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Der Fall Maria Bögerl: Entführt aus dem eigenen Haus | Aktenzeichen XY


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Entführt aus dem eigenen Haus: Der Fall Maria Bögerl

Von t-online, LT

12.02.2025 - 13:29 UhrLesedauer: 3 Min.
Maria BögerlVergrößern des Bildes
Maria Bögerl, die Frau eines Bankers, wurde im Mai 2010 entführt. Eine Lösegeldübergabe scheiterte aufgrund von Pannen der Polizei. (Quelle: dpa)
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Ein Anruf, 300.000 Euro Lösegeld und eine fehlgeschlagene Übergabe. Das tödliche Ende einer Entführung und ein Fall, der Deutschland bis heute bewegt.

Schnaitheim, 12. Mai 2010: Die damals 54-jährige Maria Bögerl lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann Thomas, dem Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Heidenheim, in der baden-württembergischen Gemeinde. Die Kinder des Paares sind bereits erwachsen und von zu Hause ausgezogen, der Alltag der Hausfrau gestaltet sich ruhig – bis ihr Leben und das ihrer Familie an jenem Morgen für immer zerstört wird. Ein Fremder dringt in das Haus der Familie ein, legt der 54-Jährigen Handschellen an und verschleppt sie in ihrem eigenen Wagen. Es ist der Beginn einer nervenaufreibenden Entführung.

Die Lösegeldforderung

Um 11.23 Uhr erhält Thomas Bögerl einen Anruf. Er ist gerade in einem Meeting mit dem Bürgermeister, als er von der Entführung seiner Frau erfährt. Der Mann am anderen Ende der Leitung fordert nicht nur 300.000 Euro Lösegeld in einer speziellen Stückelung, er gibt auch präzise Anweisungen zur Übergabe: Das Geld soll in eine Zeitung eingewickelt, in einer Mülltüte verstaut und um 14 Uhr an einer Autobahnstrecke nahe einer Deutschlandflagge deponiert werden. Sofort nach dem Telefonat informiert Bögerl die Polizei.

Die Beschaffung des Lösegelds gestaltet sich als besonders schwierig. Die geforderte Anzahl an 200-Euro-Scheinen ist nicht sofort verfügbar, was wertvolle Zeit kostet. Mitarbeiter der Kreissparkasse fahren nach Ulm zur Landeszentralbank, um das Geld zu holen. Auf dem Weg dorthin haben sie eine Autopanne – ein weiterer Zeitverlust. Das Geld wird um 15.30 Uhr an der vereinbarten Stelle abgelegt, anderthalb Stunden später als gefordert.

Ein Wettlauf gegen die Zeit

Während die Polizei ermittelt, meldet sich der Täter nicht mehr, auch das Lösegeld wird nicht abgeholt. Die Hoffnung, Maria Bögerl lebend zu finden, verringert sich mit jedem Tag, der vergeht. Erst am 3. Juni 2010, drei Wochen nach der Entführung, entdeckt ein Spaziergänger im Wald ihre Leiche. Sie wurde mit mehreren Ästen abgedeckt und liegt nur etwa einen Kilometer von der Geldübergabestelle entfernt. Die Obduktion ergibt, dass Maria Bögerl mit zahlreichen Messerstichen getötet wurde – vermutlich bereits ein bis zwei Stunden nach ihrer Entführung im Mai.

Ein Täter ohne Gesicht

Die Beamten haben zu diesem Zeitpunkt wenig in der Hand. Zwar finden Ermittler DNA-Spuren des Täters im Auto von Maria Bögerl und in ihrem Haus, doch ein Treffer in der DNA-Datenbank ergibt sich nicht. 2014 keimt neue Hoffnung auf, als Massen-DNA-Tests in den Gemeinden Giengen und Neresheim durchgeführt werden. Etwa 3.700 Männer zwischen 18 und 65 Jahren geben freiwillig Speichelproben ab. Doch auch diese Maßnahme führt nicht zum Täter.

"Aktenzeichen XY": Ein verzweifelter Appell

Mehrmals greift die Polizei auf die Hilfe der ZDF-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" zurück. Bereits wenige Tage nach der Entführung wird darin eine emotionale Videobotschaft von Thomas Bögerl und den beiden gemeinsamen Kindern gezeigt. Die Familie fleht den Entführer an, Maria Bögerl freizulassen. Doch die erhoffte Reaktion bleibt aus.

 
 
 
 
 
 
 

Im September 2012 geht die Sendung noch einmal ausführlich auf den Fall ein und rekonstruiert die Tat in einem 27-minütigen Film. Die Öffentlichkeit wird erneut um Mithilfe gebeten. Zwar gehen zahlreiche Hinweise ein, jedoch ohne entscheidende Spur. Erfolglos führt die Polizei weiterhin umfangreiche Ermittlungen durch.

Im Laufe der Jahre folgen immer wieder Rückschläge. Es melden sich einige Zeugen, die falsche Hinweise liefern. Außerdem prahlt ein betrunkener Mann aus Hagen, Maria Bögerl entführt und getötet zu haben. Nach kurzen Ermittlungen stellt sich heraus, dass er lügt, die Spur wird fallen gelassen. Selbst aufwendige Funkzellenauswertungen mit rund einer Million erfassten Mobilfunkdaten ergeben keine verwertbaren Spuren.

Der Verlust, der eine Familie zerstört

Die Tragödie um Maria Bögerl hinterlässt tiefe Spuren. Thomas Bögerl wird in der Presse zeitweise zu Unrecht verdächtigt und mit zahlreichen Gerüchten und falschen Vorwürfen konfrontiert. 2011 bricht er unter dieser Last zusammen und nimmt sich das Leben. Die Kinder der Familie Bögerl leiden seither nicht nur unter dem Verlust beider Elternteile, sondern auch darunter, dass zahlreiche Fragen unbeantwortet geblieben sind. Warum wurde Maria Bögerl entführt? War es ein spontaner Übergriff oder ein gezielter Plan? Die Antworten bleiben aus.

Der Fall bleibt offen – aber die Ermittlungen laufen weiter

Trotz der Misserfolge wurde der Fall Maria Bögerl nie offiziell zu den Akten gelegt. Die "Soko Flagge", die heute nur noch aus zwei Ermittlern besteht, arbeitet weiter an der Aufklärung. Nach über zwölf Jahren und mehr als 10.000 Spuren sind die Ermittler überzeugt, dass der Fall noch gelöst werden kann. "Das Wattestäbchen im richtigen Mund" – so beschreiben sie ihre Hoffnung, irgendwann den Täter mittels DNA-Abgleich überführen zu können.

Transparenzhinweis
Verwendete Quellen

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