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Sachsen: CDU-Plakate mit YouTuber Drachenlord als Kandidat aufgetaucht


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Falsche Werbung ärgert Partei
Hier ist der "Drachenlord" auf Wahl-Plakaten


Aktualisiert am 29.08.2024Lesedauer: 3 Min.
Plakativ: Der "Drachenlord" prangt in Sachsen auf gefälschter CDU-Wahlwerbung. Die Bilder sind aus Aue und Dresden.Vergrößern des Bildes
Plakativ: Der "Drachenlord" prangt in Sachsen auf gefälschter CDU-Wahlwerbung. (Quelle: Screenshot Twitter)

In Sachsen hat die CDU mit gefälschten Plakaten zu kämpfen. Da wird auch als Kandidat ein YouTuber präsentiert, der seit Jahren Zielscheibe einer Szene von Anti-Fans ist.

Kurz vor der Wahl in Sachsen am Sonntag machen Scherzbolde einen YouTuber zum vermeintlichen Kandidaten für den Landtag. An mehreren Orten wurden Plakate aufgehängt mit CDU-Logo, typischem Türkis-Farbton der Partei – und dem Foto von "Drachenlord" Rainer Winkler. Für die CDU sind Fake Plakate aktuell ein Ärgernis.

Unter dem Foto auf den neu aufgetauchten Plakaten steht der Satz "Er hat die Stärke, die es braucht", der Abgebildete steht seit Jahren im Zentrum eines Web-Phänomens: Er zeigt keine besonderen Talente, hat aber mit seinem Auftreten und seinem Umgang mit Reaktionen eine Hassliebe und zum Teil kriminelle Mobbing- und Cybermobbing-Attacken ausgelöst. Zeitweise Hunderttausende verfolgten sein Leben wie eine tägliche Serie. Er machte auch bei Feindseligkeiten, Angriffen und Rückschlägen trotzig weiter und provozierte selbst zum Teil Attacken, um mehr Aufmerksamkeit zu erlangen. Dabei erklärte er sich für "auf ewig unbesiegt".

Postings bekommen Tausende Likes

Mit dieser Eigenschaft wäre er für jede Partei ein attraktiver Kandidat, und es gibt auch ein Foto eines angeblichen Aufklebers der Linken mit seinem Bild und verfremdetem Namen. Hinter Winkler liegt aber eine Geschichte des Scheiterns. Sein YouTube-Account wurde ihm schon vor Jahren gesperrt, eine vermeintlich große Liebe war nur ein grausamer Streich, der ihm vor der Kamera gespielt wurde. Wegen Handgreiflichkeiten wurde er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, und sein Elternhaus hat er abbruchreif verkaufen müssen und das Geld offenbar ausgegeben.

Nach einer Odyssee hat er sich in eine Pension im sächsischen Plauen zurückgezogen. Für die Szene, die seinen Aktionen gespannt folgte, gibt es seit Monaten wenig Diskussionsstoff außer unbelegten Spekulationen über vielleicht strafbares übergriffiges Verhalten. Das bedeutet: Das "Drachengame" hat, nach vielen Jahren fragwürdiger Unterhaltung auf Winklers Kosten, kaum noch Handlung.

Umso mehr Aufmerksamkeit bekommen in sozialen Netzwerken die Fotos, die von ihm als Kandidat aufgehängt wurden. Sie sammeln Tausende Likes. Gewitzelt wird dabei, dass es für die CDU nicht schlimmer kommen könne – und dass viele andere Kandidaten auch nicht besser seien. Winkler kommentierte auf Nachfrage von t-online die Aktion bisher nicht. In der Vergangenheit wurde sein Foto auch von Trollen gepostet als Bild des vermeintlichen Täters bei Terror- und Amoktaten, und zum Teil wurde dieses sogar von Medien verwendet. Zum angeblichen Kandidaten einer großen Partei zur Landtagswahl gemacht zu werden, dürfte für ihn ein eher harmloser Spaß sein.

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Plakate in Aue und in Dresden

t-online hat Fotos aus Aue im Erzgebirge und aus dem rund 100 Kilometer entfernten Dresden mit Pseudo-Kandidat Winkler verifizieren können. Es ist unklar, wie viele Plakate es neben den per Foto verbreiteten gibt. In Aue zumindest hat die örtliche CDU-Geschäftsstelle davon nicht einmal etwas mitbekommen. Wahlhelfer könnten diese Plakate einfach abgenommen haben, heißt es.

Ein langjähriger Akteur aus der Szene der "Drachenlord"-Hasser glaubt nicht, dass es den unbekannten Machern darum ging, der CDU zu schaden. Er hat viele Einblicke als Chronist eines "Drachenlord"-Blogs im Stil einer Tageszeitung. "Es geht da niemals gegen die CDU. Die sollten sich dort einfach entspannen und lachen."

Bei der CDU in Dresden findet man die Aktion aber kurz vor der Wahl nicht lustig. Das liegt daran, dass es nicht nur die Winkler-Fake-Plakate und Beschädigungen und Diebstähle gibt. In etlichen sächsischen Städten sind auch gefälschte CDU-Plakate mit arabischem Text aufgetaucht. Christian Mumme, Kreisgeschäftsführer der CDU Dresden, sagt zu t-online: "Die Akteure dahinter tragen durch ihr unreflektiertes Handeln zur Polarisierung der Gesellschaft bei und riskieren ein weiteres Erstarken der populistischen Ränder – genau das, was wir in Sachsen nicht brauchen."

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Plakate mit arabischem Text als Aufreger

Tatsächlich hatte die CDU in Leipzig vor der Kommunalwahl in diesem Jahr auch in dreistelliger Zahl Plakate mit arabischem und türkischem Text aufgehängt. Migrantische Geschäftsleute hatten sie mitentwickelt. Sie hingen begrenzt auf ein bei arabischen und türkischen Kunden beliebtes Wohn- und Geschäftsviertel, um gezielt dort Menschen zur Wahl zu mobilisieren. Sie wurden in Rekordzeit abgerissen und zerstört. Als erste Lehre wurden sie mit deutschen Übersetzungen ("Mehr Sicherheit und Ordnung in unserem Wohngebiet") ergänzt.

Jetzt tauchen vor der Landtagswahl nachgemachte Plakate in Regionen auf, in denen kaum jemand Arabisch versteht. Daneben gibt es Originalplakate, in denen Ministerpräsident Michael Kretschmer mit überklebtem Text andere Aussagen in den Mund gelegt werden. Kreisverbands-Geschäftsführer Mumme fasst zusammen: "Dass nun in den letzten Tagen vor der anstehenden Landtagswahl mehrere Plakate mit der klaren Absicht der Wählertäuschung im Stadtgebiet auftauchen, ist für die CDU Dresden sehr ärgerlich. Das hat nichts mit fairem politischem Wettstreit zu tun. Wir verurteilen diese Aktion."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit CDU-Geschäftsstellen in Annaberg-Buchholz, Aue und Dresden
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