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Norwegen: Orkane mit bis zu 200 km/h – Betroffene berichten aus Sturmgebiet


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Sturmserie trifft auf Norwegen
"Man spürt die Gewalt der Natur"


Aktualisiert am 01.02.2024Lesedauer: 4 Min.
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Sturmtief verstärkt sich: Wetterkarten zeigen, was das auch für Deutschland bedeutet (Quelle: t-online)
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In Norwegen wird die Bevölkerung vor einem Extremwetterereignis gewarnt: Eine Orkanserie mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde naht. Drei Menschen erzählen, wie sie den Sturm erleben.

Norwegen wird in dieser Woche gleich von mehreren Stürmen getroffen. Der Meteorologe Paul Heger geht davon aus, dass es sich um eine historische Serie von Stürmen handeln dürfte, wie er auf wetter.com schreibt. Während Anfang der Woche Orkan Dagmar auf Skandinavien traf, bereiten sich die Menschen am Mittwoch auf Orkan Ingunn vor. In Deutschland besser bekannt als Tief Margit.

Auf der norwegischen Insel Sørøya erreichte Dagmar rekordverdächtige Windgeschwindigkeiten von 222 Kilometern pro Stunde. Orkan Ingunn soll weiter südlich über das Land ziehen, es werden stellenweise ebenfalls Windgeschwindigkeiten von über 200 Kilometern pro Stunde erwartet.

Norwegen ist im Süden weitaus dichter besiedelt als im Norden, weshalb Experten Ingunn als weitaus gefährlicher einschätzen als seine Vorbotin Dagmar. Doch wie ist die Lage bei den Menschen in Norwegen? t-online hat mit Menschen vor Ort gesprochen. Mit Steffi Schenzle aus Tromsø im Norden des Landes und mit Laura und Florian Lohoff, die im Westen nahe der Stadt Alesund leben. Alle drei stammen ursprünglich aus Deutschland.

t-online: Wie ist die Sturmlage bei Ihnen?

Steffi Schenzle: Bei uns im Norden ist es bereits wieder etwas ruhiger. Aber die letzten Tage haben wir den Orkan Dagmar bereits stark zu spüren bekommen. An der ungeschützten Küste waren es teilweise Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde. Hier in der Stadt war es auch schon ziemlich stürmisch – ich war wirklich froh, dass wir nicht an der Küste leben.

 
 
 
 
 
 
 

Florian Lohoff: Das Zentrum von Ingunn ist bisher knapp an uns vorbeigezogen, mehr ins nördliche Landesinnere. Die Böen hier sind zwar sehr heftig, aber es könnte definitiv schlimmer sein. Wir sind vor allem froh, dass wir noch Strom haben. Die Nacht steht uns aber noch bevor.

Laura Lohoff: Wir leben in einem klassischen Holzblockhaus. Die Böen sind hier teils so stark, dass man wirklich merkt, wie sich das ganze Haus mitbewegt. Sowas kennt man in Deutschland gar nicht. Obwohl man im Haus ist, hat man das Gefühl, mittendrin zu sein – man spürt die Gewalt der Natur.

Welche Auswirkungen hatte der Sturm auf das öffentliche Leben im Norden?

Steffi Schenzle: Am Montag wurden hier alle Flüge gestrichen – da ging gar nichts mehr. Mein Besuch aus Deutschland saß deshalb bis vor zwei Stunden bei mir fest. Hier oben haben wir viele Fähren, die haben auch alle den Betrieb eingestellt. In der Region ist viel kaputtgegangen, es hat teilweise ganze Wohnmobile zerdrückt. Die Versicherungen haben bereits Hunderte von Schadensmeldungen erhalten. Zudem wurden Brücken gesperrt.

Auch die berühmte Tromsø-Brücke wurde für gut sieben Stunden gesperrt. Sie führt auf die Insel Kvaløya, die von sehr vielen Menschen bewohnt wird. Vor der Brücke haben sich Staus gebildet und die Menschen haben darauf gewartet, dass sie wieder nach Hause können.

Die Menschen in Kvaløya waren also gut sieben Stunden von der Außenwelt abgeschnitten?

