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Mocro-Mafia: Ermittler spüren Drogenboss Leijdekkers in Sierra Leone auf


Kokain-König "Bolle Jos"
Ermittler spüren "Mocro"-Mafia-Boss auf – doch es gibt ein Problem

Von t-online, aj

Aktualisiert am 27.01.2025 - 08:43 UhrLesedauer: 3 Min.
Fahndungsfotos von Jos Leijdekkers: Er wurde zu 24 Jahren Haft verurteilt und soll sich nun in Sierra Leona aufhalten.Vergrößern des Bildes
Fahndungsfotos von Jos Leijdekkers: Er wurde zu 24 Jahren Haft verurteilt und soll sich nun in Sierra Leone aufhalten. (Quelle: Europol)
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Jahrelang unauffindbar, jetzt lokalisiert: Warum Jos Leijdekkers’ Aufenthalt Ermittler vor ein nahezu unlösbares Problem stellt.

Internationalen Ermittlern ist nach jahrelanger Suche ein Erfolg gelungen: Sie konnten den Niederländer Jos Leijdekkers – auch "Bolle Jos" (zu Deutsch: "Pummeliger Jos") genannt – ausfindig machen. Er ist einer der meistgesuchten Drogenbosse Europas und eine Schlüsselfigur des internationalen Kokainhandels. Er müsste eigentlich eine lange Haftstrafe absitzen.

Doch nun stehen die Fahnder vor einem Problem. Denn der 33-Jährige befindet sich mit großer Sicherheit in dem westafrikanischen Land Sierra Leone. Das teilte die niederländische Polizei mit. Es sei allerdings schwierig, den Gesuchten in die Niederlande zu schaffen, da es mit Sierra Leone kein Auslieferungsabkommen gebe und Leijdekkers möglicherweise die Staatsangehörigkeit des Landes angenommen habe, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender NOS in den Abendnachrichten "Een Vandaag" am Samstag.

Wie NOS weiter berichtete, sei der Drogenboss auf Bildern gemeinsam mit dem Präsidenten des westafrikanischen Landes gesichtet worden. Der niederländische Sender zeigte eine Videosequenz, die den Kriminellen neben der Tochter des Präsidenten in einer Kirche zeigen soll. Sierra Leone habe eine Scharnierfunktion im Kokainhandel zwischen Südamerika und Europa, hieß es in dem Bericht.

Wer ist Jos Leijdekkers?

Der Gesuchte steht auf der EU-Liste der meistgesuchten Kriminellen. Er wurde im vergangenen Jahr in den Niederlanden in Abwesenheit wegen des Schmuggels von knapp sieben Tonnen Kokain und der Beauftragung eines Mordes zu 24 Jahren Haft verurteilt. Ein belgisches Gericht verurteilte ihn im September wegen Drogenhandels und Körperverletzung zu zehn Jahren Gefängnis. Zuletzt hatten die Fahnder ihn in der Türkei vermutet.

Leijdekkers soll unter anderem in den Fall um das Verschwinden und den Tod von Naima Jillal verwickelt sein. Jillal, eine Kokainschmugglerin, verschwand am 20. Oktober 2019, nachdem sie in Amsterdam in ein Auto gestiegen war. Abgefangene Nachrichten enthüllten, dass Leijdekkers eine wichtige Rolle bei Jillals Verschwinden spielte.

Lange Zeit fehlte von der Frau mit marokkanischen Wurzeln jede Spur, bis auf einem beschlagnahmten Telefon Fotos gefunden wurden. Die Fotos zeigen, dass sie höchstwahrscheinlich gefoltert wurde und wohl nicht mehr lebt.

Die Behörden gehen davon aus, dass der 33-Jährige mit dem Kokainschmuggel insbesondere über die Häfen Rotterdam und Antwerpen Dutzende Millionen Euro verdient hat. Für Hinweise, die zu Leijdekkers Festnahme führen, wurde eine Belohnung von 200.000 Euro ausgelobt.

Mit der "Mocro"-Mafia

Leijdekkers gilt auch als ein Nachfolger des ehemaligen Bosses der sogenannten Mocro-Mafia, Ridouan Taghi. Taghi soll neben Kokainschmuggel auch für 70 Morde verantwortlich sein. In den Niederlanden wurden im vergangenen Jahr mehrere führende Köpfe des "Mocro"-Netzwerks zu hohen Haftstrafen verurteilt. Der 46-jährige Taghi erhielt im Februar 2024 nach jahrelangem Prozess lebenslang, zwei weitere Hauptdrahtzieher des Bandennetzwerks wurden ebenfalls zur Höchststrafe verurteilt, 14 weitere Angeklagte müssen für bis zu 29 Jahre ins Gefängnis.

Nur wenige Monate später sprach ein Gericht auch Delano G., den Mörder des niederländischen Journalisten Peter R. de Vries, schuldig und verurteilte ihn zu 28 Jahren hinter Gittern. De Vries, ein Kriminalreporter, war hinterrücks auf offener Straße erschossen worden.

Europol spricht im Fall der niederländischen und belgischen Banden nicht von einer Mafia, sondern von zahlreichen kriminellen Netzwerken, die sich um diverse Schlüsselfiguren gebildet hätten. "Diese Netzwerke sind hauptsächlich im Kokainhandel und in geringerem Umfang im Cannabishandel sowie in der Geldwäsche tätig", heißt es in einem im April 2024 vorgestellten Report. "Sie sind in mehr als 40 Ländern vertreten, wobei sie in der EU vor allem in Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Spanien aktiv sind."

Sierra Leones Regierung: Präsident kannte Leijdekker nicht

Sierra Leones Regierung teilte mit, dass der Präsident während der Feiertage an zahlreichen Veranstaltungen teilgenommen habe, bei denen Fotos mit verschiedenen Personen gemacht worden seien. Er habe jedoch keine Kenntnis von der Identität Leijdekkers oder der gegen ihn erhobenen Vorwürfe.

Die Regierung kündigte eine Untersuchung an. Die Polizei des Landes sei bereit, mit den niederländischen Behörden und anderen internationalen Partnern zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig bekräftigte sie ihre Entschlossenheit, transnationale Kriminalität konsequent zu bekämpfen.

Das westafrikanische Sierra Leone gehört trotz reicher Bodenschätze wie Diamanten, Gold und Bauxit zu den zehn am wenigsten entwickelten Staaten der Welt. Auf dem Korruptionsranking der NGO Transparency International landet das Land mit rund 8,5 Millionen Einwohnern und regelmäßigen demokratischen Wahlen auf Platz 108 von 180 der korruptesten Staaten. Wie in anderen Küstenstaaten in Westafrika dienen die Häfen als wichtige Anlaufstelle für Drogen aus Südamerika auf dem weiteren Weg nach Europa.

Verwendete Quellen

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