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London: "Weltuntergangs-Wrack" könnte Feuer-Tsunami in Themse auslösen


Vor London
"Weltuntergangswrack" könnte Feuer-Tsunami auslösen

Von t-online, lma

17.08.2024Lesedauer: 3 Min.
Die Stelle, an der die SS Richard Montgomery gesunken ist: Warntafeln weißen auf die am Grund liegende Gefahr hin.Vergrößern des Bildes
Die Stelle, an der die SS Richard Montgomery gesunken ist: Warntafeln weisen auf die am Grund liegende Gefahr hin. (Quelle: UK Government )

1.400 Tonnen Sprengstoff versetzen Experten in Besorgnis. Ein Schiffswrack könnte einen Tsunami in der Themse auslösen.

Einst wurde die SS Richard Montgomery in den USA gebaut, um die Verluste der Alliierten im U-Bootkrieg des Zweiten Weltkriegs zu kompensieren. Das Schiff brachte ab dem Jahr 1943 Güter über den Atlantik. Am 20. August 1944 sank das Transportschiff mit rund 1.400 Tonnen Sprengstoff an Bord. Ursprünglich hatte der Frachter rund 7.000 Tonnen Sprengstoff geladen, rund 5.600 Tonnen wurden bereits gesichert.

Eine Sandbank in der Themse, knapp mehr als 60 Kilometer vom Zentrum Londons entfernt, wurde dem Transporter zum Verhängnis. Experten schlagen nun laut der "Daily Mail" Alarm und fordern Großbritannien zum Handeln auf, die bisher geplanten Maßnahmen würden nicht ausreichen. Das Wrack würde immer weiter zerfallen und die Munition sei aktuell noch gut zu bergen. Ist das Wrack erst ein Mal zerfallen, könnte es schwieriger und teurer werden. Außerdem könnte das Einstürzen des Wracks eine Explosion zur Folge haben.

Bereits im Jahr 1970 stellte das Royal Military College of Science fest, dass eine Explosion des gesamten Sprengstoffs zu einer "3.000 Meter hohen Wasser- und Trümmersäule und einem fünf Meter hohen Tsunami" führen würde, wie das britische Parlament in einem Debattenpapier aus dem Jahr 2019 schreibt.

Brennender Tsunami würde Halbinseln treffen

Die nahe gelegene Stadt Sheerness mit knapp 15.000 Einwohnern würde überschwemmt werden. Aufgrund der gefährlichen Ladung sei es auch möglich, dass der Tsunami brennenden Phosphor enthält. Aus dem Wrack entweicht immer wieder Phosphor, steigt an die Wasseroberfläche und entzündet sich, das passiert mindestens 40 Mal pro Jahr, heißt es in dem Schreiben.

Der brennende Tsunami würde auch die Isle of Grain (zu Deutsch: Insel des Getreides) treffen. David Alexander, Professor für Notfallplanung und -management am University College London (UCL), warnt in der "Daily Mail": "Ein Fünftel des britischen Flüssiggases kommt über die Isle of Grain." Die UCL bezeichnet das Wrack als "Weltuntergangswrack".

Alexander ist Autor einer Studie über die Gefahr, die von dem Wrack der SS Richard Montgomery ausgeht, wie die "Daily Mail" schreibt. Der Professor ruft bereits seit Jahren dazu auf, den Sprengstoff zu entfernen, bevor es zu spät sei. Das Wrack könnte auch für terroristische Anschläge missbraucht werden, mahnt der Wissenschaftler gegenüber dem Blatt.

Riss in Wrack wird immer größer

Die Masten des Wracks ragen auch noch aus dem Wasser in der Themsemündung. Damit diese nicht abbrechen und eine Explosion auslösen, sollen sie entfernt werden. Für Alexander ist das keine Lösung des Problems. Die größte Gefahr sieht der Wissenschaftler in dem nahe gelegenen Schiffsverkehr. "Die Sperrzone liegt 200 Meter von einer wichtigen Schifffahrtsstraße entfernt, die von großen Containerschiffen und – noch schlimmer – von Flüssigerdgasschiffen passiert wird", sagte er der "Daily Mail".

Im alljährlichen Bericht über den Zustand des Wracks heißt es, dass ein Riss entlang des Frachtraums immer größer werden würde. Er habe laut der Regierung 37 Zentimeter in der Länge und fünf Zentimeter in der Breite innerhalb eines Jahres zugelegt. Der Report kommt zu dem Schluss, dass der vordere Teil des Schiffes in zwei Teile zu brechen droht.

Experten warnen davor, dass sich der Sprengstoff über den Meeresboden verteilen könnte, wenn das Wrack immer weiter sinkt. Das Verkehrsministerium betonte derweil immer wieder, dass eine Verschlechterung des Zustands der SS Richard Montgomery nicht zu einer höheren Gefahr führen würde und das Wrack unter ständiger Beobachtung stehe. "Die Gefahr einer größeren Explosion wird als gering eingeschätzt", heißt es in einem Schreiben von Mitte Juli.

Sprengstoffe aus dem Zweiten Weltkrieg stellen erhebliche Gefahr dar

Überreste aus den zwei Weltkriegen stellen eine erhebliche Gefahr in den Weltmeeren dar. Alleine in der Deutschen Nordsee kamen zwischen 1945 und 2008 115 Menschen durch alte Munition und Sprengstoff ums Leben.

In der Ost- und Nordsee liegen mehr als 1,5 Millionen Tonnen Munition und Sprengstoff am Meeresgrund, wie das "Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel" schreibt. Auch atomarer Schrott ist ein Problem in den Meeren. In der Karasee vor Russland liegt etwa eine Vielzahl abgebrannter Kernbrennstäbe, Schiffe mit radioaktivem Material und versenkte Atom-U-Boote.

Verwendete Quellen
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