Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Was heute wichtig ist Vorsicht vor den Superspreadern!
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
Heute darf ich Ihnen den kommentierten Überblick über die Themen des Tages liefern. Und ich beginne mit einem Lied.
WAS WAR?
"How lucky can one guy be? I kissed her, and she kissed me." La la lala la la. Ich liebe Robbie Williams’ Version dieses alten Hits. Falls Sie nicht wissen, wovon ich spreche: Hier können Sie den Song anhören. Doch Vorsicht, die Melodie kann schnell zum Ohrwurm werden. Williams’ musikalischer Abstecher in die Welt des Swings hatte es mir vor 19 Jahren angetan. Auch von anderen seiner Songs ließ ich mich seither oft berieseln, sind sie doch Ausdruck einer Leichtigkeit des Seins, die man sich nur allzu gern herbeiwünscht.
Mein Blick auf Robbie Williams hat sich aber vor einigen Tagen verändert und schuld daran sind zwei Interviews bei YouTube (hier und hier). Darin erklärt er unter anderem, er halte viel von dem britischen Verschwörungstheoretiker David Icke und seinen Botschaften. In der antisemitisch eingefärbten Gedankenwelt des Ex-Fußballprofis und Erfolgsautors Icke ist eine globale Verschwörung im Gange. Dahinter sollen Eliten stecken, die – und das meint Icke wirklich ernst – von außerirdischen Echsenwesen abstammen.
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Robbie Williams sprach in den Interviews auch über die "Pizzagate"-Theorie. Die besagt, dass einflussreiche Persönlichkeiten – darunter Bill und Hillary Clinton – einen großen Kinderpornografie-Ring unterhalten. Eine Zuspitzung davon ist die Behauptung, Kinder würden entführt und gefoltert, um aus ihrem Blut einen Verjüngungsstoff für die Reichen und Mächtigen zu gewinnen. Für Robbie Williams sind das alles Dinge, denen mal ernsthaft nachgegangen werden müsste.
Fakt ist, all diese Behauptungen entbehren jeder Grundlage. Mein Kollege Lars Wienand hatte sich mit diesem Unsinn bereits vor einigen Wochen beschäftigt. Die wirren Theorien stammen entweder von gut verdienenden Verschwörungsautoren, zwielichtigen YouTubern oder anonymen Urhebern im Internet, die zum Beispiel bestimmte Personen, Personengruppen oder Standpunkte diskreditieren wollen. Beweise dafür, die nicht erfunden oder bewusst aus dem Zusammenhang gerissen wurden, gibt es nicht.
Neben Robbie Williams gibt es eine ganze Reihe von Promis, die zu Verschwörungsgläubigen geworden sind oder zumindest offensichtliche Probleme damit haben, zwischen Hirngespinst und Wahrheit zu unterscheiden: Xavier Naidoo, die Rapper Sido und Fler, die Sängerin Senna Gammour und natürlich der Ex-TV-Koch Attila Hildmann, um nur einige zu nennen.
Mit ihren unzähligen Fans, mit ihren TV-Auftritten und YouTube-Interviews, mit teilweise Hunderttausenden Followern bei Facebook und Instagram sind Prominente mächtige Multiplikatoren. Ihr Wort hat Gewicht, ihr Verhalten Vorbildcharakter. Sie sind Identitätsfiguren, denen man gerne glaubt und vertraut. Daraus resultiert Verantwortung, nicht nur gegenüber den Fans, sondern der gesamten Gesellschaft.
Wenn Stars wie Robbie Williams dieser Verantwortung nicht gerecht werden, wenn sie in bizarre Fantasiewelten abgleiten und öffentlich darüber schwadronieren, muss die Antwort daher lauten: Abstand halten von den Superspreadern, damit das Verschwörungsvirus nicht überspringt.
WAS STEHT AN?
Das Basiskonto soll Menschen mit wenig Geld elementare Bankgeschäfte ermöglichen. Die Deutsche Bank verlangt dafür 8,99 Euro im Monat, bestimmte Leistungen kosten noch extra. Die Verbraucherzentralen finden das zu teuer und haben geklagt. Am Dienstag verkündet der Bundesgerichtshof sein Urteil.
