Frankreich Katholische Kirche: Kommission untersucht Missbrauchsfälle

In Frankreich werden Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche nun genauer unter die Lupe genommen. Eine Kommission will Aussagen von Zeugen sammeln, um Opfern besser helfen zu können.
Eine Kommission gegen Missbrauch in der katholischen Kirche hat in Frankreich ihre Arbeit aufgenommen. Der Vorsitzende des Gremiums, Jean-Marc Sauvé, rief am Montag alle Opfer und Zeugen auf, im Laufe der kommenden zwölf Monate Vorfälle zu melden. "Erstmals in Frankreich stößt eine unabhängige Institution einen Zeugenaufruf zu sexuellem Missbrauch an", sagte Sauvé der Nachrichtenagentur AFP.
Die 22-köpfige Kommission aus Juristen, Ärzten, Historikern, Soziologen und Theologen will bis Ende 2020 Bericht erstatten. In einem ersten Schritt sollen Opfer oder Zeugen Missbrauchsfälle telefonisch oder schriftlich melden. Es gehe um "psychologische oder rechtliche Hilfe für die Opfer", sagte der hohe Verwaltungsbeamte Sauvé.
Meldepflicht für Missbrauchsfälle
Die Kommission will zudem herausfinden, wie die Kirche mit Missbrauchsfällen umgeht. Dazu sollen in den kommenden sechs Monaten Diözesen und Glaubensgemeinschaften befragt werden, die ihre Archive bis in die 1950er Jahre offenlegen sollen. Die katholische Bischofskonferenz hatte im November eingewilligt, die Kommission einzuberufen.
Die katholische Kirche wird seit Jahren weltweit von Missbrauchsskandalen erschüttert. Papst Franziskus hatte deshalb Anfang Mai per Dekret eine interne Meldepflicht für Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche eingeführt.
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In Frankreich sorgte der Fall des Erzbischofs von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, für Empörung: Der oberste katholische Würdenträger wurde Anfang Mai wegen der Vertuschung von Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch einen Priester zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der Papst lehnte seinen Rücktritt jedoch ab. Der Erzbischof lässt sein Amt derzeit ruhen.
- Nachrichtenagentur AFP