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Beirut: Gewalt bei Protesten – Maas warnt vor Destabilisierung des Libanon


Newsblog zur Katastrophe in Beirut
Gewalt bei Protesten – Maas warnt vor Destabilisierung des Libanon

Von dpa, afp, rtr, t-online
Aktualisiert am 07.08.2020Lesedauer: 16 Min.
Beirut: Polizisten sind während eines Protests von regierungskritischen Demonstranten im Einsatz.Vergrößern des BildesBeirut: Polizisten sind während eines Protests von regierungskritischen Demonstranten im Einsatz. (Quelle: Hassan Ammar/AP/dpa-bilder)

Nach der Katastrophe warnt Außenminister Heiko Maas vor einem Machtvakuum im Libanon. Zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Beirut

In Libanons Hauptstadt Beirut kam es im Gebiet des Hafens am Dienstagabend zu mehreren Explosionen. Die schwerste Detonation formte eine pilzförmige Wolke, die in den Himmel aufstieg. Darauf breitete sich eine gigantische Druckwelle aus. Tausende Menschen wurden verletzt, Dutzende getötet. Die Zahlen der Opfer werden in diesem Artikel fortlaufend aktualisiert. Die Ursache für das Unglück ist noch unklar. Vermutet wird, dass am Hafen gelagertes Ammoniumnitrat (mehr zu diesem Stoff lesen Sie hier.) detoniert ist.

Maas warnt vor weiterer Destabilisierung des Libanon

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat vor einer weiteren politischen Destabilisierung des Libanon als Folge der Explosionskatastrophe gewarnt. Es gebe im Land bereits nicht-staatliche, aus dem Ausland finanzierte Akteure wie die schiitische Hisbollah, die ein entstehendes Vakuum nutzen könnten, sagte Maas der "Saarbrücker Zeitung". Die Katastrophe berge deshalb das "hohe Risiko", den Libanon "weiter zu destabilisieren".

Der Außenminister nannte eine zeitnahe internationale Geberkonferenz für das Land sinnvoll. Die Bundesregierung wolle den Libanon stärken, denn die Lage dürfe nicht genutzt werden, um ausländischem Einfluss "Tür und Tor zu öffnen". Auch könne kein Land eine derartige Katastrophe alleine bewältigen. In der EU müsse daher überlegt werden, wie die weitere Hilfe bei der Versorgung mit Nahrung und Notunterkünften sowie beim Wiederaufbau von Hafen und Stadt organisiert werden könne.

Konfrontationen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten

In Beirut ist es zu Konfrontationen zwischen Sicherheitskräften und über die Explosionskatastrophe aufgebrachten Demonstranten gekommen. In einer durch die Detonationen verwüsteten Straße nahe des Parlaments setzten die Sicherheitskräfte am Donnerstag Tränengas gegen Demonstranten ein. Protestierende hätten Steine auf die Einsatzkräfte geworfen und Geschäfte beschädigt, meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA. Einige Demonstranten seien bei dem Einsatz der Sicherheitskräfte verletzt worden. Hier lesen Sie mehr.

16 Hafen-Mitarbeiter festgenommen

Nach der Explosionskatastrophe in Beirut haben die libanesischen Behörden 16 Hafen-Mitarbeiter festgenommen. Wie Militärstaatsanwalt Fadi Akiki am Donnerstagabend mitteilte, wurden im Zuge der Ermittlungen mehr als 18 Angestellte befragt, 16 von ihnen wurden in Gewahrsam genommen. Es handele sich vor allem um Mitarbeiter der Hafenverwaltung und der Zollbehörde. Festgenommen wurden demnach auch Verantwortliche für Wartungsarbeiten und Arbeiter, die an Bauarbeiten am explodierten Hangar Nr. 12 beteiligt waren.

Die libanesische Regierung hat eine rasche Klärung der Hintergründe der Katastrophe versprochen. Ein am Donnerstag eingesetzter Untersuchungsausschuss soll binnen vier Tagen einen detaillierten Bericht zu den Verantwortlichen liefern.

Verfassungsschutz erfuhr bei Hisbollah-Ermittlung von Ammoniumnitrat

Die Sicherheitsbehörden sind bei ihren Ermittlungen zur Hisbollah auf eine Lagerung von Ammoniumnitrat in Deutschland aufmerksam geworden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz teilte auf Nachfrage mit, es sei im Rahmen der Bearbeitung der Hisbollah in der Vergangenheit eine Lagerung von sogenannten "Cold-Packs", die unter anderem Ammoniumnitrat enthielten, bekannt geworden. "Die eingelagerten "Cold-Packs" sind im Jahr 2016 wieder aus Deutschland heraus gebracht worden. Es liegen keinerlei Erkenntnisse oder Anhaltspunkte dazu vor, dass die hiesige "Cold-Pack"-Lagerung in einem Zusammenhang mit den Lagerungen im Hafen von Beirut steht."

Bericht: Nordrhein-Westfalen will Verletzte aus Beirut behandeln

Nach der verheerenden Explosion in Beirut mit rund 150 Toten hat die nordrhein-westfälische Landesregierung einem Bericht zufolge die Aufnahme von Verletzten aus dem Libanon angeboten. Wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten, schrieb Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in einem Brief an Libanons Botschafter in Deutschland, Mustapha Adib-Abdul-Wahed, dass das Land bereit sei, schwerverletzte Patienten aus den überfüllten Krankenhäusern in Beirut in Nordrhein-Westfalen zu behandeln.

Das Bundesland stehe "in dieser dramatischen Situation an der Seite des Libanons", heißt es demnach in dem Schreiben, dass den Funke-Zeitungen vorliegt. Wie die Zeitungen weiter berichten, soll Laschet in der Angelegenheit auch mit Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) telefoniert haben. Die Bundeswehr hat spezielle Fähigkeiten für den Lufttransport von Schwerverletzten.

US-Verteidigungsminister spricht von Unfall

Die verheerende Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut ist nach Einschätzung von US-Verteidigungsminister Mark Esper ein Unfall gewesen. Die verfügbaren Informationen erlaubten noch kein abschließendes Bild, die "meisten" Quellen gingen aber von einem Unfall aus, sagte Esper. "Es ist natürlich eine Tragödie." Die US-Regierung sei im Gespräch mit dem Libanon, um zu sehen, wie die USA helfen könnten, sagte Esper per Video beim Aspen-Forum für Sicherheitspolitik.

US-Präsident Donald Trump hatte am Dienstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf seine "Generäle" erklärt, es habe sich vermutlich um einen Anschlag gehandelt. Seine Berater "scheinen zu denken, dass es ein Anschlag war, dass es eine Art von Bombe war", sagte Trump im Weißen Haus. Trumps Bemerkung sorgte für Irritationen, weil er damit auch den Angaben der libanesischen Behörden widersprach.

Wütende Libanesen auf den Straßen Beiruts

Nach der Explosion am Dienstagabend wächst im Libanon nicht nur die Verzweiflung ob der Zerstörung. Auch die Wurt auf die politische Elite steigt. Sie brach sich am Bahn, als Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Ort der Katastrophe besuchte. "Ihr seid alle Mörder", schreit eine aufgebrachte Frau von ihrem Balkon. "Wo wart Ihr gestern?" Auch gegen den libanesischen Präsidenten Michel Aoun richtete sich die Wut: "Aoun, Du bist ein Terrorist", brüllte die Menge.

Schon im vergangenen Oktober hatten Massenproteste begonnen, die ein neues politisches System forderten. Die Korruption ist im Libanon allgegenwärtig und hat maßgeblich zum Verfall des Landes beigetragen. Die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise geht nicht zuletzt zurück auf eine Art Schneeballsystem über Staatsanleihen, mit dem sich die Elite über Jahren hemmungslos an den knappen Ressourcen bedient hat.

Macron will internationale Hilfskonferenz

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat nach der Explosionskatastrophe in Beirut mit mindestens 130 Toten eine baldige internationale Hilfskonferenz angekündigt. Die Hilfe an Ort und Stelle solle von den Vereinten Nationen (UN) und der Weltbank koordiniert werden, sagte er am Donnerstag vor Journalisten in der libanesischen Hauptstadt.

So solle sichergestellt werden, dass die Hilfe direkt die Bevölkerung erreiche. Es seien etwa 50 französische Staatsbürger von der Katastrophe betroffen, sagte Macron. Er ging dabei aber nicht auf Details ein. Der Präsident bekräftigte seine frühere Aussage, wonach er am 1. September in den Libanon zurückkehren wolle.

