Wagenknecht will linke Bundesregierung Die Bundesbürger geben "Aufstehen" keine Zukunft
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sahra Wagenknechts linke Sammlungsbewegung gewinnt beträchtlich an Zulauf. Die meisten Bundesbürger aber glauben nicht an das Projekt "Aufstehen", wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
Zum Start der linken Sammlungsbewegung "Aufstehen" hat die Initiatorin Sahra Wagenknecht die künftige Bildung einer linken Regierung in Deutschland als Ziel ausgerufen. Wagenknecht nannte "eine handfeste Krise der Demokratie" in Deutschland als Hauptgrund für die Gründung ihrer Bewegung. Werde nicht gegengesteuert, "dann wird dieses Land in fünf oder zehn Jahren nicht wiederzuerkennen sein", so Wagenknecht.
"Spätestens die Ereignisse in Chemnitz haben deutlich gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann und dass wir dringend einen neuen politischen Aufbruch brauchen." Gegen Nazis müsse der Rechtsstaat vorgehen. Sie wolle aber jene Menschen zurückgewinnen, die sich abgehängt fühlen.
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Die Bundesbürger geben der Bewegung trotzdem nur wenig Chancen, sich langfristig zu etablieren. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für t-online.de waren fast zwei Drittel oder gut 62 Prozent dieser Meinung. Rund 22 Prozent gaben an, "Aufstehen" habe "auf keinen Fall" eine Zukunft, etwa 40 Prozent waren "eher" dieser Meinung.
Nur knapp jeder Fünfte – rund 20 Prozent – sah die Möglichkeit, dass die Sammlungsbewegung länger bestehen bleibt. Fast sieben Prozent sagten: "Ja, auf jeden Fall"; etwa 13 Prozent: "Eher ja". Rund 18 Prozent waren in dieser Frage unentschieden.
Wagenknecht hatte die Bewegung zusammen mit ihrem Ehemann Lafontaine gegründet, um linke Wähler zu erreichen, die sich von den klassischen Parteien abgewendet haben. Zugleich soll "Aufstehen" Chancen für eine künftige linke Machtoption im Bund ausloten. Am Dienstag stellte Wagenknecht die Ziele und die Protagonisten vor, darunter neben Politikern von Linkspartei, SPD und Grünen auch prominente Künstler und Wissenschaftler.
Auch Parteispitzen sehen Bewegung kritisch
Die Spitzen von Linken, SPD und Grünen sehen "Aufstehen" skeptisch. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: "Was Wagenknecht und Lafontaine da machen, ist keine Bewegung, sondern ein Machtkampf innerhalb der Linkspartei." Thüringens linker Ministerpräsident Bodo Ramelow hält die Initiative für einen Fehler. "Eine Bewegung muss von unten heraus entstehen und nicht in einer Partei", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Franziska Brantner, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Die Aufstehen-Bewegung ist keine Versuchung für uns Grüne. Dafür sind die meisten Grünen null empfänglich." Johannes Kahrs, Sprecher des Seeheimer Kreises in der SPD, nannte die Bewegung im Sender phoenix "peinlich".
Auch bei den Bundesbürgern dominieren über die politischen Lager hinweg die Zweifel an Wagenknechts Projekt. Und auch in ihrer eigenen Partei fehlt der Mehrheit der Glauben an das Projekt. Etwa 49 Prozent der Linken-Anhänger sehen eine längerfristige Perspektive für die Sammlungsbewegung. Knapp 27 Prozent tun dies nicht und gut 24 Prozent sind unentschieden.
Fast 75 Prozent der Anhänger der Union, je rund 65 Prozent bei SPD und FDP, sowie je etwa 68 Prozent bei AfD und Grünen betrachten "Aufstehen" mit großer Mehrheit langfristig als chancenlos. Auch zwischen Ost und West fallen die Unterschiede nicht ins Gewicht. Im Osten trauten nur etwa 25 Prozent der Bewegung den Durchbruch zu, im Westen lediglich gut 18 Prozent.
Das Meinungsforschungsinstitut Civey stellte für diese repräsentative Umfrage zwischen dem 30. August und dem 3. September 5.030 Menschen online die Frage: "Wird sich die linke Sammlungsbewegung "Aufstehen" von Sahra Wagenknecht Ihrer Meinung nach langfristig in der Politik etablieren?"
- Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey