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Stadtbücherei Münster: Hinweise auf Büchern –Zensur?


"Einordnungshinweise"
Zensur? Stadtbücherei warnt vor Büchern

Von t-online, aj

Aktualisiert am 14.01.2025 - 07:37 UhrLesedauer: 2 Min.
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Stadtbücherei Münster (Archvibild): Eingeschränkte Meinungsfreiheit? (Quelle: Rüdiger Wölk/imago)
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Die Stadtbücherei Münster hat zwei umstrittene Bücher mit Hinweisen versehen. Eine FDP-Politikerin sieht das als "Angriff auf die Meinungsbildung".

"Der Inhalt dieses Werkes ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar": Diesen Hinweis hat die Bücherei der Stadt Münster auf ein Buch geklebt, das den Titel "Putin – Herr des Geschehens" trägt. Darin beleuchtet Autor Jaqcues Baud die Vorgeschichte des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und versucht, den russischen Präsidenten von der Verantwortung freizusprechen.

Auch ein zweites Buch des Bibliotheksangebots, das mehr als 350.000 Werke umfasst, ist mit einem solchen Hinweis versehen. "2024 – Das andere Jahrbuch" von Gerhard Wisnewski. Auch dieses Buch ist umstritten, da der Autor darin Verschwörungstheorien verbreitet.

Um das Vorgehen der Bücherei mit sogenannten "Einordnungshinweisen" ist in Nordrhein-Westfalen nun eine Debatte entfacht. Kritiker argumentieren, dass diese keine notwendigen Anmerkungen, sondern eine Zensur der Meinungsfreiheit darstellen.

So hat die kulturpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Yvonne Gebauer, die Hinweise auf Büchern als "Angriff auf die Meinungsbildung" bezeichnet. "Wehret den Anfängen! Diese Warnhinweise sind Ausdruck einer bedenklichen Tendenz, die Mündigkeit der Bürger zu untergraben und öffentliche Einrichtungen zu Instrumenten moralischer Bevormundung umzufunktionieren", wird aus einer Mitteilung der FDP-Politikerin in der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ) zitiert.

"Wir gehen damit nicht inflationär um"

Die Leiterin der Stadtbücherei Münster, Cordula Gladrow, weist die Vorwürfe entschlossen zurück. Man wolle vermitteln und nicht zensieren. "Wir als öffentliche Bibliothek behalten uns vor, Medien in einen Kontext zu setzen", sagte sie dem WDR. Den Hinweisen seien Beschwerden von Kunden vorausgegangen, dass die Bücher überhaupt zum Verleih angeboten wurden. Daher müsse immer wieder abgewogen werden. Es seien auch nur zwei Titel des Gesamtangebots betroffen. "Wir gehen damit nicht inflationär um."

Auch Heike Pflugner, Vorsitzende beim Verband "Bibliotheken NRW" hält die Kritik der FDP-Politikerin Gebauer für einen "Sturm im Wasserglas". Der sei wohl dem Bundestagswahlkampf geschuldet, sagte sie der "WAZ". "Man kann diese Bücher lesen oder nicht lesen, das steht jedem frei." Pflugner erklärt, dass Bibliotheken sich immer wieder mit der Frage beschäftigen müssen, ob sie bestimmte Bücher verleihen sollen. "Bei Thilo Sarrazins Buch 'Deutschland schafft sich ab' gab es auch heftige Diskussionen", sagte sie. Man habe es dennoch zur Verfügung gestellt.

Der Direktor der Stadtbücherei Düsseldorf, Norbert Kamp, teilt dagegen die Meinung seiner Kollegen nicht. "Ich bin seit 34 Jahren im Dienst, und in der ganzen Zeit gab es keine Einflussnahme auf die Auswahl der ausleihbaren Medien hier im Haus, egal von welcher Seite", sagte Kamp der "Rheinischen Post". Man richte sich nach den Bedürfnissen der Kunden und wolle die Nutzenden nicht bevormunden, sondern setze darauf, dass jeder für sich selbst entscheidet, was wie rezipiert wird.

Verwendete Quellen

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