"Bild" reagiert auf Döpfner-Äußerungen "Was soll man jetzt von uns denken?"
Umstrittene Aussagen von Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner sorgen für Diskussionen. Nun haben sich Chefredaktion und Mitarbeiter der "Bild"-Zeitung geäußert.
"Bild"-Chefredakteurin Marion Horn hat ihren Chef, den Axel-Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner, zu einer Entschuldigung für seine umstrittenen Äußerungen aufgefordert. In einem am Freitagabend auf der "Bild"-Website veröffentlichten Kommentar schrieb Horn: "Ja, Mathias Döpfner hat Sätze gesimst, die so wie sie dastehen, absolut nicht in Ordnung sind. Aber das ist nicht, was wir bei BILD oder in diesem Verlag denken. Eigentlich ist eine Entschuldigung fällig, Chef!"
In ihrer Reaktion veröffentlichte die "Bild"-Zeitung neben dem Kommentar von Horn auch einen Bericht mit anonymen Stimmen von Mitarbeitern. So wird unter der Überschrift "Was ist los bei 'Bild'?" etwa ein Reporter zitiert, der aus Ostdeutschland stammen soll: "Wir kämpfen hier um jeden Leser, und dann beschimpft mich der Vorstandschef. Das war der schlimmste Arbeitstag, den ich bei BILD je hatte." Generell werde in der Redaktion "emotional diskutiert", heißt es weiter. Der Tenor laute demnach: "Was soll man jetzt von uns denken?"
Am Donnerstag hatte eine Recherche der Wochenzeitung "Die Zeit" für Wirbel in der deutschen Medienlandschaft gesorgt: Döpfner soll in privaten Nachrichten abfällige Äußerungen über mehrere Bevölkerungsgruppen getätigt haben – unter anderem über Ostdeutsche und Muslime. Das Blatt berief sich auf Dokumente, die aus den vergangenen Jahren stammen sollen. Es handele sich um E-Mails und Chatnachrichten aus dem engsten Führungskreis des Medienkonzerns, viele seien vom Springer-Chef selbst. Die Zeitung listete Zitate auf. Döpfner soll sich zudem vor der Bundestagswahl eine FDP-freundliche Berichterstattung von der "Bild" gewünscht haben. Mehr zu den Enthüllungen lesen Sie hier.
Horn: "Lasse mir von niemandem sagen, was BILD zu schreiben hat"
Horn, seit vergangenem Monat Vorsitzende der "Bild"-Chefredaktionen, räumte nun in ihrem Kommentar ein: "Die Veröffentlichung von privaten Nachrichten unseres Vorstandschefs verunsichern das BILD-Team, unsere Familien, Freunde und unsere Leser. Viele sind wütend, weil er sich z. B. respektlos über Ostdeutsche geäußert hat. Mir gefällt das auch nicht."
Der Kommentar trägt die Überschrift: "Ich lasse mir von niemandem sagen, was BILD zu schreiben hat". An anderer Stelle schreibt Horn über Döpfner, der auch einen größeren Teil der Konzernanteile hält: "Unser erster Grundsatz ist das Eintreten für die Freiheit." Das bedeute auch, dass "Bild" frei darin sei, so zu berichten, wie es die Zeitung für richtig halte. "Und diese Freiheit verteidigt Mathias Döpfner jeden Tag, auch gegen Widerstände aus Politik, Wirtschaft und Kultur."
Nach Veröffentlichung des "Zeit"-Artikels hatte sich Döpfner zuvor schon im betriebseigenen Intranet zu Wort gemeldet: "Wie ich denke, zeigen meine über vier Jahrzehnte publizierten Artikel. Für jedes veröffentlichte Wort lasse ich mich in die Verantwortung nehmen. Aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel können nicht als mein 'wahres Denken' dagegengesetzt werden."
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- bild.de: "Ich lasse mir von niemandem sagen, was BILD zu schreiben hat"
- bild.de: "Was ist los bei BILD?"