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Wetter: Hitze-Rekorde in Deutschland – an 25 Orten mehr als 40 Grad


Extremwetter in Deutschland
"Ein Tag für die Wettergeschichte!"

Von t-online, dpa, aj

Aktualisiert am 26.07.2019Lesedauer: 4 Min.
Bayern, Füssen: Urlauber springen während des Sonnenunterganges von einem Steg in den Hopfensee.Vergrößern des Bildes
Bayern, Füssen: Urlauber springen während des Sonnenunterganges von einem Steg in den Hopfensee. (Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
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Deutschland schreibt Hitze-Geschichte: Der Wetterdienst stellte an 25 Orten mehr als 40 Grad fest. In

Zum ersten Mal seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurde am Donnerstag die 42-Grad-Marke geknackt: Lingen in Niedersachsen meldete nach vorläufigen Daten den Spitzenwert von 42,6 Grad. "Heiß, heißer, Deutschland – ein Tag für die Wettergeschichte!", schrieb der (DWD) auf Twitter.

Allerdings gibt es auch Zweifel an der neuen Rekordmessung in Lingen: Wetterexperte Jörg Kachelmann schrieb auf Twitter, der Standort sei umstritten.

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Kachelmann hatte in schon im Jahr 2018 auf t-online.de

"Dass man in den letzten Tagen immer wieder mal von tollen Hitzewerten aus Lingen im Emsland hörte, hat weniger mit einem realen Geschehen, sondern mit dem Wachstum der Bäume im dortigen Schwimmbad zu tun, die einen laufend größeren Luftstau rund um die Wetterstation erzeugen." Die Station solle aufgrund von Problemen bei den Messungen schon seit längerer Zeit verlegt werden.

Zuvor hatten sich die Rekordmeldungen überschlagen. Nachdem in Geilenkirchen in Nordrhein-Westfalen am Mittwoch mit 40,5 Grad ein neuer Höchstwert gemessen worden war, registrierte der Deutsche Wetterdienst schon einen Tag später weitere Rekordtemperaturen: Zuerst in Bonn-Roleber 40,7 Grad – bis das dann von Lingen mehrfach übertroffen wurde. Um 17.00 Uhr zeigte das Thermometer dort 42,6 Grad an. So heiß war es seit dem Jahr 1881 in Deutschland noch nie.

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Das Ergebnis aus Geilenkirchen steht noch aus

Jahrelang hatte das unterfränkische Kitzingen den schwitzenden Spitzenplatz mit der bisherigen Höchstmarke von 40,3 Grad gehalten. Dieser bislang historische Spitzenwert war im Sommer 2015 gleich zweimal gemessen worden – und schmolz nun angesichts der aktuellen Hitzewelle dahin. Nach vorläufigen Messwerten wurden gleich in sechs Bundesländern neue Höchstwerte erreicht. An 25 Messstationen betrugen die Temperaturen am Donnerstag 40 Grad oder mehr, an 15 Stationen wurden Werte gemessen, die über dem Rekord aus Kitzingen von 2015 lagen.

"In der Liste der 10 heißesten Orte Deutschlands sind gleich vier mit mehr als 41 Grad", sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Abgesehen von Lingen seien die übrigen Hotspots nach den vorläufigen Messwerten in Nordrhein-Westfalen: In Duisburg-Baerl und Tönisvorst wurden jeweils 41,2 Grad gemessen, in Köln-Stammheim 41,1 Grad.

Allerdings ist nicht völlig auszuschließen, dass die Messstation Geilenkirchen wieder für eine Überraschung sorgt, so Friedrich: Da an der externen Messstation, die nicht zum DWD-Messnetz gehört, eine Übung stattfand, lagen von dort am Donnerstag noch gar keine Werte vor. Hier war am Mittwoch mit 40,5 Grad ein kurzzeitiger deutscher Rekord gemessen worden. Die kommenden Tage bleibt es laut DWD mit teilweise knapp 40 Grad sehr warm, der Höhepunkt der Hitzewelle ist demnach aber wohl überschritten.

