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Wladimir Putin steckt gehörig in der Klemme


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Tagesanbruch
Für Putins Truppe wird es brenzlig

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 27.08.2022Lesedauer: 3 Min.
Russische Artilleriegeschütze in der Ukraine.Vergrößern des Bildes
Russische Artilleriegeschütze in der Ukraine. (Quelle: Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP//dpa)
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Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

die Lage auf den ukrainischen Schlachtfeldern verändert sich – nicht unmittelbar, aber strategisch. Seit Wochen liefern sich die Truppen Moskaus und Kiews einen zermürbenden Abnutzungskrieg, in dem keine der beiden Seiten noch entscheidende Geländegewinne erzielt. Doch je länger die Kämpfe andauern, desto offensichtlicher wird, dass der Aggressor seine Ziele nicht mehr erreichen kann. Mehr noch: Putin steckt gehörig in der Klemme.

Bis zu 80.000 russische Soldaten sollen bereits gestorben oder verwundet worden sein, schätzen westliche Geheimdienste. Der Kreml hat erkennbar Probleme, seine ausgelaugten Bataillone aufzufüllen. Putin hat deshalb befohlen, fast 140.000 zusätzliche Soldaten zu rekrutieren – doch wo sollen die herkommen? Weil kaum noch jemand in die Armee will und sich herumspricht, dass die "Spezialoperation" in der Ukraine alles andere als erfolgreich verläuft, werden Familienväter aus dem besetzten Donbass zu den Waffen gezwungen und Schwerverbrecher aus Gefängnissen geholt. Es ist dieselbe Methode, die der Diktator Assad im syrischen Bürgerkrieg anwandte. Auch der Despot in Moskau nimmt weder auf den Gegner noch auf die eigenen Leute Rücksicht.

Klar ist: Irgendwann wird dieser Krieg am Verhandlungstisch beendet werden. Dafür braucht es schon jetzt mehr diplomatische Bemühungen. Klar ist aber auch, dass es für eine Lösung jetzt noch zu früh ist, weil weder Moskau noch Kiew ernsthaftes Interesse an Kompromissen zeigen. Das publikumsheischende Geplapper des sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer, man solle den Krieg jetzt bitte "einfrieren", wirkt daher naiv.

Zugleich erscheint das oft als zögerlich geschmähte Vorgehen von Kanzler Scholz weitsichtig. Bevor man nach immer mehr schweren Waffen für die Ukraine ruft, sollte man sich ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, was eigentlich geschähe, würden die Ukrainer den Krieg tatsächlich gewinnen, und müsste die russische Armee gedemütigt aus dem Donbass und von der Krim abziehen: Könnte Putin sich dann noch halten oder würde er gestürzt – und was dann?

Anzunehmen, im Zuge eines Putsches zöge plötzlich Demokratie im totalitären Russland ein, wäre blauäugig. Ein wahrscheinlicheres Szenario wäre, dass in Diadochenkämpfen noch radikalere Kräfte an die Macht gelangen: Typen, die gar nicht mehr berechenbar sind, zu denen kein westlicher Staatschef einen Draht hat und die womöglich weniger Skrupel hätten, den Finger auf den Atomknopf zu legen. Erst vorgestern Abend hat Russlands Chefpropagandist zur besten Sendezeit im Staatsfernsehen Olaf Scholz mit Adolf Hitler verglichen und Militärschläge auf Bundeswehreinrichtungen gefordert.

Sie sehen, liebe Leserin und lieber Leser, es gibt vieles, worüber es sich angesichts dieses schlimmen Krieges nachzudenken und zu reden lohnt. Unsere Moderatorin Lisa Fritsch, unser Krisenreporter Daniel Mützel und ich ordnen in unserem heutigen Podcast die jüngsten Entwicklungen ein und suchen Antworten auf die Frage, wie stabil Putins Regime noch ist. Hören Sie bitte rein.

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Und verlieren Sie trotz der düsteren Nachrichten bitte nicht die Zuversicht. Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende. Am Montag schreibt unsere Chefreporterin Miriam Hollstein den Tagesanbruch, von mir lesen Sie am Dienstag wieder.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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Quellen aus dem Podcast:

1. Überblick Theorien zum Attentat auf Darja Dugina: t-online

2. Ton Michael Kretschmer: ZDF Markus Lanz

3. Ton Dmytro Kuleba: ARD Tagesthemen

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