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Streitfigur Boris Palmer: "Das Pendant zu Sahra Wagenknecht"


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Streitfigur Boris Palmer
"Das Pendant zu Sahra Wagenknecht"


Aktualisiert am 24.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Boris Palmer droht der Ausschluss aus der Partei der Grünen.Vergrößern des Bildes
Boris Palmer drohte der Ausschluss aus der Partei der Grünen. (Quelle: IMAGO / ULMER Pressebildagentur)
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An Boris Palmer scheiden sich die Geister. Den einen t-online-Lesern geht er mit seinen unverblümten Äußerungen zu weit, den anderen gefällt ebendiese selbstbewusste Art.

In Tübingen stand am Sonntag die Wahl des Oberbürgermeisters an. Seit dem Jahr 2007 hat Boris Palmer dieses Amt inne. Er trat dieses Mal nicht für die Grünen an, sondern als unabhängiger Kandidat. Dennoch gewann er die Wahl erneut.

In den vergangenen Jahren fiel er mit Aussagen auf, die von vielen als rassistisch empfunden wurden. Auch mit seiner Einstellung zum Umgang mit der Corona-Pandemie machte er sich parteiintern Feinde. Die Grünen diskutierten sogar über einen Parteiausschluss.

Wir wollten wissen: Wie stehen Sie zu Boris Palmer? Den meisten Lesern, die auf unseren Leseraufruf antworteten, gefällt der baden-württembergische Politiker. Viele wünschten sich, dass er erneut Oberbürgermeister wird. Ihr Wunsch ging in Erfüllung.

"Für Tübingen hat er viel bewegt"

Herbert Mors schreibt: "Boris Palmer ist sicher gewöhnungsbedürftig, doch für Tübingen hat er viel bewegt und die Stadt ständig in den Medien präsent gehalten. Winfried Kretschmann wird sicher über seinen Ziehsohn nicht immer erfreut gewesen sein, doch die Grünen hat er stets im Gespräch gehalten."

"Ihn auszuschließen, wäre ein fatales Signal"

Auch Edeltraud Balzer mag den 50-Jährigen: "Boris Palmer sagt seine Meinung offen und scheut sich nicht, kontrovers zu diskutieren. Dass er damit bei manchen Parteimitgliedern der Grünen auf Widerstand stößt, nimmt er offensichtlich in Kauf.

Das Kernthema seiner Partei, die Bewahrung der Schöpfung und nachhaltiges Handeln, setzt er konsequent und in konkreten Handlungsschritten um. Ihn aus der Partei auszuschließen, wäre ein fatales Signal", sagt sie über die weiterhin bestehende Forderung mancher seiner Kollegen.

"Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm"

Kein Fan hingegen ist Irmingard Förder: "Ich kenne seinen Vater vom OB-Wahlkampf von Schwäbisch Hall. Dieser trat sehr deftig und lautstark, oft proletenhaft und unverschämt auf. Wie heißt es doch? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm."

Weiter schreibt sie: "Herr Palmer hat als OB von Tübingen sicherlich gute Leistungen erbracht. Leider hat er aus der Geschichte seines Vaters nichts gelernt. Schade um einen begabten Politiker. Er hätte vielleicht gute Chancen gehabt, Ministerpräsident unseres Ländles zu werden."

"Da bin ich Prophet: Er wird gewinnen"

Robert Lehner ist nicht mit allem einverstanden, aber "der Palmer sagt meistens das, was viele Menschen genauso denken". Unser Leser hielte es für kindisch, den Politiker deshalb aus der Partei auszuschließen. "Es ist gut, dass er auch ohne Partei wieder antritt, und – da bin ich Prophet: Er wird gewinnen", schrieb der t-online-Leser vor der Wahl.

"Schon lange nicht mehr als Bürgervertreter Tübingens tragbar"

Ginge es nach Klaus Rathfelder, wäre ein anderer nun Oberbürgermeister: "Herr Palmer ist schon lange nicht mehr als OB und Bürgervertreter der Stadt Tübingen tragbar", findet er. "Hierbei geht es sicherlich nicht nur um seine rassistische Entgleisung, sondern vielmehr um seine – doch sehr an alte Zeiten gedachte – Einstellung. Wenn man als Mensch öffentlichen Interesses nicht das notwendige Fingerspitzengefühl für die aktuellen Situationen wie Corona hat, dann ist Herr Palmer hier nicht immer Herr seiner Sinne."

"Auf diesen politischen Kopf verzichtet keine kluge Parteiführung"

Johann Stark meint: "Palmer mag manchmal verbal überzogen haben, was aber für eine Partei wie die Grünen kein Ausschlussgrund sein kann. Sie würde sich von den anderen demokratischen Parteien – zumindest in der Beurteilung der Person Palmer – nicht unterscheiden (was jetzt schon weitgehend der Fall ist). Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit wäre gebrochen. Auf diesen politischen Kopf verzichtet keine kluge Parteiführung."

"Meist unterwegs, um seiner Eitelkeit zu frönen"

"Was will er eigentlich? Hat er als OB nicht genügend zu tun?", fragt Jürgen Bein bezogen auf die zahlreichen provokanten Äußerungen Boris Palmers. "Ich halte ihn für einen Egozentriker und Querulanten. Es macht doch keinen Sinn, Mitglied einer Partei zu sein und über Jahre zu wichtigen Themen entgegengesetzte Positionen zu vertreten.

Offenbar ist er meist unterwegs, um seiner Eitelkeit zu frönen. In den von mir konsumierten Medien empfinde ich seine Beiträge als Belästigung; extreme Positionen, die keine konstruktiven Beiträge zum Handeln sind."

"Das Pendant zu Sahra Wagenknecht"

"Boris Palmer ist ein wohltuend untypischer Lokalpolitiker, der nicht verbal herumeiert, um um Himmels willen niemandem auf den Schlips zu treten", lobt Wolfgang Tremel. "Seine Partei kann leider mit dieser Einstellung nicht gut umgehen. Liberalität bei anderen einfordern ist leicht, Liberalität selbst zu gewähren, stellt weitaus höhere Anforderungen.

Die Grünen sind leider eine Programmpartei, deren missionarischer Übereifer – ähnlich wie der der Linken – abweichende Meinungen nicht zulässt. Mit diesen Ajatollah-Attitüden, nur die reine Lehre zählt, werden sie jedoch auf Dauer keine Mehrheiten erreichen können. Boris ist bei den Grünen das Pendant zu Sahra Wagenknecht bei der Linken."

Verwendete Quellen
  • Zuschriften von t-online-Lesern
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