Steffi Schenzle: Ja, genau – obwohl man an der Stelle auch betonen muss, dass man in Norwegen sehr gut auf schlechtes Wetter vorbereitet ist. Es wurden bereits vor der Sperrung Krankenwagen und Einsatzkräfte auf die Insel verlegt. Aber ich hatte auch mehrere Kollegen, die an diesem Tag nicht mehr nach Hause auf das Festland konnten – sie mussten auf der Insel übernachten.

Laura Lohoff: Hier bei uns in Alesund sind auch Schulen, Kitas und andere Einrichtungen geschlossen. Wir hätten heute einen Termin im Finanzamt gehabt, aber dort wurden alle Termine abgesagt. Da Fährverbindungen und Brücken ebenfalls geschlossen wurden, wären wir aber so oder so nicht bis zum Finanzamt gekommen.

Die Interviewpartner

Steffi Schenzle lebt seit mehreren Jahren im Norden von Norwegen. Sie kommt ursprünglich aus Deutschland.

Laura und Florian Lohoff sind im Oktober 2023 nach Norwegen ausgewandert, zuvor lebten sie mit ihrer kleinen Tochter in Berlin. Von der Stadt Alesund an der Westküste leben sie ungefähr eine Autostunde entfernt.

Haben Sie sich besonders auf den Sturm vorbereitet?

Steffi Schenzle: Nein, nicht wirklich, wir haben ein paar Sachen festgebunden, aber mehr auch nicht.

Laura Lohoff: Wir haben uns vor allem auf einen Stromausfall vorbereitet. Das heißt, wir haben uns Essen vorgekocht, einen Wasservorrat angelegt und das Brennholz aufgefüllt. Damit wir im Notfall zwei bis drei Tage autark leben können.

Wurden Sie in Ihrer Region vor dem Sturm gewarnt?

Steffi Schenzle: Ja, die Wetterdienste haben bei uns davor gewarnt. Man sollte unbedingt im Haus bleiben. Sobald man ins Internet gegangen ist, sind überall die Warnmeldungen erschienen – man konnte sie eigentlich gar nicht übersehen. Deswegen wurden auch viele Schulen und Kindergärten in den letzten Tagen geschlossen.

Florian Lohoff: Bei uns wurde nicht nur von den Wetterdiensten gewarnt, sondern direkt von der Regierung. Wir haben die Warnungen direkt auf das Handy bekommen. Vor allem wurde vor Stromausfällen durch umgewehte Bäume gewarnt.

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Im Norden soll das Wetter allgemein etwas rauer sein. Ist diese Sturmserie so historisch, wie es Experten vorhergesagt hatten?

Steffi Schenzle: Bei einem meiner Lieblingscafés hat es das komplette Dach weggeweht. Ein Nachbar des Cafés meinte, dass er noch nie einen so schlimmen Sturm in Norwegen erlebt hat. Der Mann ist 1945 geboren und hat sein gesamtes Leben in Norwegen verbracht. Als ich das gehört habe, war mir klar, dass wir während des Sturms drinnen bleiben.

Florian Lohoff: Wir leben erst seit einigen Monaten in Norwegen, haben hier aber bereits einige kräftige Stürme erlebt. Die waren auch nicht ohne, aber dieser Sturm ist anders. Dass wir von der Regierung gewarnt wurden, zu Hause zu bleiben, alle hier im Homeoffice sind und die Schulen geschlossen wurden – das ist schon eine extreme Ausnahmesituation.

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Wie blickt ihr auf die kommenden Sturmstunden?

Laura Lohoff: Bisher hatten wir mehr oder weniger Glück. Aber man weiß nie genau, wo der Sturm als Nächstes hinzieht. Vor einer Stunde war das Sturmzentrum an der Westküste, es kann gut sein, dass es in der Nacht weiter ins Landesinnere, zu uns zieht. Wir sind gespannt, wie es hier so weiter verläuft.

Steffi Schenzle: Aktuell sieht es so aus, als würden wir dieses Mal verschont bleiben. Zwar gibt es immer mehr Warnmeldungen für den Norden, aber das Zentrum des Sturms dürfte eher südlich auftreten. Wahrscheinlich werden wir hier nur die Ausläufer zu spüren bekommen – was immerhin auch Windgeschwindigkeiten von 120 Kilometern pro Stunde bedeutet.

Verwendete Quellen
  • Videointerview mit Steffi Schenzle (Mittwoch, 13.30 Uhr)
  • Videointerview mit Laura und Florian (Mittwoch, 20.30 Uhr)
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