Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online."Wir lassen uns nicht vertreiben" Vater der angegriffenen Mädchen will in Grevesmühlen bleiben
In Grevesmühlen sind zwei schwarze Mädchen zusammengeschlagen worden. Die Eltern wollen bleiben – auch wenn der Rassismus alltäglich ist.
In Grevesmühlen, Mecklenburg-Vorpommern, wurden zwei schwarze Mädchen im Alter von acht und zehn Jahren von einem Mob jugendlicher Rassisten angegriffen. Der Vorfall ereignete sich am letzten Freitagabend und sorgt für tiefe Bestürzung in der Gemeinde.
Der Vater der Mädchen, die in Deutschland geboren sind, sprach mit Reportern der BILD-Zeitung über den Vorfall. Er zeigte seinen Verband um Arm und Hand – er verdeckt die Folgen des Versuchs, seine Töchter Grace (8) und Precious (10) vor den rund 20 Jugendlichen zu schützen. Dabei wurde der Mann aus Ghana selbst ebenfalls angegriffen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Kind ist aus dem Krankenhaus entlassen
Der Vater berichtet, Grace sei mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sie habe schwere Verletzungen erlitten, nachdem sie einen Tritt ins Gesicht bekommen hatte. "Glücklicherweise geht es ihr jetzt wieder deutlich besser", äußerte der Vater erleichtert.
Die Familie lebt seit 2016 in Grevesmühlen und hat nicht vor, trotz des Vorfalls den Ort zu verlassen. "Wir lassen uns nicht vertreiben", sagte der Vater zur "Bild". Die beiden Mädchen besuchten eine örtliche Tanzschule und ihr Bruder Michael sei Mitglied eines lokalen Fußballvereins, sagte der Vater.
Menschen beschreiben den Rassismus im Ort als "alltäglich"
Dennoch bleibt die Besorgnis bestehen: Bekannte der Familien berichten gegenüber Bild, dass die beiden Mädchen in der Schule bereits öfter, nahezu alltäglich rassistisch beleidigt worden seien. Andere Eltern kennen auch die Gruppe Jugendlicher, die vor Grace und Precious auch schon andere Kinder belästigt haben soll. Durch sie sei die Gewalt in der Stadt enorm gestiegen. Gegenüber dem Spiegel spricht eine Frau von "Möchtegern-Nazis" aus dem Viertel, noch mit Glatze, wie in den Neunzigern.
Die Situation hat auch den Bürgermeister zum Handeln bewegt. Bei einer Rede auf dem Stadtfest betonte er, dass er solche Gewalt in seiner Stadt nicht toleriert und äußerte seine Entrüstung darüber: "Ich finde es unter aller Sau, dass Kinder angegriffen werden, egal, ob es sich um ein deutsches Kind oder ein ausländisches Kind handelt. Das geht überhaupt nicht."