Helfer aus Deutschland und den Niederlanden suchen nach Überlebenden

Nach ihrer Ankunft in der libanesischen Hauptstadt Beirut haben am Donnerstag 50 Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) die Arbeit in dem von Explosionen zerstörten Gebiet aufgenommen. Die Experten sondierten zunächst die Lage vor Ort und identifizierten erste Einsatzstellen, wie das THW in Bonn mitteilte. Zusätzlich unterstütze ein THW-Team die deutsche Botschaft im Krisenmanagement.

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46 Kräfte aus der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (Seeba) sollen den Angaben zufolge mit vier Suchhunden und präzisem Gerät in den Trümmern Verschüttete suchen und retten. Weitere THW-Fachkräfte sind demnach an der deutschen Botschaft im Einsatz. Das Gebäude, in dem sich die Botschaft befindet, wurde nach Angaben des Auswärtigen Amts bei den Explosionen beschädigt. Eine Botschaftsmitarbeiterin kam in ihrer Wohnung ums Leben.

Auch ein niederländisches Rettungsteam mit 64 Spezialisten hat in Beirut mit der Suche nach Überlebenden der Katastrophe begonnen. Nach Angaben des niederländischen TV-Senders NOS hatte das Team zunächst mehrere Stunden auf die endgültige Zustimmung der Behörden gewartet. Die Koordinierung verlaufe in Beirut nicht einfach. Ein Sprecher des Expertenteams Usar.nl teilte in Den Haag mit, dass zunächst die Lage im Katastrophengebiet sondiert worden sei.

Macron fordert Reform im Libanon

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat nach der verheerenden Explosion in Beirut mit deutlichen Worten Reformen im Libanon gefordert. Nötig seien "starke politische Initiativen", um gegen die Korruption und die Undurchsichtigkeit des Bankensystems zu kämpfen, sagte der 42-Jährige nach politischen Gesprächen in Beirut, wie Aufnahmen des französischen Nachrichtensenders BFMTV zeigten.

Macron hatte bereits zum Auftakt seines Kurzbesuches von einer "historischen Verantwortung" für die politische Führung im Libanon gesprochen. "Es handelt sich um eine politische, moralische, wirtschaftliche und finanzielle Krise, deren erstes Opfer das libanesische Volk ist, und sie erfordert extrem schnelle Reaktionen." Vor Journalisten sagte Macron, die Unterstützung und Solidarität Frankreichs seien selbstverständlich. Man müsse zusätzliche französische und europäische Unterstützung organisieren. Er kündigte die Ankunft weiterer französischer Polizei- und Ermittlungsteams im Libanon an.

Der Libanon war früher Teil des französischen Mandatsgebiets im Nahen Osten, die beiden Länder sind immer noch eng verbunden. In Frankreich leben heute zahlreiche Libanesen. Macron strebt einen Wiederaufbauvertrag für das Mittelmeerland an und will bei seinem Besuch dafür die Grundlage schaffen. Ob dabei internationale Partner eingebunden werden sollen, blieb zunächst offen. Macron hatte bereits unmittelbar nach der Katastrophe im Hafen von Beirut Unterstützung zugesagt.

Ex-Schiffsbesitzer weist Vorwürfe zurück

Der frühere Besitzer eines Frachtschiffes sieht sich nicht in der Verantwortung. Sein unter moldauischer Flagge fahrendes Schiff "Rhosus" soll größere Mengen Ammoniumnitrat in den Libanon gebracht haben, das ersten Vermutungen zufolge für die Explosion am Hafen verantwortlich sein könnte. Die Behörden des Landes hätten der Besatzung im November 2013 die Weiterfahrt untersagt und die Ladung beschlagnahmt, da sie als gefährlich eingestuft worden sei, sagte der russische Geschäftsmann Igor Gretschuschkin der Zeitung "Iswestija".

Nach seiner Darstellung begründete der Libanon damals seine Entscheidung mit fehlenden Dokumenten. Außerdem hätten die Behörden Bedenken wegen der Transportbedingungen des gefährlichen Stoffes gehabt, sagte er. Weil das Schiff nicht habe weiterfahren dürfen, sei sein Geschäft lahmgelegt gewesen. Er habe Strafe zahlen müssen und sei deshalb bankrott gegangen, behauptete der Geschäftsmann. Er wisse nicht, wer danach für die "Rhosus" verantwortlich gewesen sei.

