Studie über Bonobos So weisen Affenfrauen die Männer in ihre Schranken

Bonobo-Weibchen können sich außergewöhnlich oft gegen Männchen durchsetzen. Forscher wollen jetzt einen Grund gefunden haben
Bei Bonobo-Affen haben die Weibchen einen großen Einfluss. Benimmt sich ein Männchen daneben, schreiten sie sofort ein, vertreiben den Störenfried, schreien ihn an. Das kann so laut sein, dass man sich die Ohren zuhalten muss, erklärte die Verhaltensforscherin Barbara Fruth der "Washington Post".
Obwohl die Männer größer und stärker als die Frauen sind, haben letztere das Sagen bei den Bonobos. Lange rätselten Wissenschaftler, wie es die weiblichen Affen geschafft haben an der Spitze der Hierarchie zu stehen und sogar zu bestimmen, mit wem sie sich paaren wollen.
Jetzt haben Fruth und ihr Kollege Martin Surbeck von der Harvard-Universität den Grund herausgefunden. Die Weibchen bilden Allianzen, um männliche Aggression zu unterdrücken. "Männliche Dominanz ist nicht evolutionär unvermeidlich", sagte Subeck. Größe und Stärke seien nicht die einzigen Faktoren, die die Rangordnungen bei den entfernten Verwandten des Menschen bestimmen.
Daten aus 30 Jahren von sechs Bonobo-Familien analysiert
Die Forscher haben das Verhalten von sechs Bonobo-Familien aus dem Kongo analysiert. Die Aufzeichnungen reichen 30 Jahre zurück. Anfangs habe man gedacht, dass sich das Verhalten gegenüber Männern mit der Paarungsbereitschaft erklären lasse.
Dann beobachteten die Forscher Zusammenschlüsse von Familienmitgliedern. 85 Prozent seien weibliche Affen gewesen, die sich gegen Männer wehrten. Und von fast 1800 Streitereien gewannen die Frauen mehr als 60 Prozent. Bisweilen seien die verletzten Männchen wochenlang alleine gelassen worden, so die Forscher. Wenn man einen solchen sieht, so Surbeck, "denkt man wirklich: 'Mensch, männlicher Bonobo, ich würde gewisse Grenzen nicht überschreiten.'" Die Weibchen hätten einen sehr effizienten Weg gefunden, die Männchen in ihre Schranken zu weisen, so Surbeck.
Christopher Krupenye, Professor an der Johns Hopkins University, der die Kognition von Menschenaffen untersucht, fordert aber weitere Untersuchungen. Es solle herausgefunden werden, ob die Koalitionen wirklich die Ursache seien oder Weibchen noch aus anderen Gründen mächtiger seien. Allerdings spielen sie wohl eine wichtige Rolle. "Andere Arbeiten über Schimpansen und andere Primaten zeigen, dass Koalitionen seit Millionen von Jahren ein Mittel zum Aufbau und Erhalt von Macht sind, das mindestens bis zu unserem gemeinsamen Vorfahren mit den anderen Affen zurückreicht", sagte er.
- washingtonpost.com: "Female bonobos’ secret to dominance: strong female friendships" (Englisch)