Geywitz bewirbt sich um Vorsitz Diese Frau will bald die SPD führen
Es ist eine faustdicke Überraschung: Klara Geywitz will im Duo mit Olaf Scholz SPD-Chefin werden. Die 43-Jährige gilt als weitestgehend unbekannt, hat sich aber schon als fähige Strategin bewährt. Ein Porträt.
Finanzminister Olaf Scholz will als möglicher neuer SPD-Vorsitzender der Partei zu neuem Schwung verhelfen. "Die SPD muss raus aus dem Umfragekeller, sie braucht bessere Werte", sagte er am Mittwoch im "ARD-Morgenmagazin". "Die SPD wird auch gebraucht, denn ohne die sozialdemokratische Partei sähe unser Land ganz anders aus." Der Zusammenhalt in der Gesellschaft hänge davon ab, ob die SPD wieder stark werde.
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Scholz bewirbt sich gemeinsam mit der Brandenburger Landtagsabgeordneten Klara Geywitz für den SPD-Vorsitz. "Das ist eine sehr starke Frau", urteilte er im "Morgenmagazin. "Sie hat einen klaren Kopf und sie ist in der Lage, die Dinge voranzubringen, die man voranbringen muss."
Mit Olaf Scholz ist das erste politische Schwergewicht im Rennen um den SPD-Vorsitz. Und Klara Geywitz? In der Landespolitik ist die 43-jährige Politologin aus Potsdam schon längere Zeit eine feste Größe, bundespolitisch hat sie sich noch keinen Namen gemacht – bis jetzt.
In Regierungsfragen flexibel
Doch sie gilt als ausgewiesene Strategin, die in Regierungsfragen flexibel ist. Nicht umsonst gehörte die Potsdamer SPD-Politikerin zur großen Verhandlungsrunde, die im vergangenen Jahr den Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD aushandelte. Auf der anderen Seite gehörte sie zu den Architektinnen der rot-roten Landesregierung in Brandenburg. In der am Dienstag veröffentlichten Bewerbungsschrift positioniert sich das Kandidatenduo Scholz und Geywitz allerdings bislang noch nicht zur Groko-Frage.
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Mit Vizekanzler Olaf Scholz verbindet sie nicht nur der Wohnort Potsdam – sie kennen sich auch aus dem SPD-Parteivorstand, dem Geywitz seit 2017 als Beisitzerin angehört. Sie ist innerhalb der SPD auch mit anderen Landesverbänden gut vernetzt – und sie weiß, was sie will.
In der brandenburgischen Landeshauptstadt macht sie Abitur und studiert Politikwissenschaften. Schon während ihrer Zeit an der Universität zieht sie in die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung ein. 2004 gelingt ihr erstmals der Sprung in den Brandenburger Landtag.
"Illegal eingewanderte Elche aus Polen"
Seither gilt Geywitz als Nachwuchshoffnung der Brandenburger SPD. Seit 1994 ist sie Parteimitglied, von 2008 bis 2013 war sie stellvertretende Landesvorsitzende in Brandenburg, von 2013 bis 2017 Generalsekretärin. Von diesem Amt trat sie aber 2017 zurück, nachdem Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) ohne Rücksprache die von ihr befürwortete Kreisreform abgesagt hatte. Im Amt der Generalsekretärin ist sie 2014 maßgeblich an der Neuauflage der rot-roten Landesregierung beteiligt.
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In der jetzt auslaufenden Wahlperiode war Geywitz Vorsitzende des wichtigen Landtags-Innenausschusses, in der SPD-Fraktion Sprecherin für Medienpolitik und Religion. Bei ihren Reden im Landtag beweist sie durchaus ironischen Humor: "Es dürfte in Brandenburg ungefähr so viele Burka-Trägerinnen geben wie illegal eingewanderte Elche aus Polen", sagte sie 2016 in einer Debatte über ein Burka-Verbot.
Schonungslos ehrlich
Geywitz gilt als schonungslos ehrlich, aber auch konfliktfähig. Probleme löst sie eher im Hintergrund. Als "richtig schön" bezeichnet sie selbst ihre Zeit als Mitarbeiterin von Steffen Reiche, einem der Gründer der SPD in Brandenburg. Der Pastor taufte auch ihre drei Kinder und ist Patenonkel des jüngsten Sohnes.
Derzeit ist Geywitz häufig mit einem roten Lastenfahrrad in Potsdam zu sehen – und mischt auch schon mal Cocktails auf der Straße: Sie macht Wahlkampf, will am 1. September erneut in den Brandenburger Landtag gewählt werden. Seit 2004 hat sie ihren Wahlkreis Potsdam dreimal direkt gewonnen – in diesem Jahr könnte es wegen der starken Grünen aber eng werden.
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Scholz und Geywitz, die bei ihrer Bewerbung um den Parteivorsitz auf die Unterstützung des Brandenburger Landtags zählen können, wollen die SPD einen. "Unser Anspruch, Volkspartei zu sein, bedeutet auch, das Trennende immer wieder zusammenzuführen", heißt es in der Bewerbungsschrift. Allerdings müssen die beiden erst einmal dafür sorgen, dass die SPD, die in den Umfragen derzeit kaum über 14 Prozent kommt, wieder als Volkspartei wahrgenommen wird. Ein steiniger Weg.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp
- Eigene Recherche