Das Frachtschiff war von Georgien nach Mosambik im Süden Afrika unterwegs. Der russische Kapitän Boris Prokoschew sagte der Zeitung, in Beirut habe zusätzliche Fracht abgeholt werden sollen. Weil die Hafensteuer nicht gezahlt worden sei, sei das Schiff festgesetzt worden. In anderen Berichten war auch die Rede davon, dass der Besatzung Treibstoff und Proviant ausgegangen seien. Alle Besatzungsmitglieder hätten das Land verlassen, sagte Prokoschew.

Anstieg der Corona-Infektionen in nächsten zehn Tagen erwartet

Covid-19-Infektionen könnten im Libanon nach der Explosion in Beirut zunehmen. Das befürchtet der Gesundheitsminister des Landes, Hamad Hassan, berichtet "CNN". Hassan sagte dem Radiosender Sawt Loubnan, dass Coronavirus-Fälle durch die Interaktionen zwischen Verletzten und Ärzten ohne Schutzausrüstung ansteigen könnten.

"Wegen der Katastrophe bin ich besorgt, dass die Behandlung der Verletzten in den Krankenhäusern und das Fehlen von Schutzausrüstung Auswirkungen auf die Zahl der Coronavirus-Patienten in den nächsten zehn Tagen haben könnte", sagte Hassan. Libanesische Krankenhäuser wurden überrannt, nachdem am Dienstag eine Explosion den Hafen von Beirut verwüstet hatte, bei der mindestens 137 Menschen getötet und 5.000 verwundet wurden. Vier Krankenhäuser wurden bei der Explosion beschädigt.

Der Libanon verzeichnete am Dienstag 209 Corona-Fälle und am Mittwoch 146 Fälle, so eine offizielle Erklärung des Gesundheitsministeriums auf Twitter. Das Land hatte bislang insgesamt 5.417 Coronavirus-Fälle mit 68 Todesfällen, so die Johns Hopkins University.

Israel will Opfern auf Zypern helfen

Israel will bei der Versorgung von Opfern der verheerenden Explosion von Beirut helfen, sollten welche von ihnen nach Zypern ausgeflogen werden. Entsprechende Medienberichte aus Israel bestätigte am Donnerstag ein Sprecher der zypriotischen Regierung. Kyriakos Koushos sagte der Deutschen Presse-Agentur, die israelische Regierung habe mitgeteilt, sie sei bereit, medizinisches Personal nach Zypern zu entsenden, sollten Verletzte aus dem Libanon auf die Insel gebracht werden. Die Zeitung "Jedioth Ahronoth" hatte zuvor berichtet, das Scheba-Krankenhaus bei Tel Aviv arbeite daran, ein Team zusammenzustellen, das nach Zypern fliegen könnte. Die Insel ist etwa 40 Flugminuten vom Libanon entfernt.

Von der Leyen schickt 33 Millionen Soforthilfe

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat dem libanesischen Ministerpräsidenten Hasan Diab in einem Telefonat 33 Millionen Euro Soforthilfe von der EU zugesichert. Weitere Hilfsleistungen werde die EU-Kommission auf der Grundlage einer humanitären Bedarfsprüfung vor Ort in Erwägung ziehen, erklärte die CDU-Politikerin am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Bereits am Mittwoch hatte die EU mehr als hundert speziell ausgebildete Einsatzkräfte und medizinisches Gerät in den Libanon entsandt.

Von der Leyen habe Diab die Entsendung weiterer Teams aus Spezialkräften unter anderem für die Erfassung chemischer, biologischer, radiologischer und atomarer Substanzen angeboten, hieß es in einer Erklärung der EU-Kommission. Auch weiteres medizinisches Gerät sowie ein Armeeschiff mit einem Hubschrauberlandeplatz zur Versorgung Verletzter könnte die EU demnach bereitstellen.

Von der Leyen und Diab sprachen laut der Erklärung auch über mögliche langfristige EU-Hilfen beim Wiederaufbauprozess im Libanon. Die Kommissionschefin betonte demnach die Bedeutung, welche die EU der "Einheit und Stabilität" des Libanon beimesse.