Atomkraftwerk wird abgeschaltet

Während sich angesichts der hohen Temperaturen viele Menschen zur Abkühlung in Freibäder, Seen und ans Meer stürzten, hat die Hitze auch ernstere Folgen für die Natur – und das Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen: Das AKW knapp 60 Kilometer südwestlich von Hannover soll wegen der steigenden Wesertemperatur voraussichtlich am Freitag abgeschaltet werden. Dann werde für das Flusswasser die kritische Temperaturgrenze von 26 Grad erwartet, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums. Das Wasser der Weser wird zur Kühlung des Atommeilers genutzt und anschließend wieder in den Fluss geleitet.

Sportler bekamen die hohen Temperaturen ebenfalls zu spüren. Das erste Testspiel von Fußball-Bundesligist Hertha BSC im Trainingslager in Österreich sollte wegen der Hitze am Donnerstagnachmittag um eine Stunde nach hinten verschoben werden. Fußball-Bundesligist SC Paderborn sagte wegen der Hitze sein Nachmittagstraining gleich ganz ab.

Die neuen Rekordtemperaturen lösten außerdem eine Diskussion über das Leben mit häufigen Hitzewellen aus. So forderten die Grünen ein "Recht auf Homeoffice" für Büroangestellte und ein "Recht auf Hitzefrei" für Arbeitnehmer mit Freiluftberufen. Die Klimakrise sei eine Gefahr für die menschliche Gesundheit, heißt es in einem "Hitzeaktionsplan" der Partei, über den "Spiegel online" berichtete. Das Recht auf Arbeit von Zuhause solle demnach für alle Beschäftigten gelten, "sofern dem keine betrieblichen Gründe entgegenstehen". Der Gewerkschaftsbund DGB schlug vor, bei Sommerhitze – wie bei schlechtem Wetter im Winter – einen Ausgleich für Arbeitszwangspausen zu zahlen.

Hitze in anderen EU-Ländern

Um die heißen Sommertage in Großstädten erträglicher zu gestalten, könnte außerdem ein Blick in die Trickkiste anderer Länder helfen. So sorgen derzeit ungewöhnlich weiße Bahnschienen für Verwirrung bei Reisenden –das Weiß ist ein Hitzeschutz, das die Schienentemperatur senken soll. In Italien gibt es weiße Schienen schon länger, seit kurzem auch in der Schweiz. Nun wurden im bayerischen Würzburg Straßenbahnschienen weiß getüncht.

Die hohen Temperaturen haben derzeit auch andere Länder Europas im Griff. In Paris wurde ein neuer Hitzerekord gemessen. Mit mehr als 42 Grad war es in der französischen Hauptstadt am Donnerstag so heiß wie nie zuvor seit Beginn der Temperaturaufzeichnung, wie der Wetterdienst France Météo mitteilte. Die Niederlande registrierten erstmals seit 75 Jahren mehr als 40 Grad. Und in Großbritannien gehen die Meteorologen davon aus, dass die Temperaturen am Donnerstag auf über 39 Grad steigen könnten – das wäre ebenfalls ein Rekord.

In vielen südeuropäischen Urlaubsorten ist es dagegen derzeit sogar kühler als in Deutschland: Etwa in Athen betrug die Lufttemperatur um 12.00 Uhr 30,9 Grad, auf Ibiza 30,0 und in Lissabon gerade einmal 26,5 Grad.

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Am Freitag wird es wieder heiß

Der DWD rechnete für Freitag noch einmal mit Hitze, auch wenn der Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle demnach nun aber wohl überschritten ist. Im Westen Deutschlands könnte es noch einmal knapp 40 Grad heiß werden, sonst liegen die Höchstwerte zwischen 32 und 38 Grad – also keine echte Abkühlung. Im Osten Deutschlands dürften die Werte nicht über 35 Grad steigen, im Nordosten und an den Küsten liegen die Höchsttemperaturen bei 29 Grad.


Am Wochenende sollen die Temperaturen einen deutlichen Satz nach unten machen; dann ist es am Samstag "nur" 27 bis 34 Grad warm. Zudem steigt das Gewitterpotenzial von Freitag an und während des Wochenendes. Vor allem in der Südhälfte Deutschlands und im Westen sind auch örtlich Unwetter möglich.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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