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Konklave: Was hinter den geschlossenen Toren des Vatikans passiert


Die geheimste Wahl der Welt
Die dramatischen Rituale des Konklaves


28.04.2025 - 17:12 UhrLesedauer: 5 Min.
Konklave 2013: Die Kardinäle versammeln sich zur Papstwahl in der Sixtinischen Kapelle.Vergrößern des Bildes
Konklave 2013: Die Kardinäle versammeln sich zur Papstwahl in der Sixtinischen Kapelle. (Quelle: picture alliance /ap)
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Hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle entscheidet sich das Schicksal der katholischen Kirche – streng geheim und uralten Regeln folgend. Die Rituale des Konklaves.

Die Wahl eines neuen Papstes zieht Menschen weltweit in ihren Bann – ganz gleich, ob sie katholisch sind oder nicht. Die Papstwahl ist vielleicht die einzige geheime Wahl der Welt, die wirklich diesen Namen verdient, schreibt der römisch-katholische Priester und Kirchenhistoriker Hubert Wolf. Eine faszinierende Vorstellung: Die Kardinäle allein mit Gott im Angesicht von Michelangelos Jüngstem Gericht in der Sixtinischen Kapelle. Wer nicht den Papst wählt, den Gott will, riskiert ewige Verdammnis.

Aber woher wissen die Kirchenfürsten, wen Gott auf dem Papstthron sehen will? Wie fällen sie ihre Entscheidung hinter den verschlossenen Toren des Vatikans? Welcher Kardinal wählt wen? Die Antworten sollen für die Ewigkeit geheim bleiben. Dafür sorgt die geltende Papstwahlordnung. Die wichtigsten Regeln des Konklaves im Überblick.

Wer wählt den Papst?

Die Wahl des Papstes liegt ausschließlich in den Händen der Kardinäle. Dieses Prinzip geht auf ein Dekret von 1059 zurück. Heute gilt: Nur Kardinäle unter 80 Jahren sind wahlberechtigt. Diese Altersgrenze wurde 1970 von Papst Paul VI. eingeführt und spiegelt die Sorge wider, dass ältere Kardinäle aufgrund von Gebrechlichkeit oder gesundheitlicher Schwäche nicht mehr aktiv an einem langen Konklave teilnehmen könnten. "Die Entscheidung, Kardinälen über 80 Jahre das Wahlrecht zu entziehen, sollte die Handlungsfähigkeit des Konklaves sichern und die Zahl der Wähler auf eine überschaubare Größe begrenzen", erklärt der Historiker Wolf diese Entscheidung.

Die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle beläuft sich aktuell auf 135. Sie reisen nun aus aller Welt in die Ewige Stadt.

Wer kann Papst werden?

Theoretisch kann jeder getaufte, männliche Katholik Papst werden, sofern er bereit ist, die Bischofsweihe zu empfangen. Wolf erklärt: "Es ist zumindest theoretisch möglich, einen Nichtkardinal, ja sogar einen Nichtbischof zum Papst zu wählen." Praktisch wird aber seit Jahrhunderten immer ein Kardinal gewählt. Seit Urban VI. im Jahre 1378 wurde niemand mehr zum Papst gewählt, der nicht Kardinal war. (Im Juli 1294 wurde aus Kalkül ein Einsiedler zum Papst gewählt. Mehr dazu lesen Sie hier.)

Frauen sind ausgeschlossen, weil nur Männer die Priester- und Bischofsweihe empfangen können.

Wo findet die Papstwahl statt?

Ort des Geschehens ist heute die weltberühmte Sixtinische Kapelle im Vatikan. Sie wurde zwischen 1475 und 1483 unter Papst Sixtus IV. erbaut und ist berühmt für Michelangelos Fresken, unter anderem das "Jüngste Gericht" an der Altarwand.

Ursprünglich fanden Papstwahlen öfter an anderen Orten statt, je nach Sterbeort des Papstes – etwa in Viterbo, Perugia oder Avignon. Erst seit dem 19. Jahrhundert hat sich die Wahl in der Sixtinischen Kapelle als feste Tradition etabliert.

In der Kapelle haben die Kardinäle eine feste Sitzordnung. Sie richtet sich nach dem Dienstalter in der Würde des Kardinals. Auf den Plätzen der Kardinäle liegen eine Mappe mit Wahlzetteln, ein Stift, die Liste der wahlberechtigten Kardinäle, Hinweise zur Zeremonie des Konklaves und das sogenannte Stundenbuch, das liturgische Texte enthält.

Wie läuft das Konklave ab?

Die Kardinäle sind völlig von der Außenwelt isoliert. Der Begriff Konklave leitet sich vom lateinischen "cum clavis" ab, was "mit Schlüsseln" bedeutet. Das verweist auf die Praxis, die Kardinäle während der Papstwahl buchstäblich einzuschließen und von der Außenwelt zu isolieren, um eine freie Entscheidung sicherzustellen. Handys, Kameras und Mikrofone sind verboten, Verstöße gegen die Geheimhaltung werden mit Exkommunikation bestraft. Vor Beginn durchsuchen Techniker den Raum nach Wanzen, um jegliches Abhören zu verhindern.