Libanon legt vier Tage zur Aufklärung fest

Die libanesischen Behörden wollen innerhalb weniger Tage die Hintergründe der verheerenden Explosionen aufklären. Die eingesetzte Untersuchungskommission habe "maximal vier Tage Zeit, einen detaillierten Bericht über die Verantwortlichkeiten vorzulegen", sagte der libanesische Außenminister Charbel Wehbe am Donnerstag im französischen Radiosender Europe 1. Die Verantwortlichen für dieses "schreckliche Verbrechen der Fahrlässigkeit" würden bestraft.

Einsatzkräfte des THW reisen nach Beirut

Hilfe aus Deutschland für die Opfer der verheerenden Explosion in Beirut rollt an. Das Technische Hilfswerk (THW) entsandte erste Kräfte: Im Auftrag der Bundesregierung brachen ein Team der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) sowie ein Botschaftsunterstützungsteam am Mittwochabend in den Libanon auf, wie die Organisation am Donnerstag mittelte. "Vor Ort werden unsere Einsatzkräfte unter anderem die Lage erkunden und beurteilen, Verschüttete lokalisieren und retten, Gebäudeschäden beurteilen und die Botschaft unterstützen", sagte THW-Vizepräsidentin Sabine Lackner.

Deutschland bietet dem Libanon auch einen größer angelegten Hilfseinsatz der Bundeswehr an. Dazu wurde nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch der für den Transport Schwerverletzter ausgerüstete Luftwaffen-Airbus A310 "MedEvac" bereitgestellt.

Geprüft wurde am Donnerstag, ob das Luftlanderettungszentrum der Bundeswehr – eine mobile Sanitätseinrichtung – aufgebaut werden kann. Ein Erkundungsteam des Sanitätswesens der Bundeswehr soll die Lage in Beirut kurzfristig vor Ort prüfen und eingeflogen werden.

Opferzahl in Beirut steigt immer weiter: 137 Tote, 5.000 Verletzte

Die Zahl der Toten durch die verheerenden Explosionen im Hafen von Beirut am Dienstag ist auf mindestens 137 gestiegen. Mindestens 5.000 Menschen seien verletzt worden, sagte ein Sprecher des libanesischen Gesundheitsministeriums am Donnerstag. Weiterhin werden demnach Dutzende Menschen vermisst, die Suche nach Überlebenden dauere an.

Durch die zwei Explosionen war nach Angaben der Behörden halb Beirut zerstört oder beschädigt worden. Bis zu 300.000 Menschen seien obdachlos geworden. Nach Regierungsangaben waren 2.750 Tonnen ohne geeignete Vorsichtsmaßnahmen gelagertes Ammoniumnitrat explodiert, das vor Jahren beschlagnahmt worden war. Die Substanz kann für Düngemittel oder zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden.

Libanons Regierung beschließt Hausarrest für Hafen-Offizielle

Die libanesische Regierung will Verantwortliche des Beiruter Hafens unter Hausarrest stellen. Dabei handele es sich um Personen, die in den vergangenen Jahren für die Lagerung und Bewachung von 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat zuständig gewesen seien, erklärte Informationsministerin Manal Abdel Samad nach einer Kabinettssitzung, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete. Unklar war zunächst, wie viele Personen davon betroffen sind.

Die Regierung beschloss der Ministerin zufolge zudem einen zweiwöchigen Notstand für Beirut. Eine Untersuchungskommission solle dem Kabinett innerhalb von fünf Tagen einen ersten Bericht zu den Umständen der Detonation vorlegen, sagte Abdel Samad weiter.

UNO warnt nach Explosionen in Beirut vor Lebensmittel-Engpässen

Nach den verheerenden Explosionen in Beirut hat die UNO vor Engpässen bei der Versorgung der libanesischen Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln gewarnt. Es bestehe die Gefahr, dass es "kurzfristig zu Problemen bei der Verfügbarkeit von Mehl" im Libanon komme, sagte ein Sprecher der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) der Nachrichtenagentur AFP.

FAO-Vertreter in Beirut befürchteten, dass ein großer Teil der im Hafen von Beirut gelagerten Weizenreserven durch die Explosionen zerstört oder beschädigt worden sei, sagte der Sprecher Dominique Burgeon. "Die Vorräte sind schwer beschädigt."

Auch die Gründerin der libanesischen Nichtregierungsorganisation Food Blessed, Maya Terro, befürchtete Engpässe bei der Nahrungsmittelversorgung. Der Hafen von Beirut sei der wichtigste Umschlagpunkt für Importe gewesen, sagte sie der AFP. "Der Libanon importiert 80 Prozent seiner Lebensmittel." Nach den Explosionen habe sie sofort gedacht: "Leere Supermarktregale und erhöhte Preise aufgrund von Engpässen", sagte sie.

Wegen der verheerenden Wirtschafts- und Währungskrise im Libanon sind die Lebensmittelpreise in dem Land seit September vergangenen Jahres bereits dramatisch in die Höhe geschnellt. Die Corona-Pandemie hat die Lage in dem Land zuletzt noch verschlechtert.

Mindestens acht Deutsche bei Explosion in Beirut verletzt

Bei der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut sind auch acht Deutsche verletzt worden. Das geht aus einem internen Lagebericht des Technischen Hilfswerks (THW) vom Mittwoch hervor. Einsatzkräfte des THW sollten am Abend zur Unterstützung der Deutschen Botschaft nach Beirut fliegen. Das Botschaftsgebäude war durch die Detonation beschädigt worden.

Beiruts Gouverneur: Bis zu 300.000 Menschen ohne Wohnung

Die verheerende Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut hat die Wohnungen von Zehntausenden Menschen zerstört. Bis zu 300.000 Bewohner der libanesischen Hauptstadt seien durch die Zerstörungen obdachlos geworden, sagte Gouverneur Marwan Abud am Dienstag. Der Schaden liegen zwischen drei und fünf Milliarden Dollar, erklärte Abbud weiter, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete.

Die Explosion hatte am Dienstag Beirut und das Umland erschüttert. Große Teile des Hafens wurden vollständig zerstört. Aufnahmen zeigten ein Bild der Verwüstung. Auch angrenzende Wohngebiete wurden stark beschädigt.

Experten warnten vor den Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes, die seit Monaten ohnehin unter einer der schwersten Krisen in der Geschichte des Libanons leidet. "Diese Explosion ist der Sargnagel für die Wirtschaft des Libanons und für das Land im Allgemeinen", sagte der libanesische Analyst Makram Rabah der Deutschen Presse-Agentur. Die Menschen könnten ihre Häuser nicht wieder aufbauen, weil ihnen das Geld fehle. Der Hafen in Beirut sei zudem die Lebensader des Landes. Da dort unter anderem Getreidesilos zerstört worden sei, müsste das Land jetzt mit Hunger und Engpässen bei Brot rechnen.

Libanon bittet um schnelle internationale Hilfe

Nach der Explosionskatastrophe in Beirut bittet der libanesische Präsident Michel Aoun eindringlich um rasche internationale Hilfe. Unterstützung aus dem Ausland müsse schnell kommen, weil sein Land bereits unter der seit längerem vorherrschenden Wirtschaftskrise leide, sagte Aoun in einer TV-Ansprache am Mittwoch.

Organisationen rufen zu Spenden auf

Mehrere deutsche Organisationen haben nach der verheerenden Explosion mit Dutzenden Toten und Tausenden Verletzten in Beirut Spendenkonten eingerichtet. Nach Angaben des Deutschen Spendenrates gehören unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, der Verein Islamic Relief Deutschland oder der Malteser Hilfsdienst dazu. Menschen können sowohl auf der jeweiligen Internet-Seite der Initiativen als auch per Überweisung für die Opfer spenden.

Merkel und Mass wollen Libanon schnell und unbürokratisch helfen

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Heiko Maas haben dem Libanon nach der verheerenden Explosion mit zahlreichen Toten in Beirut schnelle Hilfe zugesagt. "Mit großer Bestürzung habe ich von der schweren Explosion in Beirut erfahren, die zahlreiche Opfer gefordert hat", heißt es in einem Kondolenzschreiben Merkels an den libanesischen Regierungschef Hassan Diab. Den Opfern sprach die Kanzlerin ihr Mitgefühl aus. "In dieser schweren Zeit können Sie auf die Hilfe und Unterstützung der Bundesregierung zählen", betonte Merkel.

Ähnlich äußerte sich Maas bei "Bild": "Ich bin mit meinem libanesischen Kollegen dazu in Kontakt, wie Deutschland jetzt schnell und unbürokratisch helfen kann und habe ihn gefragt, was am Nötigsten gebraucht wird", sagte er. Kräfte des Technischen Hilfswerks würden möglichst noch am Mittwoch nach Beirut aufbrechen, um bei der Suche nach Vermissten zu helfen. "Mit der Bundeswehr und unseren humanitären Helfern schauen wir, wie wir weitere Hilfe für die Aufräumarbeiten und Versorgung der Zivilbevölkerung bereitstellen können." Das Ausmaß der Zerstörung sei kaum zu fassen, sagte Maas. "Die Bilder der Verwüstung in Beirut treffen uns mitten ins Herz, sie schmerzen."

Die Bundeswehr prüft noch, welche Hilfe möglich ist, wenn die Regierung in Beirut und der Krisenstab im Auswärtige Amt dies für nötig und machbar halten. Zunächst habe eine Korvette der Deutschen Marine, die als Teil der UN-Mission Unifil von Zypern aus eingesetzt werde, eine brasilianische Unifil-Fregatte in einem Seegebiet vor der libanesischen Küste abgelöst, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Die größere Fregatte sei damit für Hilfeleistungen frei geworden. Grundsätzlich einsatzbereit seien auch Maschinen der Luftwaffe für den Transport Schwerverletzter ("MedEvac").

Steinmeier kondoliert Libanons Staatsspitze

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich in einem Schreiben an Libanons Präsident Michel Aoun "betroffen und schockiert" über die Ereignisse. "Gerade in Zeiten der Covid-19-Pandemie wiegt diese Katastrophe besonders schwer", schrieb er. Deutschland werde "tun, was es kann, um den Menschen im Libanon zur Seite zu stehen".

Griechenland und Zypern schicken Hilfe

Auch Griechenland und die Republik Zypern schicken Rettungsmannschaften mit Spürhunden in das von einer verheerenden Explosion betroffene Beirut. Die griechischen Helfer seien an Bord eines Transportflugzeuges aus Athen nach Beirut abgeflogen, berichtete der Staatsrundfunk (ERT) am Mittwoch. Zyperns Rettungsmannschaften sollten am Nachmittag vom Flughafen Larnaka aus an Bord von zwei Hubschraubern nach Beirut fliegen, teilte die zyprische Polizei mit.

Zypern: Druckwelle war auch 200 km entfernt zu spüren

Zahlreiche Menschen hatten am Dienstag auf der rund 200 Kilometer westlich von Beirut liegenden Insel Zypern die Explosion und die Druckwelle gespürt. Viele hätte an ein Erdbeben gedacht, berichteten zyprische Medien.

Mindestens 100 Tote und 4.000 Verletzte

Laut der jüngsten Bilanz des libanesischen Roten Kreuzes vom Mittwochmorgen wurden mindestens 100 Menschen in der libanesischen Hauptstadt getötet und knapp 4.000 weitere verletzt. Unter den Verletzten waren auch Mitarbeiter der deutschen Botschaft. Die Ursache der Explosionen war noch unklar. Auch das wahre Ausmaß der Detonation ist noch nicht klar, Rettungskräfte befürchten viele weitere Tote und Verletzte. Die Zahlen werden kontinuierlich nach oben korrigiert.

Israel bietet Hilfe an, Libanon lehnt ab

Ein Krankenhaus im Norden Israels hat Hilfe bei der Versorgung von Verletzten angeboten. Auch die israelische Regierung hatte ein Hilfsangebot über internationale Kanäle unterbreitet. Der Libanon lehnt ab. Mehr dazu lesen Sie hier.

Tschechien schickt Hilfsteam mit Suchhunden

Tschechien schickt ein Hilfsteam in den Libanon. Die Spezialeinheit der Feuerwehr werde am Nachmittag abfliegen, teilte Innenminister Jan Hamacek am Mittwoch bei Twitter mit. Das Team ist auf die Bergung von Verschütteten spezialisiert. Dabei sind fünf Suchhundeführer mit ihren Tieren sowie mehr als 30 weitere Einsatzkräfte.

