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Amsterdam: Angriffe auf Maccabi-Fans – Das geschah zuvor


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Attacken auf Juden
Bilder von Maccabi-Fans schürten Hass in Amsterdam


Aktualisiert am 09.11.2024Lesedauer: 4 Min.
Auswärtsspiel: Der Spaß in Amsterdam wurde für einige Fans von Maccabi Tel Aviv zum Horror.Vergrößern des Bildes
Auswärtsspiel: Der Spaß in Amsterdam wurde für einige Fans von Maccabi Tel Aviv zum Horror. (Quelle: MICHEL VAN BERGEN/reuters)

Nach den Übergriffen auf israelische Fans in Amsterdam geht es auch darum, wie es dazu kam. Bilder von Maccabi-Fans in der Stadt wurden zur Stimmungsmache eingesetzt – und Taxifahrer spielten auch eine Rolle.

Schockierende Bilder aus Amsterdam, wo nach dem Auswärtsspiel von Maccabi Tel Aviv bei Ajax Amsterdam israelische Fans gejagt und zum Teil schwer verletzt wurden. Offenbar überwiegend propalästinensische Jugendliche traten auch auf am Boden liegende Menschen gnadenlos ein, von Israelis wurde erst abgelassen, wenn sie "Free Palestine riefen". "Die Bilder aus Amsterdam beschämen uns in Europa zutiefst", erklärte Außenministerin Annalena Baerbock. Juden müssten in Europa sicher sein. "Für diese Gewalt gibt es keinerlei Rechtfertigung."

Doch wie kam zu dieser Eskalation?

t-online recherchierte: Einige der 3.000 angereisten Fans hatten Bilder geliefert, die den Angreifern dann als willkommene Rechtfertigung und Vorwand für Gewalt dienten und eifrig verbreitet wurden, um Stimmung zu machen. Bilder zeigten Maccabi-Hooligans, die in Amsterdam Palästina-Flaggen herunterrissen und diese Aktion feierten.

Auf anderen Videos ist zu sehen, dass Maccabi-Fans bei einem Zug durch die Stadt auch "Fuck the Arabs" skandierten. In arabischen und türkischen Medien dominieren solche Bilder die Berichterstattung über das Geschehen von Amsterdam viel stärker. "Israelische Hooligans zielen auf palästinensische Symbole, was Spannungen in Amsterdam schürt", titelte TRT, öffentlich-rechtlicher türkischer Sender.

In diesen Medien hatte auch für Aufsehen gesorgt, dass im März mitten in Athen ein Araber von einer großen Gruppe Maccabi-Fans zusammengeschlagen wurde, nachdem er sie mit Pro-Hamas-Rufen provoziert haben soll. All das wurde zum Katalysator für die antisemitischen Gewalttaten, die am Donnerstag in Amsterdam nach dem Spiel zu beobachten waren. Fünf israelische Fans wurden in Krankenhäuser eingeliefert, erklärten Stadt und Sicherheitsbehörden in einer Pressekonferenz. Das israelische Außenministerium sprach von zehn Verletzten.

Teile der Stadt zur Hochsicherheitszone erklärt

Stadt und Polizei hatten sich eigentlich auf Konflikte angesichts der Partie eingestellt, und dann waren doch auf Videos von Angriffen keine Polizisten zu sehen. Im belgischen Brüssel hatte die Stadt Brüssel aus Sicherheitsgründen sogar abgelehnt, Austragungsort eines Spiels der Belgier gegen die israelische Fußball-Nationalmannschaft in der Nations League zu sein. Im Vorfeld der Partie von Ajax hatte es auch Forderungen gegeben, keine Maccabi-Fans zuzulassen. Das wünschten sich besonders propalästinensische Gruppen.

Für das Spiel waren Teile der Stadt dann zur Hochsicherheitszone erklärt worden, in der besondere Regeln galten. Zusätzliche Brisanz brachte mit sich, dass auch viele fanatische Fans des türkischen Vereins Fenerbahçe wegen der Partie bei AZ Alkmaar in Amsterdam waren. Eine Kundgebung der niederländischen Gruppe "Week 4 Palestine" in der Nähe des Stadions wurde verboten und abgesagt, um ein Aufeinandertreffen mit israelischen Fans zu vermeiden. Nach dem Spiel gingen in Bahnhofsnähe auch Maccabi-Fans auf Niederländer los, wie die niederländische Fotografin Annet de Graf berichtete. Ihr Video der Attacken wurde dann allerdings verbreitet als angebliche Jagd auf Maccabi-Fans, wie sie sich beklagte.*