Kandidatenreden oder Gegenreden sind während des Konklaves nicht erlaubt. Jeder wahlberechtigte Kardinal erhält einen Stimmzettel mit der lateinischen Aufschrift: "Eligo in Summum Pontificem" ("Zum Papst wähle ich"). Nach Eintrag des Namens wird der Zettel gefaltet, auf einen Hostienteller gelegt und dann in einen Kelch geworfen – eine Maßnahme, um Mehrfachabstimmungen zu verhindern.

Video | So läuft das Konklave ab
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Quelle: Glomex

Der katholische Ordenspriester Paulus Terwitte erklärt im Gespräch mit t-online das Vorgehen: "Zu Beginn der Wahl schreibt jeder wahlberechtigte Kardinal den Namen seines Wunschkandidaten auf einen Stimmzettel. Nach den ersten Wahlgängen zeigt sich oft, welche Kardinäle favorisiert werden. Es gibt bis zu vier Wahlgänge pro Tag. Gewählt ist derjenige, der eine Zweidrittelmehrheit erreicht."

Ein Kardinal nach dem anderen schreitet bei jedem Wahlgang auf den Altar unter Michelangelos Fresko zu und sagt, bevor er sein Votum in die Wahlurne wirft: "Ich rufe Christus, den Herrn, als Zeugen an, dass ich denjenigen wähle, dem ich nach dem Willen Gottes meine Stimme geben muss."

Nach jedem Wahlgang werden die Stimmen ausgezählt und verbrannt. Das Verbrennen erfolgt auf besondere Weise: Der dabei entstehende Rauch dient der Öffentlichkeit als Signal. Steigt schwarzer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle, bedeutet dies, dass die Wahl nicht erfolgreich war. Das Konklave wird fortgesetzt. (Lesen Sie hier, wie der Rauch weiß oder schwarz wird.)

Wer leitet das Konklave?

Normalerweise würde der Dekan des Kardinalskollegiums die Leitung des Konklaves übernehmen. Giovanni Battista Re, der dieses Amt innehat, ist jedoch mit 91 Jahren zu alt, um selbst noch an der Wahl mitzuwirken. Auch der Vizedekan Leonardo Sandri überschreitet mit 81 Jahren die Altersgrenze und darf daher nicht am Konklave teilnehmen.

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In diesem Fall koordiniert daher der dienstälteste Kardinalbischof unter den Wahlberechtigten die Papstwahl. Nur 13 der Kardinäle des aktuellen Kardinalskollegiums sind Kardinalbischöfe. Es ist die höchste Stufe in der Ehrenrangfolge – gefolgt von Kardinalpriestern und Kardinaldiakonen.

Der dienstälteste Kardinalbischof ist derzeit Pietro Parolin – vatikanischer Staatssekretär und damit die Nummer 2 in der Kirchenhierarchie. In Abwesenheit des Papstes ist er der ranghöchste Geistliche. Parolin gilt gleichzeitig als einer der Favoriten auf den Papstthron.

Gibt es Begrenzungen für die Dauer des Konklave?

Offiziell gibt es keine festgelegte Zeitspanne. "Wenn sich die Wahl sehr lange hinzieht, können die Kardinäle jedoch beschließen, eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen durchzuführen", erläutert der Ordenspriester Terwitte. Für die Wahl zum Papst ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich.

Wie erfährt die Welt, dass ein neuer Papst gewählt wurde?

Sobald ein Kandidat die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Stimmen erreicht hat, wird er gefragt, ob er die Wahl annimmt und welchen Papstnamen er wählt. Mit seiner Zustimmung wird er sofort zum neuen Bischof von Rom. Aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle steigt weißer Rauch auf – ein Zeichen, dass die Kirche einen neuen Papst hat.

Anschließend begibt sich der frisch gewählte Papst in eine Kammer neben der Sixtinischen Kapelle, wo drei päpstliche Gewänder in verschiedenen Größen für ihn bereitliegen. Er zieht eines davon an, bevor er gemeinsam mit den Kardinälen zur Mittelloggia des Petersdoms schreitet.

Auf dieser berühmten Loggia der Päpste verkündet dann der französische Kardinal Dominique Mamberti, derzeit der ranghöchste Kardinaldiakon, mit der traditionellen Formel auf Latein: "Habemus Papam!" – "Wir haben einen Papst!" Daraufhin zeigt sich der neue Pontifex der Weltöffentlichkeit.

Wie geheim ist das Konklave wirklich?

Alle Unterlagen – Stimmzettel und Notizen – werden verbrannt: "Die Stimmzettel werden im Kanonenofen der Sixtinischen Kapelle verbrannt, zusammen mit allen möglichen Aufzeichnungen der Kardinäle", schreibt der Kirchenhistoriker Wolf.

Dennoch: "Immer wieder plaudert der eine oder andere Kardinal absichtlich oder nebenbei Details aus dem Konklave aus." Diese Informationslecks entstünden häufig in inoffiziellen Gesprächen oder Memoiren, die erst Jahre später erscheinen. Solche Berichte seien aber stets mit großer Vorsicht zu genießen.

Da die Wahlordnung strenge Geheimhaltung vorschreibt und Verstöße mit Exkommunikation bedroht sind, gibt es keine offiziell bestätigten Aufzeichnungen darüber, wer wann wie abgestimmt hat.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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