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Erdbeben in Marokko: "Sie versuchen, ihre Kinder unter den Trümmern hervorzuholen"


Überlebende in Marokko berichten
"Es hörte nicht auf"

Von t-online, mam

Aktualisiert am 10.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Die Rettungsteams arbeiten auf Hochtouren: Sie versuchen Überlebende unter den Trümmern zu finden. (Quelle: reuters)
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In Marokko hat ein verheerendes Erdbeben für Leid und Zerstörung gesorgt. Viele Menschen verbrachten die Nacht auf der Straße. Unter den Trümmern suchen sie nach ihren Liebsten.

Nach dem schweren Erdbeben in Marokko steigt die Zahl der Verletzten und der Todesopfer stetig an. Mindestens 2.000 Menschen sollen nach Angaben des Innenministeriums vom Sonntagmorgen bei dem Erdbeben getötet worden sein. Während die Suche nach Vermissten weitergeht, verbrachten viele Menschen aus Angst vor Nachbeben auch die zweite Nacht im Freien.

"Ich kann dort nicht schlafen", sagt ein Überlebender mit Blick auf sein Haus zu der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich bitte die Behörden, mir zu helfen und einen Experten zu holen, der beurteilt, ob ich in mein Haus zurückkehren kann oder nicht", sagt er. Wenn ein Risiko bestehe, dass das Haus in sich zusammenfällt, werde er nicht zurückkehren.

Video | Erdbeben bricht los – Kamera filmt Moment
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Auch bei anderen Überlebenden wirkt das Erlebte nach. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind es mehr als 300.000 Menschen, die in Marrakesch und den umliegenden Gebieten wohnen. "Meine Frau, meine Kinder und ich versuchten, das Haus zu verlassen, aber meine kleine Tochter und mein Vater, der 102 Jahre alt ist, blieben. Ich habe versucht, zurückzugehen, um sie herauszuholen, aber vergeblich, mein Vater und meine Tochter sind gestorben", schilderte ein Überlebender in der Stadt Imintanoute der Nachrichtenseite Hespress.

"Alle hatten Angst, in ihre Häuser zurückzukehren"

"Ich habe einfach darauf gewartet, dass es aufhört, aber es hörte nicht auf, ich hatte große Angst", sagte ein weiterer Überlebender dem britischen "Guardian". In dem Moment als das Erdbeben losging, sei ihm klar geworden, dass er nicht darüber aufgeklärt sei, wie man sich bei einem Erdbeben am besten verhalten sollte. "Ich nahm meine Katzen und wir versteckten uns unter einem riesigen Holzschreibtisch", sagt er. Darunter versteckt habe er die Menschen auf der Straße schreien gehört. "Es war gruselig", berichtet der Mann.

Bode Shonibare rannte mit seiner Frau und seinen Kindern nach draußen auf die Straße, als das Erdbeben ihr Haus erschütterte. "Die Straßen waren voller Menschen. Alle hatten Angst, in ihre Häuser zurückzukehren, weil sie einfach nicht wussten, ob das das Ende war oder ob es so weitergehen würde", sagte er dem "Guardian". Mehr als zwei Stunden habe er mit seiner Familie noch im Freien verbracht, aus der Angst vor Nachbeben. "Feuerwehrautos und Krankenwagen rasten an uns vorbei, es war alles so chaotisch", erinnert sich Shonibare.

Marokko hat noch keine Unterstützung angefordert

Chaotisch, das ist es auch am Sonntagmorgen noch, denn nicht alle Menschen, die Hilfe brauchen, bekommen sie umgehend. "Die nächsten 24 bis 48 Stunden werden entscheidend für die Rettung von Leben sein", sagt Caroline Holt, Gloale Leiterin der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC). Die Rettungsteams bemühten sich schnellstmöglich Hilfe in die betroffenen Reginen zu schicken. Doch: "Einige der am schlimmsten betroffenen Gebiete sind recht abgelegen und bergig und daher schwer zu erreichen", heißt es in einer Mitteilung des IFRC.

Helfen könnten Rettungsteams aus anderen Ländern. Doch trotz zahlreicher Hilfsangebote aus aller Welt hat die Regierung Marokkos bislang offiziell keine Unterstützung angefordert. Dieser Schritt ist jedoch nötig, bevor ausländische Rettungskräfte eingesetzt werden können. Die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) aus Deutschland sowie die Rettungsteams weiterer Staaten halten sich darum bereit, um sofort Hilfe zu leisten, sollte eine entsprechende Anfrage der Regierung aus Marokko eintreffen.

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"Sie rufen um Hilfe, sie sind verzweifelt"

Inzwischen sind viele Menschen auf sich allein gestellt. "Sie rufen um Hilfe, sie sind verzweifelt", berichtet ein Überlebender vor Ort dem "Guardian". Sie würden die Behörden bitten, Rettungsteams und Hilfe zu schicken. Doch nicht überall ist diese gleich vor Ort. "Menschen versuchen, ihre Kinder unter den Trümmern hervorzuholen", schildert der Überlebende. Man erkenne bereits jetzt, dass diejenigen, die wirtschaftlich am meisten benachteiligt seien, am stärksten unter der Tragödie zu leiden hätten.

Das Beben der Stärke 6,8 hatte am späten Freitagabend den Boden um Marrakesch erschüttert. Das Epizentrum lag gut 70 Kilometer südwestlich der historischen Stadt im Atlasgebirge. Dort liegen Ortschaften entlang steiler und kurvenreicher Serpentinen. Da Erdbeben in Nordafrika relativ selten auftreten, sind Gebäude nach Einschätzung von Experten nicht robust genug gebaut, um solchen starken Erschütterungen standzuhalten. Umso verheerender sind nun die Folgen des Erdbebens in den betroffenen Regionen. Alle aktuellen Informationen zum Erdbeben in Marokko finden Sie hier.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
  • theguardian.com: "‘The streets were jammed’: fear and confusion after Morocco earthquake" (Englisch)
  • ifrc.org: "Morocco earthquake: IFRC and Moroccan Red Crescent response to date" (Englisch)
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