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Mun-Sekte: Massenhochzeiten in südkoreanischer Vereinigungskirche


Massenhochzeiten, Medien, Geld und Macht
Das imperiale Netz der Mun-Sekte

Von t-online, nic

Aktualisiert am 19.01.2025 - 15:07 UhrLesedauer: 3 Min.
Beerdigung des Sektenführers Sun Myung Mun im September 2012: Heute ist die Bewegung in mehrere Fraktionen zerbrochen.Vergrößern des Bildes
Beerdigung des Sektenführers Sun Myung Mun im September 2012: Heute ist die Bewegung in mehrere Fraktionen zerbrochen. (Quelle: imago stock&people/imago-images-bilder)
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Die südkoreanische Mun-Sekte zwingt ihre Anhänger durch extreme Rituale zum Gehorsam. Ihr Gründer Sun Myung Mun baute ein globales Geschäftsimperium auf.

Die sogenannte Vereinigungskirche, besser bekannt als Mun-Sekte, gilt als eine der umstrittensten religiösen Bewegungen der modernen Geschichte. Ihr Begründer, der Südkoreaner Sun Myung Mun, inszenierte sich als Messias und verfolgte eine Vision, die die Welt unter einer neuen Ordnung vereinen sollte – seiner Ordnung. Doch hinter der Fassade von religiöser Hingabe und überdimensionalen Massenhochzeiten verbarg sich ein System aus Manipulation, Ausbeutung und Gedankenkontrolle.

Beginn einer kontroversen Bewegung

Sun Myung Mun gründete die "Vereinigungskirche" 1954 in Südkoreas Hauptstadt Seoul. Der selbsternannte "Herr der zweiten Ankunft" behauptete, er habe von Jesus persönlich den Auftrag erhalten, das "unvollendete Werk" zu vollbringen. Muns Lehren, festgehalten in dem Pamphlet "Das göttliche Prinzip", präsentierten eine eigenwillige Interpretation der Bibel: Der Sündenfall sei auf Evas angebliche Affäre mit Luzifer zurückzuführen.

Innerhalb weniger Jahre verbreitete sich Muns Bewegung in der ganzen Welt. In den USA fand Mun insbesondere in den 1970er-Jahren viele Anhänger. Zu Spitzenzeiten zählte die Sekte nach eigenen Angaben drei Millionen Mitglieder in 120 Ländern. Doch mit dem Wachstum kamen auch die ersten Vorwürfe: Kritiker bezichtigten Mun, Mitglieder systematisch zu isolieren, sie finanziell auszubeuten und sie durch strenge Rituale sowie emotionale Manipulation in Abhängigkeit zu halten.

Gedankenkontrolle und Entfremdung

Ehemalige Mitglieder berichten, wie neue Rekruten mit subtilen Methoden in die Gruppe gezogen wurden. "Lovebombing", also übermäßige Aufmerksamkeit und Lob, sowie Einladungen zu harmlos wirkenden Treffen dienten dazu, emotionale Bindungen zu schaffen. Schritt für Schritt wurden sie in abgelegene Camps getrieben, wo Schlafentzug, Gruppengesänge und eine strikte Tagesstruktur die Rekruten zermürbten.

Aussteiger berichten, keine Kraft mehr gehabt zu haben, um zu widersprechen. Diese Taktiken wurden von Experten als klassische Techniken der Gedankenkontrolle identifiziert, die darauf abzielen, die Persönlichkeit der Mitglieder zu brechen und sie vollständig auf die Sektengemeinschaft einzuschwören.

So errichtete Mun sein globales Machtimperium

Mun war nicht nur ein religiöser Anführer, sondern auch ein geschickter Geschäftsmann. Er baute ein Imperium auf, das von Zeitungen wie der konservativen "Washington Times" über Hotelketten bis hin zu Waffenfabriken reichte. Diese Unternehmen wurden oft durch Spenden und die Arbeit der Mitglieder finanziert. Vollmitglieder der Kirche lebten in Kommunen und gaben ihr gesamtes Einkommen an die Gemeinschaft ab.

Auch in der Politik hatte Mun Einfluss. Eine Reportage der "Neuen Zürcher Zeitung" beschreibt, wie enge Verbindungen zwischen der Kirche und hochrangigen Politikern – insbesondere in Japan – zu Kontroversen führten.

Massenhochzeiten und Verbindungen zu Eliten

In Südkorea und den USA suchte er den Kontakt zu konservativen Kreisen. In Japan pflegte die Mun-Sekte enge Beziehungen zur politischen Elite, darunter auch zum ehemaligen Premierminister Shinzō Abe, der 2022 erschossen wurde. Der Attentäter Abes soll auch aus Hass auf die Vereinigungskirche gehandelt haben.

Diese Verbindungen zu Eliten lösten erhebliche öffentliche Kontroversen aus und warfen Fragen über die Verflechtung von Religion und Politik auf. Kritiker vermuten, dass Mun seine finanziellen Mittel nutzte, um politische Förderer zu gewinnen.

Ein Markenzeichen der Moonies, wie Mitglieder der Sekte häufig genannt werden, sind ihre Massenhochzeiten, bei denen Hunderte, manchmal Tausende Paare gleichzeitig vermählt werden. Mun persönlich wählte viele der Ehepartner aus. Die Zeremonien sollen laut Mun die Menschheit vereinigen und die Welt von Sünde befreien. Die Partnerwahl erfolgt häufig jedoch vollkommen willkürlich. So heiraten nicht selten Menschen, die nicht einmal dieselbe Sprache sprechen.

Deshalb spaltete sich die Mun-Sekte

Sun Myung Mun starb 2012 im Alter von 92 Jahren. Seitdem ist die Bewegung in mehrere Fraktionen zerbrochen, die alle Anspruch auf seine spirituelle Nachfolge erheben. Während seine Witwe Hak Ja-han weiterhin Massenhochzeiten organisiert, führt einer von Muns Söhnen eine Splittergruppe an, die durch eine Waffenzeremonie mit AR-15-Gewehren internationale Aufmerksamkeit erregte.

Die bizarren Aufnahmen aus dem Jahr 2018 finden Sie in unserer Fotogalerie:

Heute berichten viele Aussteiger über ihre traumatischen Erlebnisse in der Sekte. Sie erzählen von Zwangsarbeit, emotionalem Missbrauch und der Entfremdung von ihren Familien. Einige ehemalige Mitglieder haben sich zu Hilfsorganisationen zusammengeschlossen, um anderen zu helfen, die Sekte zu verlassen und ein neues Leben aufzubauen.

In Deutschland sollen weiterhin etwa 300 Familien mit ungefähr 600 bis 800 Kindern Teil der Mun-Bewegung sein. Ehemalige Mitglieder schätzen die Zahl der weltweiten Mitglieder auf "nicht mehr als 100.000", wie die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in einem Bericht mitteilt.

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