Merkel zehn Jahre Kanzlerin Von "Kohls Mädchen" zur mächtigsten Frau der Welt

An Konrad Adenauer und Helmut Kohl reicht sie noch nicht heran, aber zehn Jahre ist Angela Merkel am Sonntag schon deutsche Bundeskanzlerin: Am 22. November 2005 leistete sie zum ersten Mal den Amtseid im Bundestag.
Aus der unscheinbaren Naturwissenschaftlerin aus Ostdeutschland ist die "mächtigste Frau der Welt" geworden. Sie überstand unter anderem ihren Atom-Schlingerkurs und einen massiven Abhörskandal.
Doch ausgerechnet zum Jubiläum läuft es für Merkel nicht mehr rund. Die lange Zeit unangefochtene Regierungschefin steht wegen der Flüchtlingskrise unter massivem Druck.
Zum zehnjährigen Amtsjubiläum schauen wir auf die Karriere von Angela Merkel.
1989
In der politischen Umbruchphase der DDR steigt die Physikerin Merkel in die Politik ein und schließt sich dem Demokratischen Aufbruch (DA) an, der später der CDU beitritt.
1990
April: Nach den Volkskammerwahlen wird Merkel stellvertretende Regierungssprecherin der DDR.
Dezember: Merkel wird mit der ersten gesamtdeutschen Wahl direkt gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Stralsund, Rügen, Nordvorpommern.
1991
Januar: Merkel wird unter dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) als Bundesministerin für Frauen und Jugend vereidigt.
Dezember: Merkel wird zur stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt.
1994
November: Merkel wird Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Für ihre Verhandlungsführung beim UN-Klimagipfel 1995 in Berlin erntet sie breites Lob.
1998
September und November: CDU und CSU verlieren die Bundestagswahl, Gerhard Schröder (SPD) wird Kanzler, Merkel verliert ihr Ministerium. Der neue CDU-Chef Wolfgang Schäuble macht sie zur Generalsekretärin.
1999
Dezember: Nach Bekanntwerden der CDU-Spendenaffäre ruft Merkel in einem spektakulären Beitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zur Abnabelung von Kohl auf.
2000
April: Nach Schäubles Rücktritt infolge der CDU-Spendenaffäre wird Merkel auf dem Parteitag in Essen mit 95,9 Prozent zur Parteichefin gewählt.
2002
September: Nach der verlorenen Bundestagswahl mit Spitzenkandidat Edmund Stoiber (CSU) sichert Merkel sich den Fraktionsvorsitz der CDU/CSU im Bundestag.
2003
Dezember: Unter Merkels Führung segnet die CDU auf ihrem Parteitag in Leipzig einen radikalen Kurswechsel in der Steuer- und Sozialpolitik ab. Später distanzieren sich sowohl Kanzlerin als auch Partei wieder davon.
2005
September: Die Union gewinnt mit Merkel als Kanzlerkandidatin die Bundestagswahl knapp vor der SPD, bleibt aber weit hinter den Erwartungen zurück.
November: Merkel wird als Bundeskanzlerin einer Großen Koalition vereidigt. Sie ist nicht nur die erste Frau, sondern mit 51 Jahren die bislang jüngste Politikerin in diesem Amt.
2006
August: Das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" kürt Merkel erstmals zur "mächtigsten Frau der Welt". Den Spitzenplatz hält sie auch in den kommenden Jahren fast durchgängig.
2008
September/Oktober: Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) stellen wegen der Finanzkrise in dramatischen Rettungsaktionen Milliardensummen für Banken und die Wirtschaft bereit.
2009
Januar: Die Regierung beschließt das größte Konjunkturpaket seit Bestehen der Bundesrepublik, um die Wirtschaftskrise abzumildern. Der Preis ist eine Rekord-Neuverschuldung. Ende 2009 folgt das sogenannte Wachstumsbeschleunigungsgesetz.
September: Die CDU fährt bei der Bundestagswahl unter Merkels Führung zwar ein schwaches Ergebnis ein, es reicht aber für das gewünschte schwarz-gelbe Bündnis.
Oktober: Merkel wird zum zweiten Mal vom Bundestag zur Kanzlerin gewählt.
2010
Mai: Die Staaten der Euro-Zone beschließen den ersten Rettungsschirm. Die Euro- und insbesondere die Griechenland-Krise wird Merkel in den kommenden fünf Jahren in Beschlag nehmen, ihren Rettungskurs muss sie auch gegen viel innerparteiliche Kritik durchsetzen.
2011
Juni: Nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima beschließt Merkels Kabinett das Aus für acht Atomkraftwerke und einen schrittweisen Atomausstieg bis 2022. 2010 hatte die Merkel-Regierung noch die Laufzeiten von Kernkraftwerken verlängert und damit den ersten Ausstiegsplan ihres Vorgängers Gerhard Schröder revidiert.
2012
Dezember: Bei ihrer sechsten Wiederwahl zur CDU-Chefin erreicht Merkel mit 97,9 Prozent ihr bislang bestes Ergebnis.
2013
September: Bei der Bundestagswahl erreicht die Union mit 41,5 Prozent das beste Zweitstimmenergebnis seit 1990.
Dezember: Merkel wird zum dritten Mal im Bundestag zur Kanzlerin gewählt.
2014
April: Merkel ist jetzt länger Kanzlerin als Helmut Schmidt es war. Nur Konrad Adenauer und Helmut Kohl regierten noch länger.
2015
Seit August: Hunderttausende Menschen fliehen vor Krieg, Terror und Armut in die EU - die meisten kommen nach Deutschland. Merkel gerät mit ihrer Politik des "Wir schaffen das" innenpolitisch und innerparteilich massiv unter Druck. Vor allem die Schwesterpartei CSU lässt alle schwesterliche Unterstützung fahren.