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Trauer um Norbert Blüm: Er führte die Pflegeversicherung ein


Trauer um Norbert Blüm
"Er hat Herz und Sachverstand und Humor vereint"

Von t-online, dru

Aktualisiert am 24.04.2020Lesedauer: 3 Min.
Norbert Blüm bei einer Aufzeichnung von "Markus Lanz" im November 2018: Bis ins hohe Alter brachte er sich in der Öffentlichkeit ein.Vergrößern des Bildes
Norbert Blüm bei einer Aufzeichnung von "Markus Lanz" im November 2018: Bis ins hohe Alter brachte er sich in der Öffentlichkeit ein. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)

Der frühere Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm ist tot. Wie wenige andere prägte er die Politik der Bundesrepublik. Kollegen reagierten mit Trauer, aber auch großer Anerkennung für seine Lebensleistung.

Norbert Blüm war einer der prägendsten Politiker der bundesdeutschen Nachkriegszeit. Wie kein anderer gestaltete er die Sozialpolitik der Bundesrepublik mit und ließ sich dabei vom Leitbild der katholischen Soziallehre leiten. Mit ihm untrennbar verknüpft bleibt die Einführung der Pflegeversicherung 1995.

Über die Parteigrenzen hinweg reagierten Politiker mit Trauer auf die Nachricht vom Ableben Blüms. Zugleich zeigten sie ihre Anerkennung für das Wirken des gebürtigen Rüsselsheimers und lobten seine Menschlichkeit und seinen Einsatz für soziale Gerechtigkeit.

"Sein Leitmotiv bleibt Auftrag für die heute Verantwortlichen"

"Uns allen bleibt Norbert Blüm als mutiger Kämpfer für soziale Gerechtigkeit – in Deutschland und weltweit in Erinnerung", sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) zu t-online.de. Blüm habe sich gegen Hungerlöhne und schlechte Arbeitsbedingungen engagiert und Normen gegen ausbeuterische Kinderarbeit mit durchgesetzt. Dabei habe er immer auch dafür gekämpft, dass die Normen nicht nur auf dem Papier stehen, sondern konsequent umgesetzt werden. "Seine unglaubliche Leidenschaft war und ist mir stets persönlich und politisch ein Vorbild", sagte Müller. "'Der Starke hilft dem Schwachen', das war sein Leitmotiv und bleibt ein Auftrag auch für die heute Verantwortlichen."

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans würdigte Blüm als "ein politisches Urgestein mit gerader Haltung und ausgeprägt sozialem Gespür". Der Tod des CDU-Politikers habe ihn sehr berührt, sagte Walter-Borjans zu t-online.de. "Davon, dass manch eine seiner Positionen für mehr Gerechtigkeit und Interessenausgleich zwischen den Generationen in seiner Partei auf wenig Gegenliebe stieß, hat er sich nie beeindrucken lassen." Blüm habe für eine "Offenheit für parteiübergreifende Lösungen" gestanden.

"Wir werden ihn vermissen"

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte, die gesamte Partei und sie ganz persönlich trauerten "um einen großen Mann mit einer großartigen Lebensleitung". Blüm habe als Bundesminister das Land maßgeblich mit geprägt, als Vorsitzender der CDA habe er dem Sozialflügel der Union ein Gesicht und eine gewichtige Stimme verliehen. "Er hat Herz und Sachverstand und Humor in einer unverwechselbaren Persönlichkeit vereint." Blüms Tod hinterlasse eine große Lücke. "In Gedanken und Gebeten sind wir bei seiner Frau und seiner Familie. Möge er in Frieden ruhen. Wir werden ihn vermissen."

Mit Norbert Blüm verliere Deutschland nicht nur einen ganz besonderen Politiker, sondern auch einen Menschen mit starken Werten, erklärten die Fraktionschefs der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter. Blüm sei ein "christsozialer Politiker wie er im Buche steht" gewesen, "der die Amtsroutine von sich wies, den Menschen zugewandt blieb und nie den Blick auf die Schwachen in der Gesellschaft verlor". Für seine Überzeugung habe er auch eingestanden, wenn er sich damit in der eigenen Partei nicht immer Freunde machte. "Norbert Blüm war immer eine klare Stimme der Gerechtigkeit und der Empathie und zudem jemand, der Auseinandersetzungen sachlich pflegte und Fronten abtrug. Nobert Blüm wird uns fehlen."

"Größter Respekt vor seinen Verdiensten"

Linke-Politiker Oskar Lafontaine würdigte Blüms Einsatz für die 1995 eingeführte Pflegeversicherung. "Sein Vermächtnis bleibt, eine gesetzliche Rentenversicherung wiederherzustellen, die auf der Grundlage gerechter Löhne die verlässlichste Form der Alterssicherung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist."

FDP-Chef Christian Lindner schrieb auf Twitter: "Wir haben mit ihm über manche Frage der Wirtschafts- und Rentenpolitik gestritten. Dennoch haben wir größten Respekt vor seinen Verdiensten um unser Land."

Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) nannte Blüm einen "Streiter für eine bessere Welt". "Mit Norbert Blüm ist ein großer Politiker, Gestalter und Freund von uns gegangen. Wie kein Zweiter verkörperte er das soziale Gewissen der CDU. Die CDA wird seine Leidenschaft und Tatenkraft, seinen unvergleichlichen Witz und seine Menschenliebe vermissen."

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet würdigte Blüm als das "soziale Gewissen der Bonner Republik". Der frühere Sozialminister habe für die Schwächsten gekämpft und sei gleichzeitig "mutig gegenüber den Mächtigen" gewesen. "Sein Auftritt als Minister in Chile, als er gegenüber dem Diktator Pinochet offen Folter kritisierte, bleibt mir unvergessen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Nachrichtenagentur dpa
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