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Abitur: Direktor verweigert komplettem Jahrgang Reifezeugnisse


Eklat wegen "fehlender Reife"
Direktor verweigert komplettem Abi-Jahrgang Zeugnisse


Aktualisiert am 01.07.2024Lesedauer: 3 Min.
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Abiturientinnen (Symbolbild): In Oberbayern waren die Schülerinnen und Schüler festlich gekleidet zur Feier gekommen, dann zog der Schuldirektor beleidigt ab.Vergrößern des Bildes
Abiturientinnen (Symbolbild): In Oberbayern waren die Schülerinnen und Schüler festlich gekleidet zur Feier gekommen, dann zog der Schuldirektor beleidigt ab. (Quelle: Eckel/imago-images-bilder)

105 Schülerinnen und Schüler saßen bedröppelt da – weil sich ihr Direktor weigerte, ihnen bei der Abifeier die Zeugnisse zu überreichen.

Wie viel geistige Reife kann man von Abiturienten erwarten? Wie viel Wodka, Sekt, jugendliches Rebellentum und missglückte Scherze sollte man ihnen zugestehen? Und wie viel Wahrheit oder auch Provokation muss ein Schuldirektor verkraften können, bevor er auch unbeteiligten Schülerinnen und Schülern die Feierlichkeiten zum bestandenen Abitur verdirbt?

Über diese Fragen diskutiert derzeit die 15.000-Einwohner-Gemeinde Dorfen im oberbayerischen Landkreis Erding. Wie der "Merkur" berichtet, reicht die Irritation weit über den Ort hinaus.

Die Vorgeschichte: Wodka, eine geköpfte Puppe und die Feuerwehr

Am Freitag hätten der Zeitung zufolge eigentlich 105 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Dorfen vom Direktor ihre Abiturzeugnisse überreicht bekommen sollen. Festlich gekleidet saßen sie mit ihren Eltern in der Aula. Doch dann endete die Feier im Eklat: Direktor Markus Höß dampfte von der Bühne ab und weigerte sich, den Abiturienten ihre Zeugnisse auszuhändigen. Den Schritt habe er in einer Rede mit der angeblich "fehlenden Reife" der Schüler begründet, berichtete der "Merkur". Eltern und Schüler hätten den Direktor ausgebuht, während dieser die Schüler belehrte: "Was auch immer du tust, tu es klug und bedenke die Folgen." Dann sei er aus dem Saal verschwunden.

Vorausgegangen waren laut der Zeitung mehrere Vorfälle: Zuerst hatte es Ärger wegen des Abistreichs gegeben. Der "Merkur" berichtete über angeblich mit Rasierschaum überzogene Klassenzimmer und Gänge sowie leere Wodka- und Sektflaschen im Schulgebäude. Zudem habe eine geköpfte Pappmaschee-Puppe für Aufsehen gesorgt: Sie habe ähnliche Kleidung angehabt, wie Direktor Höß sie trage, hieß es.

Bei Facebook berichteten Eltern und Schüler außerdem von einem Feuerwehreinsatz. Jemand hatte beim Abistreich den Notruf ausgelöst. Es sei allerdings nicht einmal klar, "ob einer von uns diesen ausgelöst hat oder ein Schüler einer anderen Jahrgangsstufe oder eine andere Person", schrieb eine Abiturientin. Andere Kommentatoren zogen die vom "Merkur" veröffentlichten Schilderungen des Abistreichs in Zweifel. Der Tenor: So schlimm sei es nun wirklich nicht gewesen.

"Rote Linie überschritten": Eine Rede führt endgültig zum Eklat

Bei der Abifeier äußerten dann eine Schülerin und ein Schüler stellvertretend für den gesamten Jahrgang deutliche Kritik an ihrem Direktor. Sie bezeichneten Höß laut "Merkur" in einer Rede als "Gefängnis-, äh Schulleiter", sprachen von einem "diktatorischen System des Dorfener Gymnasiums" und behaupteten, man könne an der Schule nicht ungestraft Autoritäten hinterfragen.

Direktor Höß reagierte dünnhäutig: "Für mich wurde bei der Ansprache der Abiturienten die rote Linie endgültig überschritten", erklärte er dem "Merkur". "Das Verhalten vieler Schüler kann ich nicht akzeptieren."

"Traurig für die Abiturientinnen und Abiturienten"

Nach dem wütenden Abgang des Direktors mussten die Oberstufenkoordinatoren den Schülern die Zeugnisse überreichen, laut "Merkur" waren sie offensichtlich vom Verlauf der Feier ebenso überrascht wie Eltern und Schüler. Der Dorfener Bürgermeister verfolgte derweil die Geschehnisse von seinem Platz in der ersten Reihe der Aula aus.

Jetzt hagelt es Kritik. Bei Facebook schreibt ein Kommentator, der Schulleiter hätte professioneller mit der Situation umgehen sollen. "Was für ein blamabler Mangel an Souveränität", bemerkte eine andere Nutzerin. "Wie traurig, dass ein ganzer Jahrgang nach so langer Schulzeit auf diese Weise ins Leben entlassen und die Gesamtleistung dieser jungen Menschen derart missachtet wird."

Auch Erdings 2. Bürgermeisterin Petra Bauernfeind nannte die Ereignisse "traurig für die Abiturientinnen und Abiturienten". Schulleiter Höß wollte auf Anfrage von t-online nichts weiter zu dem Eklat sagen.

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