galerien ihre Kunstwerke und Wertgegenstände. Doch bisweilen greifen Diebe zu ungewöhlichen, dreisten oder schockierend simplen Mitteln, um die Kleinode zu entwenden.
Der goldenste Raub: Bode-Museum, Berlin 2017
Sie war nicht gerade ein Leichtgewicht: 100 Kilogramm wog die Goldmünze "Big Maple Leaf" mit ihrem Nennwert von einer Million kanadischen Dollar. Der reine Materialwert war noch weitaus höher. "War" – denn 2017 wurde die Münze aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen. Dazu war nicht viel notwendig. Eine Leiter, ein Fenster, dann etwas Gewalt zum Aufbrechen der Vitrine. Schließlich kam eine Schubkarre zum Einsatz – und weg war der Schatz. Seit Januar 2019 stehen mehrere der Clan-Szene zugerechnete Männer vor Gericht. Die Polizei nimmt an, dass die Münze eingeschmolzen wurde.
Der durchbohrendste Raub: Hatton Garden 2015
Einen halben Meter misst diese Wand, die die Schließfächer in einem Juwelendepot in Hatton Garden in London schützen soll. Eigentlich. Denn gegen das schwere Gerät, das mehrere als Arbeiter getarnte Männer 2015 dorthin beförderten, hatte das Mauerwerk keine Chance. Nach Bekanntwerden des Raubs herrschte Panik in London, denn viele Juweliere lagerten dort ein. Schlussendlich war die Beute gar nicht so groß wie befürchtet, "nur" knapp 20 Millionen Euro. Ein Jahr später verfolgte die britische Öffentlichkeit den Prozess gegen die Täter mit Spannung. Und etwas Sympathie. Denn sie waren allesamt recht betagt, 58 Jahre zählte der jüngste Dieb.
Der dreisteste Raub: Munch-Museum, Oslo 2004
Edvard Munch ist der bekannteste Künstler Norwegens. Kein Wunder, dass seine Werke hoch gehandelt werden. 2004 waren Räuber ins Osloer Munch-Museum marschiert und hatten vor den Augen aller Anwesenden unter anderem das berühmte Kunstwerk "Der Schrei" kurzerhand von der Wand weg entführt, dann verluden sie es bei ihrer Flucht (Bild) in einen Pkw und machten sich aus dem Staub. Der Aufschrei war groß, denn die wertvollen Bilder (Schätzwert: insgesamt 90 Millionen Euro) waren nicht einmal sonderlich gesichert. 2006 konnte die Polizei die Kunstwerke wiederbeschaffen, die Diebe mussten für mehrere Jahre ins Gefängnis.
Der "Schädel"-Raub: Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg 2010
Er war der bekannteste deutsche Seeräuber – wenn es Klaus Störtebeker denn wirklich gegeben hat. So weiß auch niemand, wem der 1878 entdeckte Schädel tatsächlich gehört, der im Museum für Hamburgische Geschichte verwahrt wird. Manche sagen trotzdem, es sei der von Störtebeker. 2010 war das gute Stück jedenfalls plötzlich verschwunden. Was wenig verwundert, denn es war kaum gesichert. Die Polizei fahndete, es winkte Finderlohn. Ein Jahr später war der menschliche Überrest wieder da, ein weiteres Jahr darauf gab es einen Prozess gegen drei der Entwendung des Schädels Beschuldigte, der Skurriles offenbarte. So soll der Totenkopf zwischenzeitlich Gast auf einer Grillparty gewesen sein.
Der blitzschnelle Raub, Sammlung E.G. Bührle, Zürich 2008
Kaum waren sie drin, waren sie auch schon wieder weg. Knapp drei Minuten brauchte 2008 ein Trupp von Räubern, um die Zürcher Sammlung E. G. Bührle zu bestehlen. Zur Beute gehörte auch "Der Knabe mit der roten Weste" des französischen Meisters Paul Cézanne. Die vier gestohlenen Gemälde waren fast 200 Millionen Franken wert, der Raubzug galt als Jahrhundertverbrechen. Zwei der Bilder wurden kurz darauf in einem geparkten Auto wieder gefunden, die beiden anderen blieben verschwunden. 2012 machte die serbische Polizei dann die Täter dingfest und stellte die noch vermissten Bilder sicher. Unter den wachsamen Augen Schwerbewaffneter präsentierte man den Cézanne.
