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Vermisstenfall Emanuela Orlandi: Vatikan ermittelt erneut zu Cold Case


Nach Netflix-Serie
Vor 40 Jahren verschwunden: Vatikan ermittelt im Fall Orlandi

Von dpa
Aktualisiert am 10.01.2023Lesedauer: 2 Min.
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Emanuela Orlandi auf einem Poster: Die damals 15-jährige Staatsbürgerin des Vatikans ist 1983 nach einer Musikstunde nicht mehr nach Hause gekommen. (Quelle: IMAGO/Francesco Fotia)
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Im Jahr 1983 ist eine damals 15-jährige Staatsbürgerin des Vatikans verschwunden. Kürzlich griff Netflix den Fall auf – und nun ermittelt auch der Vatikan.

Fast 40 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden eines 15 Jahre alten Mädchens im Vatikan hat die Justiz des Kirchenstaates erstmals offizielle Ermittlungen eingeleitet. Die Strafverfolger wollen dem Verdacht und den Hinweisen nachgehen, wonach Emanuela Orlandi, die Tochter eines Kurien-Angestellten und Staatsbürgerin des Vatikans, entführt oder ermordet wurde. Die Teenagerin kam am 22. Juni 1983 nach einer Musikstunde in der Altstadt Roms nicht mehr nach Hause. Eine Leiche wurde nie gefunden.

Am Montagabend wurde die Aufnahme von Ermittlungen aus dem Vatikan bestätigt, nachdem die Nachrichtenagentur Adnkronos als erste über die neue Entwicklung berichtet hatte. "Das sind gute Nachrichten", sagte Pietro Orlandi, der Bruder der Verschwundenen, der Zeitung "La Stampa" (Dienstag). "Ich bin überzeugt, dass es im Vatikan viele Leute gibt, auch solche in hohen Positionen, die wissen, was damals passiert ist."

Vermisstenfall wurde durch Netflix-Serie bekannt

Rund um den Fall gab es in den vier Jahrzehnten unzählige Gerüchte und Theorien: etwa dass Orlandi entführt wurde, um den Papst-Attentäter Ali Agca freizupressen; dass die junge Frau von einem hohen Beamten der Kurie missbraucht wurde; dass der römische Mafiaclan "Banda della Magliana" in den Fall verstrickt ist.

Der Vermisstenfall war jüngst international durch eine eigene Netflix-Serie ("Vatican Girl") bekannt geworden, die diverse Szenarien und verdächtige Elemente rund um den Fall Orlandi aufgezeigt. Wie italienische Medien berichteten, will der vatikanische Hauptstrafverfolger Alessandro Diddi nun alle Beweise und Dokumente von damals neu prüfen und Zeugen hören, darunter auch Kardinäle.

Auch Privatsekretär von Benedikt XIV. involviert

Ende 2015 hatte die Staatsanwaltschaft von Rom den Fall archiviert. Daraufhin wandten sich die Angehörigen von Orlandi wieder an den Vatikan und direkt an Papst Franziskus. Beobachter spekulieren, dass der Pontifex selbst zuletzt Druck gemacht haben dürfte.

Auch der jüngst gestorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. und dessen Privatsekretär Georg Gänswein kommen in dem Fall vor. Pietro Orlandi ist überzeugt, dass Gänswein etwas von einer vatikanischen Akte dazu weiß – das habe der deutsche Erzbischof selbst der Anwältin der Hinterbliebenen gesagt. In einem Buch, das in dieser Woche erscheint, schreibt Gänswein aber: "Ich habe nie etwas in Bezug zum Fall Orlandi zusammengestellt. Dieses Phantomdossier wurde nicht offengelegt, einfach nur deshalb, weil es nicht existiert."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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