Großbritannien: Spekulationen über Ursache sind verfrüht

Für die britische Regierung ist die Ursache der schweren Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut noch unklar, bei der mindestens 100 Menschen getötet wurden. Bevor Ergebnisse der Untersuchung dieser Tragödie vorlägen, sei es zu früh für Spekulationen, sagte Bildungsstaatssekretär Nick Gibb am Mittwoch dem TV-Sender Sky.

Er trat damit Äußerungen von US-Präsident Donald Trump entgegen, der von einem möglichen Angriff sprach. Die libanesische Führung vermutet bislang, dass die Detonation am Dienstag durch hochexplosives Material verursacht wurde, das seit Jahren im Hafen von Beirut gelagert worden sei. Gibb fügte hinzu, dass die britische Regierung darüber berate, welche technische und finanzielle Hilfe dem Libanon angeboten werden könne.

Frankreich schickt Militärflugzeuge mit Helfern nach Beirut

Nach der Explosion in Beirut schickt Frankreich zwei Militärflugzeuge in den Libanon. Sie werden unter anderem 55 Angehörige des französischen Zivilschutzes und tonnenweise Material zur Behandlung von Verletzten befördern, wie der Élyséepalast mitteilte. Etwa ein Dutzend französische Notärzte soll zudem so rasch wie möglich nach Beirut entsandt werden, um Krankenhäuser vor Ort zu unterstützen.

Iranische Führung bietet Hilfe nach Explosion in Beirut an

Der iranische Außenminister hat seine Anteilnahme nach der verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut ausgedrückt und dem Land Hilfe angeboten. "Unsere Gedanken und Gebete sind mit den Menschen in Libanon... bleibt stark", twitterte Außenminister Mohammed Dschawad Sarif am Mittwoch. Der Iran sei bereit, Libanon jegliche notwendige Hilfe und Unterstützung zu leisten, so der iranische Chefdiplomat.

Trump spricht mit Blick auf Beirut von möglicher "Bombe"

Nach der verheerenden Detonation in Beirut spricht Donald Trump von einer "Attacke" und einer möglichen "Bombe". Mehr dazu lesen Sie hier.

Merkel erschüttert über Explosion in Beirut – schnelle Hilfe angekündigt

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich über die Explosion in Beirut mit mehr als 70 Toten und Hunderten Verletzten erschüttert gezeigt. "Unsere Gedanken sind bei denen, die Angehörige verloren haben. Den Verletzten wünschen wir eine schnelle Genesung", zitierte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Dienstag die Kanzlerin bei Twitter. "Wir werden dem Libanon unsere Unterstützung anbieten."

Das Auswärtige Amt schrieb bei Twitter, auch Mitarbeiter der Botschaft in Beirut seien unter den Verletzten. "Unsere Gedanken sind bei Angehörigen der Opfer. Deutschland steht Libanon in dieser schweren Stunde zur Seite", hieß es. Derzeit werde geprüft, welche Hilfe Deutschland "unverzüglich" anbieten könne.

Mitarbeiter der deutschen Botschaft unter den Verletzten

Bei den verheerenden Explosionen in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind auch Mitarbeiter der deutschen Botschaft verletzt worden. Das Gebäude, in dem sich die Botschaft befindet, sei beschädigt worden, teilte das Auswärtige Amt am Dienstagabend in Berlin weiter mit. Bei den Detonationen im Hafengebiet von Beirut sind nach Angaben der libanesischen Regierung insgesamt mindestens 50 Menschen getötet und 2.750 verletzt worden.

Angesichts der starken Schäden im Stadtgebiet könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass weitere deutsche Staatsangehörige unter den Opfern und Verletzten seien, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in Berlin. Die Botschaft habe einen Krisenstab eingerichtet.

Explosion in Beirut: Dutzende Tote, Hunderte Verletzte

In Libanons Hauptstadt Beirut ist es am Dienstagabend zu mehreren Explosionen gekommen, die schwerste Detonation löste eine enorme Druckwelle aus, die sich vom Hafen aus über die Stadt ausbreitete.

Mindestens 50 Menschen seien getötet und weitere 2.700 verwundet worden, sagte Gesundheitsminister Hassan Hamad am späten Dienstagabend. Zuvor hatte auch der Generalsekretär des libanesischen Roten Kreuzes, Georges Kettaneh, der Deutschen Presse-Agentur von mehr als 2.000 Verletzten berichtet.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters, dpa und AFP
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