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"Aktenzeichen XY": Der brutale Mord an Beatrix Hemmerle


Bekannt aus "Aktenzeichen XY"
Tödliche Besessenheit? Die Spur zum mysteriösen Tellerwäscher

Von t-online, LT

19.03.2025 - 07:00 UhrLesedauer: 3 Min.
Vier Festnahmen nach «Aktenzeichen XY» - auch Polizei-AzubiVergrößern des Bildes
ZDF-Moderator Rudi Cerne im Studio der Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst". (Archivbild) (Quelle: Sina Schuldt/dpa/dpa-bilder)
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Beatrix Hemmerle wird in ihrer Wohnung brutal ermordet. Der Täter hinterlässt eine blutige Spur – doch entkommen kann er trotzdem. Eine Lederjacke, ein rätselhafter Spanner und ein mysteriöser Tellerwäscher führen die Ermittler über Jahrzehnte in die Irre.

Es ist der 10. August 1989, ein warmer Sommerabend in Trier. Beatrix Hemmerle, 32 Jahre alt, telefoniert mit ihrer Mutter. Sie spricht über den schönen Urlaub mit ihrem zwölfjährigen Sohn Dominique und freut sich auf den bevorstehenden Besuch ihrer Schwester Rike. Später am Abend kommt eine ältere Nachbarin zu Besuch. Es ist ein ganz normaler Abend – bis das Telefon klingelt.

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Am anderen Ende der Leitung ist ihr Verlobter Ralf. Die Beziehung der beiden steht auf der Kippe. Beatrix Hemmerle wirft ihrem Partner vor, eine Affäre zu haben, ihr Partner jedoch bestreitet das. Noch in derselben Nacht möchte er vorbeikommen, um mit ihr zu reden. Die 32-Jährige willigt ein.

Gegen 22.40 Uhr trifft Ralf ein. Die beiden sprechen sich aus und versöhnen sich. Gegen 2 Uhr fährt er nach Hause. Nur etwa eine Stunde später bricht ein Unbekannter über den Balkon in die Erdgeschosswohnung von Beatrix Hemmerle ein. Was dann passiert, ist ein Blutbad.

Tödliche Attacke im Schlaf

Die alleinerziehende Mutter wird im Schlaf überrascht. Mit einem Messer bewaffnet, greift der Täter sie an. Die 32-Jährige schreit und wehrt sich. Doch sie hat keine Chance. Übersät von zahlreichen Stich- und Schnittverletzungen bleibt sie schwer verletzt zurück. Ihr Sohn Dominique, geweckt durch den Lärm, findet seine im Sterben liegende Mutter im Schlafzimmer vor.

In Panik rennt er zu den Nachbarn, hämmert gegen die Tür und schreit um Hilfe. Doch als die Polizei eintrifft, ist es bereits zu spät. Beatrix Hemmerle stirbt noch am Tatort.

Eine Jacke als wichtigste Spur

Auf einem rund 100 Meter von der Wohnung entfernt liegenden Parkplatz finden die Ermittler ein blutverschmiertes T-Shirt. Kurz darauf entdecken sie noch etwas: eine anthrazitfarbene Lederjacke mit Blutantragungen. Die Beamten sind sich sicher, dass es sich dabei um die Jacke des Täters handelt.

 
 
 
 
 
 
 

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Das Kleidungsstück wird untersucht, verwertbare Fingerabdrücke stellen sie daran jedoch nicht fest. 1990 wird die Jacke sogar nach England an Scotland Yard geschickt, um mithilfe einer damals neuartigen Goldbedampfungs-Methode die Blutgruppe des Täters zu bestimmen. Das Ergebnis: Blutgruppe A. Ein kleiner Fortschritt, der aber noch lange nicht für eine Überführung reichen würde. Jahre später wird klar: Die damalige Untersuchung hat möglicherweise wichtige DNA-Spuren zerstört.

Ein mysteriöser Spanner?

Während die Polizei nach Zeugen sucht, weckt vor allem eine Information die Aufmerksamkeit der Ermittler. Beatrix Hemmerle soll sich schon länger von einem Unbekannten beobachtet gefühlt haben. Ihre Schwester erinnert sich, bei einem Besuch einmal einen Mann auf dem Balkon gesehen zu haben. Beatrix Hemmerle selbst nahm es nicht ernst, bagatellisierte die Vorfälle als "harmlos".

Ein Jahr vor dem Mord soll dieser Mann sogar versucht haben, in ihre Wohnung einzudringen. Sie hatte ihn durch lautes Schreien vertrieben. Könnte er zurückgekehrt sein?

Die Spur des Tellerwäschers

1994 bringt ein neuer Hinweis Bewegung in den Fall. Eine Frau berichtet von einer Unterhaltung in einer Trierer Pizzeria. Ein Koch erzählte ihr von einem Tellerwäscher, der unglücklich in eine Frau verliebt war. Diese lebte am Weidengraben, war alleinerziehend und hatte einen Sohn – die Beschreibung passte genau auf Beatrix Hemmerle. Der Tellerwäscher soll gesagt haben, dass "etwas Schlimmes passieren werde", sollte sie mit einem anderen Mann zusammenkommen.

Jahre später führt diese Spur nach Italien. Doch erst 2012 kann der Koch endlich vernommen werden. Wer der Tellerwäscher war, bleibt indes weiterhin ein Rätsel.

DNA-Analyse bringt neue Hoffnung

2017 wird der Fall erneut bei "Aktenzeichen XY ungelöst" vorgestellt. Wieder gibt es Hinweise, doch die entscheidende Spur fehlt noch immer.

Dann der Durchbruch: Moderne forensische Methoden ermöglichen es, die alte Täterjacke erneut zu untersuchen. Experten analysieren Hautschuppen aus den Nähten und gewinnen erstmals eine vollständige DNA des mutmaßlichen Täters.

2020 starten die Ermittler eine groß angelegte DNA-Reihenuntersuchung. Hunderte Männer, die damals in Trier lebten und auf das Täterprofil passen, werden getestet – erfolglos.

Wird der Fall noch gelöst?

Der Mord an Beatrix Hemmerle bleibt einer der rätselhaftesten Cold Cases Deutschlands. Die Polizei ist sich sicher: Es war kein Zufallstäter, sondern jemand, der sein Opfer kannte. War es der mysteriöse Spanner? Der unbekannte Tellerwäscher? Oder jemand ganz anderes?

Die Familie der verstorbenen 32-Jährigen hat die Hoffnung, dass der Mörder doch noch gefunden wird, bis heute nicht aufgegeben. "Ich hoffe, dass meine Schwester Gerechtigkeit erfährt", sagt Rike Hemmerle. "Ich will, dass der Täter endlich gefasst wird."

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