Der peinlichste Raub: Kunsthistorisches Museum, Wien 2003
Eigentlich ist die "Saliera" des Künstlers Benvenuto Cellini nur ein Salzstreuer, aber was für einer! Ihr Wert geht in die Millionen, zu dumm, dass das Kleinod 2003 plötzlich aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien verschwunden war. Dabei hätte dieser Diebstahl verhindert oder wenigstens schnell aufgeklärt werden können. Denn der Alarm löste zuverlässig aus, nur verzichteten die Wachleute darauf, persönlich zu schauen, ob alles in den Ausstellungsräumen in Ordnung war. So war der Jammer groß, als die "Saliera" weg war. Es folgte ein Verwirrspiel mit einem Hochstapler, die Verheißung einer großen Wiederauffindeprämie und schließlich Geschick der Ermittler, die den Dieb fassen konnten: ausgerechnet einen Spezialisten für Alarmanlagen. Dieser führte die Beamten zum Versteck im Wald.
Der zerstörerische Raub: Brücke-Museum, Berlin 2002
Neun Gemälde bekannter Expressionisten im Wert von rund 3,6 Millionen Euro trugen Diebe 2002 aus dem Berliner Brücke-Museum: Etwa von Künstlern wie Emil Nolde oder Max Pechstein. Die Ermittlungen dauerten nicht einmal lange, bis Kunstwerke und Täter "sicher"-gestellt waren. Darunter auch das "Junge Mädchen" von Max Pechstein (Mitte). Zum Schrecken der Kunstwelt war das Gemälde allerdings zerteilt worden, die zweite Hälfte wurde erst später wiedergefunden. Wie bei den Vernehmungen der Verdächtigen herauskam, war der Diebstahl im Brücke-Museum nicht sonderlich kompliziert gewesen. Ein Angeklagter sagte aus, dass er zunächst gar nicht habe glauben können, dass es sich bei dem Gebäude um ein Museum handeln könnte. Derart schlecht waren die Sicherheitsvorkehrungen.
Der größte Kunstraub Nordamerikas: Isabella Stewart Gardner Museum, Boston 1990
2012 durchsuchten Beamte den Garten eines Verdächtigen in Connecticut, dabei lag die eigentliche Tat zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 20 Jahre zurück. 1990 ließen Sicherheitsleute zwei vermeintliche Polizisten in die Räume des Isabella Stewart Gardner Museum in Boston. Die Schwindler stahlen anschließend 13 Gemälde im Wert von einer halben Milliarde Dollar. Darunter etwa ein Vermeer und ein Rembrandt. Bis heute sind die Kunstwerke verschwunden.
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Der schockierendste Raub: Louvre, Paris 1911
Sie ist das berühmteste Gemälde der Welt: die "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci, aufbewahrt und behütet im Louvre in Paris. Doch 1911 war das Bildnis der ewig Lächelnden plötzlich verschwunden. Der Dieb hatte leichtes Spiel. Er ließ sich im Gebäude einschließen, nahm das Kunstwerk am nächsten Tag unter den Arm und spazierte hinaus. Vincenzo Peruggia hieß der Mann, nach dem ganz Frankreich schließlich suchte. Für die Grande Nation war der Verlust des Bildes eine Tragödie, jeder und alles wurde verdächtigt. So auch der junge Picasso. 1913 wurde die Mona Lisa schließlich aufgespürt. Und kehrte letzten Endes wieder zurück in den Louvre.
- Eigene Recherchen
- Nachrichtenagentur dpa
- Express: Oh Schreck, "Der Schrei" ist weg
- Süddeutsche Zeitung: Als Störtebeker auf einer Grillparty auftauchte
- Neue Zürcher Zeitung: Zürcher Kunstraub vor der Aufklärung
- ORF: Zehn Jahre Diebstahl der Saliera
- Tagesspiegel: Einbruch im Museum war kein Kunststück
- Welt: Die "bösen Opas" und der 18-Millionen-Raub
- Frankfurter Rundschau: Mona Lisa geklaut
- Spiegel Online: Ermittler zeigen 25 Jahre alte Überwachungsbilder
- Tagesspiegel: Diebe stehlen Schmuckstücke – Kunstwert bis zu einer Milliarde