Jury ausgewählt Prozess nach "Rust"-Todesschuss startet
Wie konnte sich an einem US-Filmset ein Schuss aus einer Waffe lösen, die keine scharfe Munition haben sollte? Eine Waffenmeisterin steht nun vor Gericht.
Zweieinhalb Jahre nach dem Tod einer Kamerafrau am Filmset des Westerns "Rust" mit Alec Baldwin kann der erste Strafprozess in dem Fall inhaltlich starten. Zum Auftakt des Verfahrens in Santa Fe (New Mexico) gegen die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed wurden am Mittwoch zwölf Geschworene - sieben Männer und fünf Frauen - sowie vier Ersatz-Juroren ausgewählt, wie ein Gerichtssprecher mitteilte.
Gutierrez-Reed, die bei den Dreharbeiten für Waffen und Sicherheitsvorkehrungen mitverantwortlich war, ist wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Für das Verfahren sind rund zwei Wochen angesetzt. Nach der Jury-Auswahl standen die Eröffnungsplädoyers von Anklage und Verteidigung an. Dutzende Zeugen und Experten könnten in dem Prozess aufgerufen werden. Im Falle eines Schuldspruchs drohen der Waffenmeisterin bis zu 18 Monate Haft.
Alec Baldwin ebenfalls angeklagt
Hauptdarsteller und Produzent Alec Baldwin (65), der bei den Proben für eine Filmszene den Revolver bediente, aus dem sich der tödliche Schuss löste, ist ebenfalls wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Der Prozess gegen den Schauspieler könnte noch in diesem Sommer beginnen, ein genauer Termin ist bislang nicht bekannt. Beide haben die Vorwürfe wiederholt von sich gewiesen und auf nicht schuldig plädiert.
Der folgenschwere Vorfall ereignete sich im Oktober 2021 auf der Bonanza Creek Ranch in New Mexico. Kamerafrau Halyna Hutchins (42) wurde durch das Projektil tödlich getroffen, Regisseur Joel Souza an der Schulter verletzt. Mitarbeiter der Filmcrew hatten sich über Nachlässigkeit und mangelnde Sicherheit am Set beschwert. Die damals 24 Jahre alte Waffenmeisterin habe wenig Berufserfahrung gehabt und sei überfordert gewesen, hieß es.
Anwalt spricht von "Rufschädigung"
Die Staatsanwaltschaft brachte im vorigen Jahr auch Alkohol- und Drogenkonsum als Mitauslöser ins Spiel. Möglicherweise sei Gutierrez-Reed verkatert gewesen, als sie am Set mit Waffen hantiert habe, machte die Anklage geltend. Auch soll sie Kokain an jemanden weitergereicht haben, um so ein mögliches Beweismittel in den Ermittlungen wegzuschaffen. Der Anwalt von Gutierrez-Reed, Jason Bowles, sprach damals von Rufschädigung.
Eine Kernfrage bei dem Prozess dreht sich darum, wie die scharfe Munition an das Set gelangte. Neben sogenannten harmlosen Dummy-Patronen fanden die Ermittler auch echte Patronen an dem Drehort. Gutierrez-Reed hatte den Revolver geladen, der dann Baldwin gereicht wurde. Die Anklage wirft ihr vor, die Munition nicht sorgfältig geprüft zu haben.
- Nachrichtenagentur dpa