Nach einmonatiger Haft In Türkei festgehaltener Bremer ist vorerst frei
Wegen alter Facebook-Einträge wurde ein kurdischstämmiger Deutscher einen Monat lang in der Türkei festgehalten. Jetzt hat er gegen Kaution das Land verlassen – bis zum Prozess.
Ein Bremer Musiker und Sozialarbeiter mit kurdischen Wurzeln ist vier Wochen lang in der Türkei festgehalten worden. Nun ist er nach Deutschland zurückgekehrt. Er sei am Dienstag in Deutschland angekommen, bestätigte Özgür C. der Deutschen Presse-Agentur. "Ich durfte ausreisen, nachdem ich eine Kaution von 30.000 Lira (etwa 4.800 Euro) hinterlegt habe."
Die türkische Justiz wirft dem 43-Jährigen Terrorpropaganda vor. Sie gründe ihre Vorwürfe unter anderem auf Facebook-Einträge aus den Jahren 2014, 2015 und 2017, sagte Özgür C..
Verbotene Fahnen und Reportagen auf Facebook geteilt
C. hat ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft und besitzt kurdische Wurzeln. Als Musiker spiele er auf Festen in Deutschland auch kurdische Lieder. Auf den bei Facebook beanstandeten Bildern seien wohl auch Fahnen von kurdischen Vereinen zu sehen gewesen, denen die Türkei Terrorvorwürfe macht, sagte C.. Außerdem werde ihm vorgeworfen, eine Reportage geteilt zu haben, in der es um Gefechte zwischen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und türkischen Streitkräften in Tunceli, der Heimatstadt seiner Familie, ging. Dort war C. war Mitte Juli festgenommen und eine Nacht lang inhaftiert worden.
Sein Anwalt halte es für möglich, dass ein Denunziant den türkischen Behörden von den Inhalten berichtet habe, sagte C.. "Mein Facebook-Konto war offen für jeden." Er habe es jetzt gesichert.
Angeklagtem steht Prozess in Türkei bevor
Für den geplanten Prozess werde er in die Türkei reisen. "Eigentlich ist mir ein bisschen bange davor", sagte C. Aber sich fernzuhalten, sei keine Option. "Wir haben in der Türkei unsere Gräber und Besitz."
Zuerst hatte das Regionalmagazin "Buten und Binnen" über den Fall berichtet. Er wurde vergangene Woche bekannt und fiel in eine ganze Serie von Fällen, in denen Deutsche mit der türkischen Justiz in Konflikt geraten waren. Am härtesten traf es wohl einen 36-jährigen Mann aus Hessen, der Ende Juli bei der Einreise im Badeort Antalya festgenommen wurde und zunächst in U-Haft bleiben musste. Auch ihm werden Facebook-Einträge zum Vorwurf gemacht. Aus dem Auswärtigen Amt heißt es, man sei mit dem Anwalt des Mannes in Kontakt.
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- Nachrichtenagentur dpa