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Zuvor hatte es in Amsterdam Machtdemonstrationen der Maccabi-Anhänger gegeben, wie sie für Pulks von Fußballanhängern auf Auswärtsfahrten typisch sind. Eine große Gruppe Israelis skandierte aber auf dem Weg zum Spiel vor dem Hauptbahnhof auch "Let IDF win to f*ck the Arabs". Zum Maccabi-Fanlager zählen auch politisch rechte Ultra-Gruppierungen, wie die "Jüdische Allgemeine" schreibt. Mit Übersetzung der Parole fanden sich Bilder der skandierenden Fans schon vor Beginn der Übergriffe in zahlreichen Accounts, etwa bei "Week 4 Palastine".

Foto von brennender Baby-Puppe ist von 2019

Die Anmelder der abgesagten Demo hatten etwa auf Instagram verbreitet, Amsterdam und die Polizei könnten ihre Bürger nicht vor den Israelis schützen, von denen viele frühere IDF-Soldaten seien. "Week 4 Palestine" postete zudem Fotos, auf denen Maccabi-Fans eine Baby-Puppe verbrennen. Das Foto ist aber bereits von 2019, die Puppe soll auch kein Palästinenserkind darstellen, sondern einen Fan des Rivalen Hapoel Tel Aviv. In Amsterdam machte aber in sozialen Netzwerken die Runde, die Israelis in Amsterdam würden dort zur Verhöhnung palästinensische Kinder töten.

Beteiligt an der Verbreitung von aktuellen Bildern war offenbar auch die überall präsente und gut vernetzte Taxifahrer-Szene. Dort haben viele Menschen arabische Wurzeln. Durch einen mutmaßlichen Übergriff von Maccabi-Anhängern auf einen Taxifahrer war der Unmut zusätzlich groß.

Bereits früh am Donnerstag, dem Tag des Spiels, waren Videos aufgetaucht, die Maccabi-Fans auf der Rokin zeigten, einer zentral gelegenen beliebten Promenade. Als einer der Ersten postete auf X ein Taxifahrer ein solches Video. Er schrieb am Freitag noch, die Israelis hätten angefangen.

An mehreren Gebäuden Palästina-Flaggen abgerissen

Kurz nach Mitternacht am Donnerstag war ein Gästefan dort auf einen Vorsprung geklettert, um unter dem Jubel weiterer Fans eine Palästinafahne herunterzureißen. Ein Plakat an dem Haus deutet darauf hin, dass dort Menschen aus der linken Szene leben. Von der Szene gibt es Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven.

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Am Morgen ging es damit weiter: Zum Teil vermummte Hooligans ließen sich filmen, wie sie eine Fahne herunterreißen. "Israelische Holigans entfernen Terrorpropaganda in Amsterdam", twitterte dazu jemand. Weit verbreitet war auch die Darstellung, dass israelische Fans eine Palästina-Fahne verbrannt hätten, ohne dass es zunächst Belege gab. Die Polizei bestätigte das aber am Freitag.

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In der Nacht hatte bei den Taxifahrern auch die Runde gemacht, dass einer der Kollegen attackiert worden sei. Die Nachricht ging am Donnerstag bereits durch die Medien in Amsterdam: "Hooligans von Maccabi Tel Aviv greifen Taxifahrer in Amsterdam an", meldete RTL Niederlande. Mehrere Taxifahrer hatten in der Nacht dann bereits eine Gruppe Maccabi-Fans konfrontiert, die Polizei hatte dazwischengehen können.

Chats aus einer Telegram-Gruppe von Taxifahrern zeigen aber, wie dort der Hass auf die Israelis gelebt wurde: Man soll Palästina-Flaggen aushängen, "sie werden dorthin kommen wie Ratten", zitiert der israelische Sender Mako aus der Gruppe. Dort seien auch Hinweise geteilt worden, wo sich israelische Fans aufhalten.

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Die Folge: Am Freitag richteten jüdische Organisationen Fahrdienste zum Flughafen ein. "Nach dem, was hier vorgefallen ist, wagt niemand, ein Taxi oder Uber zu bestellen", sagte einer der freiwilligen Helfer dem "Telegraaf".

*Die Information zum Video von Annet de Graf und ihr Tweet wurden nachträglich ergänzt. t-online hatte Ausschnitte ohne weiteren Kontext gezeigt.

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