"Mama, such nicht nach mir" Fall Susanna – angebliche Abschiedsnachricht
Der Tod der 14-jährigen Susanna beschäftigt ganz Deutschland. Die Aufarbeitung des Falls hat begonnen. Jetzt berichtete ihre Mutter von einer letzten WhatsApp-Nachricht.
Nach dem Fund der ermordeten 14-jährigen Susanna in Wiesbaden gehen die Ermittlungen weiter. Auch die politische Diskussion über die Tat nimmt Fahrt auf. Ein 20 Jahre alter Tatverdächtiger wurde im Irak festgenommen, ein weiterer Mann wurde am Donnerstag wieder freigelassen. Jetzt meldete sich auch die Mutter zu Wort: Von Susannas Handy wurde demnach noch am Abend ihres Verschwindens eine WhatsApp-Nachricht an ihre Mutter Diana F. verfasst. Diese zweifelt jedoch an deren Echtheit.
Susanna war vor zwei Wochen verschwunden – ihre Leiche war am Mittwoch in einem Erdloch bei Wiesbaden gefunden worden. Die Schülerin war nach ersten Angaben der Ermittler durch eine "Gewalteinwirkung" gegen den Hals zu Tode gekommen. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen getötet wurde, um eine Vergewaltigung zu vertuschen.
Susannas Mutter zweifelt an Abschied per WhatsApp
Wie der TV-Sender RTL berichtet, erhielt die Mutter von Susanna am Abend ihres Verschwindens eine WhatsApp-Nachricht von Susannas Handy: "Mama, such nicht nach mir. Ich bin mit meinem Freund nach Paris gefahren." Schon öfter soll Susanna von zu Hause fort gewesen sein. "Ich komme vielleicht in zwei, drei Wochen", hieß es demnach weiter in der Nachricht.
Laut "Welt" soll die Schülerin ihrer Mutter jedoch persönlich versichert haben, an diesem Abend nach Hause zu kommen. Gegenüber RTL zweifelt Mutter Diana F. an der Echtheit der Nachricht. Sie sei sofort besorgt gewesen. "Das ist keine Schreibart von meiner Tochter und ich weiß nicht, ob es in ihrem Einverständnis geschrieben wurde", sagte Susannas Mutter.
Ali B. ist für die Ermittler nicht mehr greifbar
Gegen den zunächst festgenommenen 35-Jährigen besteht nach neuesten Ermittlungserkenntnissen kein dringender Tatverdacht mehr, wie Oberstaatsanwalt Oliver Kuhn sagte. Nach dem 20 Jahre alten irakischen Flüchtling Ali B. wurde gefahndet, er wurde im Irak festgenommen.
Der 20-Jährige war bereits mehrfach polizeilich aufgefallen. Er war auch mit der Vergewaltigung eines Kindes in Verbindung gebracht worden. Der entscheidende Hinweis auf die mutmaßlichen Täter kam von einem 13 Jahre alten Jungen, der in der gleichen Flüchtlingsunterkunft wie Ali B. wohnte.
Einige sind mit ihren Gedanken längst bei der Asyldebatte
AfD-Fraktionschefin Alice Weidel forderte in einer via Twitter verbreiteten Videobotschaft den Rücktritt der gesamten Bundesregierung. Das Video enthält Vorverurteilungen – die Schuld des Verdächtigen ist noch nicht bewiesen. Der zweite zunächst Verdächtige und von Weidel erwähnte Mann wurde zwischenzeitlich sogar freigelassen.
Andere Stimmen rufen zu Besonnenheit auf, warnen vor dem Gleichsetzen des Tatverdächtigen mit allen Flüchtlingen. Es sei "widerlich", wenn der tragische Fall von Rechtspopulisten für ihre Zwecke ausgeschlachtet werde, heißt es in einem Kommentar unter den Tausenden, die sich unter dem Schlagwort #Susanna zu Wort melden.
Holger Münch, der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA) hat wiederholt vor Verallgemeinerungen über Flüchtlinge und Kriminalität gewarnt. "Es ist eine allgemeine Erkenntnis aus der Kriminologie, dass junge Männer sehr viel häufiger Straftaten begehen als andere Altersgruppen oder auch Frauen", betonte er etwa in einem Interview. Der überwiegende Teil der Zuwanderer des Jahres 2015 sei männlich und unter 30 – da sei es nicht verwunderlich, wenn die Kriminalität ansteige.
Grünen-Chefin: "Jetzt sollte man keinen Hass säen"
Grünen-Chefin Annalena Baerbock sagte der "Bild"-Zeitung: "Der oder die Täter müssen mit der ganzen Härte des Rechtsstaats bestraft werden. Niemand sollte sich aber anmaßen, den Tod dieses Mädchens zu missbrauchen, um Hass zu säen." Es brauche Aufklärung in jeglicher Hinsicht.
FDP-Chef Christian Lindner sagte derselben Zeitung, dass das Verbrechen zahlreiche Fragen aufwerfe. "Wieso werden abgelehnte Asylbewerber nicht konsequenter zurückgeführt? Warum konnte der Täter samt Familie offenbar unter falschem Namen ausreisen?"
SPD-Fraktionsgeschäftsführer Carsten Schneider forderte, dass schnell geklärt werden müsse, "wie der Tatverdächtige entkommen konnte – und wie er möglichst schnell in Deutschland vor Gericht gestellt werden kann." CDU-Innenpolitiker Armin Schuster sprach sich für ein konsequentes Durchgreifen der Justiz in dem Fall aus. Zudem sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Man fragt sich, warum der Tatverdächtige, nachdem er bereits derart gewalttätig polizeilich in Erscheinung getreten war, nicht längst in Untersuchungshaft war?"
13 Jahre alter Geflüchteter gab entscheidenden Hinweis
Der Wiesbadener Polizeipräsident Stefan Müller sagte, dass ein Verbrechen wie das an Susanna auch nach vielen Jahren der Polizeiarbeit schwer fassbar sei. Er erinnert daran, dass nicht nur der mutmaßliche Täter ein Flüchtling sei: "Auch wenn ein irakischer Staatsangehöriger dringend tatverdächtig ist, muss gesagt werden, dass ein 13-jähriger Geflüchteter durch seine Aussage entscheidend dazu beigetragen hat, dieses Verbrechen aufzuklären."