Gruppenvergewaltigung in Freiburg Hauptverdächtiger wurde mit Haftbefehl gesucht
Wieder ein schweres Verbrechen in Freiburg: Nach der Vergewaltigung einer 18-Jährigen sitzen acht Männer in U-Haft. Nun wurde bekannt: Gegen einen der Männer lag bereits ein Haftbefehl vor.
Nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen in Freiburg haben die Ermittler nähere Angaben zu einem der Verdächtigen gemacht. Gegen ihn habe bereits vor der mutmaßlichen Straftat ein Haftbefehl vorgelegen, der aber nicht vollzogen werden konnte. Sein Aufenthaltsort zu dem Zeitpunkt nicht sicher gewesen sei, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Freiburg mit.
Das Fahndungsdezernat sei dann eingeschaltet worden. Der Haftbefehl sei am 21. Oktober vollstreckt worden. Wegen welcher Straftat der Haftbefehl vorlag, ließen die Ermittler offen. Zunächst waren ermittlungstaktische Gründe für die Verzögerung angegeben worden. Zuvor hieß es, der Haftbefehl sei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht vollzogen.
Ermittlungen werden fortgesetzt
In der Nacht zum 14. Oktober soll eine junge Frau nach einem Disco-Besuch von mehreren Männern vergewaltigt worden sein. Acht Männer sitzen in Untersuchungshaft – sieben Syrer im Alter von 19 bis 29 Jahren und ein 25 Jahre alter Deutscher. Der Mann, gegen den bereits der Haftbefehl vorlag, soll mit der 18-Jährige die Disco verlassen haben.
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Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer forderte, die Bewegungsfreiheit von gewaltbereiten Asylbewerbern mit einer Wohnsitzauflage in entlegenen und "sicheren Landeseinrichtungen" weitgehend einzuschränken.
Der "Spurwechsel raus aus den Städten" greift laut Palmer dann, wenn Polizei, Ordnungsbehörden und Sozialarbeiter vor Ort Kenntnis von Flüchtlingen haben, die wiederholt Gewaltbereitschaft zeigten, aber keine Integrationsanstrengungen. "Dann kann die jeweilige Kommune einen Antrag beim Land auf Erlass einer Wohnsitzauflage in einer staatlichen Einrichtung stellen. Das Instrument existiert bereits, das erfordert also keine Gesetzesänderung", führte Palmer aus.
Womöglich noch mehr Täter
Die Beamten hoffen auch auf Hinweise aus der Bevölkerung. Mögliche Zeugen der Tatnacht zum 14. Oktober sollten sich melden. Nach der Tat, die sich nach einem Disco-Besuch ereignete, wurden nach und nach acht Männer verhaftet. Die "Bild"-Zeitung berichtete am Samstag, dass bis zu 15 Täter beteiligt gewesen sein könnten.
Das 18-jährige Opfer hatte den Angaben zufolge in einer Freiburger Diskothek mit einer Freundin gefeiert und ein Getränk von einem unbekannten Mann erhalten. Gegen Mitternacht habe die Frau den Club mit dem Mann verlassen.
Durch eine unbekannte Substanz, die dem Getränk beigemischt wurde, sei sie wehrlos gewesen, berichtete die Polizei. Art, Umfang und Ursache einer Beeinflussung sind Gegenstand laufender Ermittlungen. In einem nahen Gebüsch kam es dann nach Angaben des Opfers zu einem sexuellen Übergriff durch einen der mutmaßlichen Täter. Nach ihm sollen sich auch die anderen Männer an der Frau vergangen haben.
"Abscheuliche Tat"
Die am Opfer gefunden Spuren, Vernehmungen und verdeckte Maßnahmen führten die Ermittler zur Festnahme der acht Männer. Diese waren den Behörden wegen anderer Straftaten bereits bekannt, hieß es. Die meisten von ihnen lebten in Flüchtlingsunterkünften in und um Freiburg. Ob sie sich zu den Vorwürfen geäußert haben, wollten die Ermittler der "EG Club" zunächst nicht sagen.
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte: "Wenn sich die Tatvorwürfe auch nur ansatzweise bestätigen, haben wir es mit einer abscheulichen Tat zu tun, die niemanden kalt lässt."
Das als linksliberal geltende Freiburg war schon nach dem Mord an einer Studentin vor rund zwei Jahren in die Schlagzeilen geraten. Ein junger Flüchtling war daraufhin festgenommen und im März verurteilt worden. Die damalige Tat sowie weitere Verbrechen in der Region hatten eine Debatte über die deutsche Flüchtlingspolitik ausgelöst.
Sicherheitsgefühl der Menschen
Das Sicherheitsgefühl der Menschen in Freiburg wurde durch die Verbrechen zuletzt deutlich beeinträchtigt. Dies zu verbessern, soll weiter Ziel von Polizei und Politik sein, wie der parteilose Oberbürgermeister Martin Horn sagte. Straftaten wie diese seien nicht zu tolerieren. "Wir setzen darauf, dass Freiburg, wie bisher auch, kühlen Kopf bewahren wird", sagte eine Flüchtlingshelferin am Samstag.
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Die sicheren Landeseinrichtungen – mit Übermacht an Security und starker Polizeipräsenz – sollten laut Palmer nicht zu groß sein, damit die Probleme sich beherrschen lassen. Sie sollten in entlegenen Gegenden sein, wo keine nächtliche Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr existiere.
"In den sicheren Landeseinrichtungen könnten die Asylverfahren ruhig beendet und die Abschiebungen vorbereitet und durchgeführt werden, ohne zu riskieren, dass in diesem Zeitraum schwere Straftaten zu beklagen sind", erklärte Palmer auf seiner Seite.
- dpa