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Groß Strömkendorf: Feuer zerstört Geflüchtetenheim – politischer Hintergrund vermutet


Politischer Hintergrund vermutet
Brand in Flüchtlingsheim: Schwesig kommen beim Besuch die Tränen

Von dpa, afp, sh, lw

Aktualisiert am 20.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Manuela Schwesig: Die Ministerpräsidentin besuchte den Brandort.Vergrößern des Bildes
Manuela Schwesig: Die Ministerpräsidentin besuchte den Brandort. (Quelle: Jens Büttner)
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In Mecklenburg-Vorpommern ist eine Unterkunft für Geflüchtete abgebrannt. Die Vermutung: Das Feuer wurde absichtlich gelegt. Das Entsetzen ist groß.

Kriminalpolizei und ein Brandgutachter suchen nach der Ursache eines Feuers in einem früheren Hotel in Groß Strömkendorf (Mecklenburg-Vorpommern), in dem Geflüchtete aus der Ukraine lebten. Wie ein Polizeisprecher sagte, mussten die Feuerwehren das große, reetgedeckte Gebäude bis zum Morgen kontrolliert abbrennen lassen.

In dem ehemaligen Hotel nahe Wismar wohnten nach Angaben des Landkreises noch 14 Geflüchtete, die von drei Mitarbeitern betreut wurden. Unter den Menschen befanden sich der Leitung der Unterkunft zufolge auch zwei Kinder, zwei Jugendliche und eine Seniorin.

Polizei vermutet politischen Hintergrund

Verletzt wurde niemand. Die Polizei vermutet, dass das Feuer absichtlich gelegt worden war, und geht von einem politischen Hintergrund aus. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen, teilte das Polizeipräsidium Rostock mit. Unterstützt werde die Ermittlungsgruppe von Kräften des Kriminalkommissariats Wismar.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zeigte sich beim Besuch des Brandortes sehr emotional. Sie sei "sehr erschüttert", twitterte sie am Nachmittag auf Twitter. "Menschen, die vor Krieg flüchten, brauchen unseren Schutz und unsere Unterstützung. Hetze und Gewalt dulden wir nicht!", schrieb die SPD-Politikerin.

"Großes Glück, dass alle unverletzt blieben"

Mit Entsetzen reagierte auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser. "Menschen, die vor Putins Krieg bei uns in Deutschland Schutz gefunden haben, mussten aus den Flammen gerettet werden", sagte die SPD-Politikerin in Berlin. Der Brand in der Flüchtlingsunterkunft sei eine furchtbare Nachricht.

Sollte sich der Verdacht der Brandstiftung bestätigen, werde "mit aller Härte des Rechtsstaats" gegen die Täter vorgegangen. Faeser kündigte an, sie wolle noch am Donnerstagabend an den Ort des Brands in der Nähe von Wismar fahren.

"Die Ermittlungen laufen und müssen jetzt alle Hintergründe klären", so die Ministerin. Sie dankte den Einsatzkräften, dass sie alle Menschen aus dem Haus retten konnten. Es "ist ein großes Glück, dass alle unverletzt blieben".

Hakenkreuz-Schmiererei wenige Tage zuvor

Wann der Gutachter die Brandruine betreten könne, hänge von der Standfestigkeit der Ruine ab, hieß es bei einem Besuch am Brandort von Ministerpräsidentin Schwesig und dem Landesinnenminister Christian Pegel (beide SPD).

Am Montag war der Polizei eine Hakenkreuz-Schmiererei im Eingangsbereich gemeldet worden, deren Verursacher noch nicht gefunden werden konnte. Ob es einen Zusammenhang mit dem Brand gibt, war laut Polizei zunächst nicht klar.

120 Feuerwehrleute im Einsatz

Das Feuer war am Mittwochabend ausgebrochen. Ein Brandmelder hatte angeschlagen. Mitarbeiter versuchten noch vergeblich, das zunächst an der Außenseite des Hauses entstandene Feuer zu löschen. Die Flammen griffen aber nach ersten Ermittlungen auf das Reetdach, den gesamten Dachstuhl und die Innenräume über. Etwa 120 Feuerwehrleute, darunter der Landrat, bekämpften die Flammen, die am Morgen schließlich gelöscht waren.

Die Geflüchteten konnten vom Landkreis in anderen Unterkünften untergebracht werden. Tino Schmidt (SPD), der Bürgermeister von Blowatz, der Ort zu dem Groß Strömkendorf gehört, zeigte sich ebenfalls betroffen: "Ich bin erschrocken und verärgert", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Bisher habe es in der Region keine Anzeichen für rechtsmotivierte Umtriebe gegeben. Man habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Geflüchteten. So waren in dem Hotel zeitweise bis zu 170 Menschen aus der Ukraine untergebracht.

Im Sommer habe man zusammen mit den Flüchtlingen und dem DRK, das die Einrichtung betreut, noch ein Sommerfest gefeiert. Den Sachschaden schätzt die Polizei nach ersten Ermittlungen auf mindestens eine höhere sechsstellige Summe. Es handelt sich beim Hotel um ein Gebäude in Holzständerbauweise.

"Attacke auf unsere Grundwerte"

Auch der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Rostock, Michael Peters, zeigte sich bestürzt. "Jeder Angriff auf Flüchtlinge oder deren Unterkünfte ist auch eine Attacke auf unsere Grundwerte. Ein solcher Angriff ist erschütternd und nicht hinnehmbar gleichermaßen", erklärte er. Die Ermittlungen zu dem Feuer hätten oberste Priorität.

Auf Pressefotos waren meterhohe Flammen und eine starke Rauchentwicklung zu sehen. Zwischenzeitlich sei die Angst groß gewesen, dass das Feuer auf die benachbarten Gebäude übergehe. Dies konnte aber verhindert werden.

Verwendete Quellen
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