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Explosion in Beirut: Mysteriöses Schiff mit explosiver Fracht


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Katastrophe im Libanon
Das Schiff im Hafen von Beirut mit der explosiven Fracht


05.08.2020Lesedauer: 3 Min.
Eine alte Aufnahme der "Rhosus": Sie brachte offenbar das Ammoniumnitrat nach Beirut. Warum blieb es dort im "Lagerhaus 12"?Vergrößern des Bildes
Eine alte Aufnahme der "Rhosus": Sie brachte offenbar das Ammoniumnitrat nach Beirut. Warum blieb es dort im "Lagerhaus 12"? (Quelle: balticshipping.com)
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Die gewaltige Explosion in der Hauptstadt des Libanons könnte auf ein verlassenes Schiff zurückzuführen sein. Offenbar führte es enorme Mengen einer explosiven Fracht.

Ammoniumnitrat ist ein gefährlicher Stoff. Er kann zur Herstellung von Düngemittel dienen, er kann auch als Raketenantrieb eingesetzt werden. Terroristen greifen häufig auf ihn zurück, wenn es um die Herstellung von Sprengstoff geht. Und als am Dienstagabend die gewaltige Druckwelle einer riesigen Explosion über Libanons Hauptstadt hinwegfegte, war den wenigsten bekannt, welch riskante Ware am Hafen Beiruts lagerte.

Die verlassene "Rhosus"

2.750 Tonnen des Explosivstoffes waren dort den Angaben der libanesischen Regierung zufolge in einem Lagerhaus untergebracht. Nun stellen sich Fragen: Wie und warum wurde die gefährliche Fracht dort aufbewahrt? Wer wusste davon? Und: Wer trägt für die Explosion letztendlich die Verantwortung? Denn schon zuvor hatte die unsachgemäße Lagerung des Stoffes zu Katastrophen mit Hunderten Toten geführt.

Zunächst mehren sich die Hinweise darauf, wie das Ammoniumnitrat in den Hafen gelangte: Offenbar stammt es von einem Frachter namens "Rhosus", der am 23. September 2013 aufgrund technischer Probleme Beirut ansteuerte. Eigentlich, so heißt es im Artikel der Fachzeitschrift "The Arrest", sei das Schiff unter Flagge der Republik Moldau von Georgien auf dem Weg nach Mosambik gewesen. Im Hafen sei dem Frachter dann aufgrund der technischen Mängel die Weiterfahrt untersagt worden.

Briefe blieben unbeantwortet

Das Ammoniumnitrat wurde beschlagnahmt und aus Sicherheitsgründen in ein Warenhaus im Hafen entladen. Ab dann wird es verworrener: Denn offenbar wollten weder der russische Eigentümer des Schiffes, noch der Eigentümer der Fracht ab diesem Zeitpunkt etwas mit dem Schiff oder dem Ammoniumnitrat zu tun haben.

Während die Crew vor Gericht darum kämpfte, das Land verlassen zu dürfen, reagierte von den Verantwortlichen den Angaben der Anwälte zufolge niemand auf Anfragen. Ähnlich schildert ein Artikel der Seefahrtsmonitoring-Webseite "FleetMon" das Geschehen.

In der Folge habe sich der Zoll mindestens drei Jahre lang um eine Lösung für das Ammoniumnitrat bemüht, in dem die Behörde offenbar eine ernsthafte Gefahr für Hafenpersonal und Bevölkerung sah, berichtet der Nachrichtensender "Al Jazeera" unter Berufung auf Briefe, die Zollverantwortliche an Gerichte gesendet haben sollen. Rückmeldung habe es aber jeweils nicht gegeben. Aus welchem Grund, ist unklar.

Weitere "treibende Bombe" vor dem Jemen

Das Stiftungsprojekt "Stable Seas" führt an, dass zwischen 2004 und 2018 in rund 400 Fällen Frachter einfach von Verantwortlichen aufgegeben wurden. Beispielsweise stelle der Tanker "FSA Safer" vor der Küste des Jemens weiterhin "eine treibende Bombe" dar – auch er wurde demnach vor Jahren einfach verlassen, als seine Betreibergesellschaft ihre Operationen aufgrund des Jemenkriegs aufgab.

Hinsichtlich der "Rhosus" wird über rechtliche Streitigkeiten spekuliert, die die Versteigerung der Ware verhindert haben könnten. Auch Korruption in der Hafenbehörde oder eine mögliche Einflussnahme der Terrororganisation Hisbollah werden in sozialen Medien heiß diskutiert. Denn schon lange gilt der Hafen als Umschlagplatz für Schmuggelware aller Art: Waffen, Drogen, Menschen. Ohne Mitwirkung der Behörden und mächtiger Akteure in der libanesischen Politik wäre das vermutlich nicht möglich.

Die Explosion wird deswegen nicht nur die Hafenbehörde unter Druck setzen. Auch die libanesische Regierung, die ohnehin in einer heftigen Krise steckt, könnte in Mitleidenschaft gezogen werden. Präsident Michel Aoun versicherte deswegen umgehend, die Ursachen der Explosion zu klären. "Ich werde nicht ruhen, ehe ich den Verantwortlichen kenne und ihm die härteste Strafe gebe."

Was passiert, wenn die vom Iran unterstützte Hisbollah eine Mitverantwortung trägt? Das ist noch nicht abzusehen. Ein Bericht der "Jerusalem Post" rief aber am Mittwoch frühere Funde von Ammoniumnitrat in Erinnerung: Demnach lagerte die Hisbollah in den vergangenen Jahren immer wieder größere Mengen der Substanz im Ausland für Terrorattacken – unter anderem in Großbritannien und Deutschland.

Verwendete Quellen
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