Seit 20 Jahren vermisst Förster findet Schädel – Polizei ermittelt im Fall Crantz
Vor knapp 20 Jahren verschwand Monika Crantz in Lüneburg spurlos. Nun wurde ein Schädel gefunden, der womöglich der Vermissten zugeordnet werden kann. In dem Fall wurde bereits jemand verurteilt.
Ein Förster hat in einem Waldstück bei Lüneburg einen Schädel gefunden, der zu der seit fast zwanzig Jahren vermissten Unternehmerin Monika Crantz gehören könnte. Das bestätigte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Zuerst hatte die Lüneburger "Landeszeitung" berichtet. Die damals 49 Jahre alte Geschäftsfrau aus Ratzeburg in Schleswig-Holstein wird seit 1999 vermisst.
Ihr Ehemann Hartmut Crantz wurde in einem 14-monatigen Indizienprozess wegen Mordes an seiner Frau zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Verfahren sorgte als Prozess um den "Mord ohne Leiche" für Schlagzeilen, da die sterblichen Überreste seiner Frau verschwunden blieben. Wenige Tage, nachdem das Gerichtsurteil in einem Revisionsprozess 2003 bestätigt worden war, nahm sich Hartmut Crantz in seiner Zelle das Leben.
Zusammenhang nicht auszuschließen
Kürzlich stieß die Polizei bei einer Suchaktion auf einem ehemaligen Bundeswehr-Übungsgelände östlich des Elbe-Seiten-Kanals auf mehrere Knochen. Bereits Ende September habe ein Förster dort einen menschlichen Schädel entdeckt, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die Ermittler prüften mögliche Zusammenhänge zu Vermisstenfällen oder auch Tötungsdelikten der vergangenen Jahrzehnte, heißt es in der Pressemitteilung.
"Es ist natürlich möglich, dass die Knochen schon seit Jahrzehnten dort im Wald gelegen haben. Aber es ist auch nicht auszuschließen, dass ein Zusammenhang mit dem Fall Monika Crantz besteht", sagte Kai Richter von der Polizeiinspektion Lüneburg.
2004 für tot erklärt
Nach Überzeugung des Lübecker Landgerichts hatte der Geschäftsmann seine Frau am 6. Januar 1999 im gemeinsamem Haus in Ratzeburg getötet und die Leiche an einem unbekannten Ort versteckt. Durch den Mord habe er seine wirtschaftliche Entmachtung verhindern wollen, begründeten die Richter ihr Urteil. Nach unberechtigten Abbuchungen hatte die Inhaberin mehrerer Fitness-Studios ihrem Mann den Zugang zu den Geschäftskonten gesperrt. Ihr Vermögen soll zum Zeitpunkt ihres Todes umgerechnet knapp 2,6 Millionen Euro betragen haben.
Welche juristischen Folgen der Knochenfund haben könnte, war zunächst unklar. Monika Crantz wurde Anfang 2004 für tot erklärt. Die Lübecker Staatsanwaltschaft war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
- dpa