Rätselraten um Absturzursache AirAsia-Flug QZ8501 endete wohl nicht wegen eines Gewitters
Der AirAsia-Flug QZ8501 ist vermutlich nicht wegen eines Gewitters abgestürzt. Schlechtwetterfronten seien in der zivilen Luftfahrt alltäglich und die Maschinen entsprechend ausgerüstet, sagte Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg in Hamburg. Die Piloten würden Schlechtwettergebiete umfliegen.
Auch die Änderung der Flughöhe und der Flugroute, wie sie der Pilot bei der Flugüberwachung erbeten und erhalten hatte, sei ein Routinevorgang. "Rund um den Äquator gibt es viele Gewitter. Darauf sind die Piloten einer indonesischen Fluglinie eingestellt", sagte Schellenberg. Die Fluglinie AirAsia weise eine einwandfreie Sicherheitsbilanz auf.
Die Suche nach dem Wrack des Flugzeugs könnte Tage, Wochen oder Monate dauern. Schellenberg verwies auf die Air-France-Maschine, die 2009 vor Brasilien abgestürzt war. Hier hatte es zwei Jahre gedauert, um die Aufzeichnungsgeräte zu finden, zu bergen und auszuwerten. Im Fall des Flugs MH370 von Malaysian Airlines, der im März verschollen ist, konnte bis heute die Absturzstelle nicht lokalisiert werden.
Airbus bleibt verschwunden
Suchmannschaften fanden auch am Montag in Südostasien keine Spur von der am Sonntag verschwundenen AirAsia-Passagiermaschine. Die Retter brachen die Suchaktion kurz vor Einbruch der Dunkelheit (Ortszeit) ab und wollten am Dienstagmorgen weiter nach dem Airbus A320 suchen. An Bord des Flugzeuges waren insgesamt 162 Menschen, überwiegend Indonesier.
Am Montag waren dutzende Flugzeuge, Schiffe und Hubschrauber aus Indonesien, Malaysia und Singapur in der Javasee zwischen Sumatra und Borneo im Einsatz gewesen. "Wir haben keinerlei Informationen über den Verbleib des Flugzeugs", räumte der Chef der Transportsicherheitsbehörde, Tatang Kurniadi, ein.
Auch Wrackteile wurden nicht gefunden. Ein australisches Suchflugzeug hatte zwar Treibgut im Wasser aufgespürt. Dieses stamme jedoch nicht von dem Flugzeug, sagte Indonesiens Vizepräsident Jusuf Kalla bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Kalla bat die Angehörigen der Passagiere, sich auf "das Schlimmste" einzustellen.
100 Seemeilen vor der Insel Belitung wurde zudem eine Ölspur entdeckt. Experten untersuchten, ob es sich um Flug- oder um Schiffsbenzin handelt, teilte die indonesische Luftwaffe mit. Ergebnisse lagen zunächst nicht vor.
"Wir gehen davon aus, dass die Maschine auf dem Meeresboden liegt", sagte der Chef der Such- und Rettungsbehörde, Bambang Sulistyo. "Wenn das stimmt, wird es schwierig sein, sie zu lokalisieren, weil unsere Ausrüstung dafür nicht ausreicht."
Er bezog sich auf Schleppsonden, die unter Wasser Ultraschallsignale auffangen können. Die Datenschreiber in jedem Flugzeug sind mit so genannten Ortungsbaken ausgestattet, die solche Signale aussenden. Singapur bot die Entsendung von zwei solcher Schleppsonden an.
Großes Suchgebiet
"Wir suchen auch an Land", sagte der Chef der Zivilluftfahrt-Behörde, Djoko Murjatmojo. "Wir können nicht ausschließen, dass die Maschine in Westkalimantan (auf Borneo) oder auf Bangka oder Belitung abgestürzt ist." Das Suchgebiet umfasst rund 13.000 Quadratkilometer, eine Fläche fünf Mal so groß wie das Saarland.
Lokale Medien berichteten von Fischern, die in der Region am Sonntagmorgen einen lauten Knall gehört haben wollen. Solche Berichte zu verifizieren ist nach Angaben der Such- und Rettungsdienste aber extrem schwierig. In Jakarta traf ein Team von Airbus ein, um bei der Untersuchung der Unglücksursache zu helfen. Ohne Ortung der Maschine und der Blackboxes konnten sie aber wenig tun.
Der Billig-Flieger war auf dem Weg von Surabaya in Indonesien nach Singapur und verschwand vom Radar, kurz nachdem der Pilot eine Gewitterfront gemeldet und um Kursänderung gebeten hatte. Seit dem frühen Sonntagmorgen (kurz nach Mitternacht MEZ) fehlt jeder Kontakt zu der sechs Jahre alten Maschine. AirAsia korrigierte erste Angaben zur Erfahrung des Piloten: Kapitän Iriyanto hatte 6100 Flugstunden nur mit AirAsia absolviert, insgesamt aber 20.537 Flugstunden.