Seit der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 kommen Gewerkschafts- und Arbeitgebervertreter alle zwei Jahre zusammen, um über eine Anhebung zu beraten. Aktuell liegt die Lohnuntergrenze bei 9,35 Euro pro Stunde. Am Dienstag trifft sich die Kommission zu ihrer entscheidenden Sitzung und wird danach einen gemeinsamen Vorschlag vorstellen. Beschließen muss die Anhebung die Bundesregierung.
Trotz der teils massiven Kritik von Bund und anderen Ländern sollen sich in Bayern landesweit alle Menschen auch ohne Symptome kostenlos auf das Coronavirus testen lassen dürfen. Das Kabinett des Freistaates will am Dienstag das entsprechende Testkonzept beschließen.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), Bahnchef Richard Lutz und weitere Vertreter von Bahnbranche und Verbänden unterzeichnen in Berlin den "Schienenpakt". Ihr "Masterplan Schienenverkehr" soll den Bahnverkehr in Deutschland stärken, um ihn zuverlässiger und klimaschonender zu machen.
Bei einer von der EU und den Vereinten Nationen organisierten internationalen Syrien-Videokonferenz soll es am Dienstag unter anderem um Hilfsbemühungen für die Zivilbevölkerung und um Möglichkeiten zur Förderung des Friedensprozesses gehen. Dabei werden auch Spendengelder gesammelt.
WAS LESEN?
Im Zuge des Corona-Ausbruchs im Schlachthof Tönnies hat die NRW-Landesregierung Adresslisten aller dort Beschäftigten in Umlauf gebracht, das haben Recherchen meines Kollegen Jonas Mueller-Töwe ergeben. Auf Anweisung des Gesundheitsministeriums wurde das Dokument an Hunderte Pflegeeinrichtungen verteilt. Der Landesdatenschutzbeauftragte prüft den Sachverhalt nun. Er hat das Potenzial eines handfesten Skandals.
Sie zählen zu den Risikogruppen der Corona-Pandemie und fühlen sich durch die strengen Schutzmaßnahmen teilweise einsam: Senioren in Pflegeheimen leiden besonders unter der Corona-Krise. Ailine Lehmann arbeitet seit Juli 2015 als Abteilungsleiterin Pflege beim DRK. Im Gespräch mit meiner Kollegin Sandra Simonsen erklärt sie, wie Angehörige helfen können und was sie sich von der Politik wünscht.
Der einstige Bundesliga-Dino Hamburger SV hat zum zweiten Mal in Folge den sicher geglaubten Aufstieg in den letzten Zweitliga-Spielen noch in den Sand gesetzt – und wird mal wieder mit Hohn und Spott überschüttet. Währenddessen fragen sich die treuen und leidgeprüften Fans des Vereins: Wird der HSV jemals wieder in die Bundesliga aufsteigen? Meine Kollegen Florian Wichert und Robert Hiersemann sind da verschiedener Meinung.
Ungeschlagen im Kalenderjahr 2020, nur zwei Niederlagen in der gesamten Spielzeit: Arminia Bielefeld steigt als Meister der Zweitliga-Saison 2019/2020 verdient in die Bundesliga auf. Doch wie kam es zu dem sensationellen Durchmarsch? Mein Kollege Dominik Sliskovic ging der Sache nach und blickt mit den Bielefelder Vereinsikonen Jörg Böhme und Ansgar Brinkmann auch auf die Erstliga-Tauglichkeit der Ostwestfalen.
WAS AMÜSIERT MICH?
Urlaub in Corona-Zeiten ist anders.
Morgen präsentiert Ihnen Peter Schink die Themen des Tages. Ich wünsche Ihnen einen wundervollen Dienstag!
Ihr
Carsten Werner
Chef vom Dienst t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de
Twitter: @Carsten_Werner
Mit Material von dpa.
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