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Ulm: Ex-Soldat nahm Geiseln – nun steht er vor Gericht


Geiselnehmer sagt vor Gericht aus
"Raus, sonst schieß' ich"

Von dpa
09.09.2024Lesedauer: 2 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:240126-911-018675Vergrößern des Bildes
Polizeieinsatz bei Geiselnahme in Ulm (Archivbild): Der Täter steht nun vor Gericht. (Quelle: Marius Bulling/dpa)

Ein Ex-Soldat steht wegen einer Geiselnahme in Ulm vor Gericht. Er wollte vom Spezialeinsatzkommando (SEK) erschossen werden.

Vor Gericht hat ein Ex-Soldat aus Iserlohn gestanden, im Januar mehrere Menschen in einer Starbucks-Filiale in Ulm als Geiseln genommen zu haben. Die Polizei konnte die Geiselnahme nach eineinhalb Stunden beenden, wobei der Täter schwer verletzt wurde. Vor Gericht äußerte sich der 44-Jährige einsichtig und erklärte seine Beweggründe.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, am 26. Januar bewaffnet das Café betreten und mehrere Menschen in seine Gewalt gebracht zu haben. Laut Anklage wollte er vom SEK erschossen werden, da er mit seinem Leben abgeschlossen hatte. Der Angeklagte verlor bei dem Einsatz seinen Unterkiefer und überlebte nur knapp.

Videoaufnahmen zeigen, dass der Mann gegen 18 Uhr die Filiale betrat und zunächst einen Kaffee bestellte. Anschließend holte er täuschend echt aussehende Attrappen von Waffen und zwei Messer aus einer Reisetasche. Einem jungen Paar überreichte er einen Zettel mit der Aufforderung, die Polizei zu rufen.

Als das Paar zögerte, zeigte der Mann ihnen die Waffen. Zwei Polizisten forderten ihn später auf, die Waffen wegzulegen, woraufhin er antwortete: "Raus, sonst schieß’ ich." Insgesamt hielt er mehr als zehn Menschen in Schach und nahm später sechs von ihnen als Geisel – darunter zwei Kinder.

Nach und nach ließ der Täter die Geiseln frei, behielt jedoch die Managerin des Cafés bei sich. Mit ihr verließ er schließlich die Filiale und hielt ihr dabei eine Waffe an den Nacken. Nur 20 Zentimeter trennten sie voneinander, als das SEK einschritt und den Mann durch Schüsse außer Gefecht setzte.

Soldat erlebte traumatische Erlebnisse

Der Ex-Soldat diente von 2004 bis 2016 in der Bundeswehr und war auch im Ausland in Afghanistan im Einsatz. Vor Gericht schilderte er traumatische Erlebnisse wie Raketenangriffe und Schüsse auf Kameraden, die ihn belastet hätten. Nach seiner Rückkehr habe er versucht, diese Erfahrungen mit Alkohol und Besuchen in Spielhallen zu verarbeiten.

Seine Ehe zerbrach unter diesen Belastungen, seine Frau reichte die Scheidung ein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte zum Tatzeitpunkt aufgrund eines psychischen Ausnahmezustands vermindert schuldfähig war. Eine dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus wird daher erwogen.

Täter wollte sterben

Am Tag der Tat habe er nach eigenen Angaben seinen Lebensmut verloren und deshalb beschlossen, sich durch das SEK erschießen zu lassen. Die Wahl fiel spontan auf Ulm wegen des dortigen Bundeswehrkrankenhauses sowie persönlichen Erinnerungen an bessere Zeiten mit seiner Frau bei Starbucks-Besuchen.

Nach einer Runde um das Ulmer Münster zog sich der Mann in einer Tiefgarage um und betrat anschließend das Café. Er beteuerte vor Gericht, er haben niemanden verletzen wollen. Er zeigte sich offen für eine Therapie. Ein Urteil könnte Mitte Oktober gefällt werden.

Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

Transparenzhinweis
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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