Korruption, Betrug, Untreue "Gorch Fock"-Sanierung – Ermittlungen weiten sich aus
Die Kosten der "Gorch Fock"-Sanierung sind von geplanten 10 Millionen auf 135 Millionen Euro gestiegen. Inzwischen gibt es mehr als 100 Verfahren um Korruption, Betrug und Untreue.
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat ihre Ermittlungen zur Sanierung des Marineschulschiffs "Gorch Fock" stark ausgeweitet. Mittlerweile gebe es 105 Ermittlungsverfahren, sagte Behördensprecher Christian Bagung und bestätigte damit einen Bericht des "Spiegel".
Es geht in den Verfahren um Korruption, Betrug und Untreue im Umfeld der Elsflether Werft, die bis 2019 den Auftrag zur Generalüberholung des Segelschiffs hatte. Im Februar 2019 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Die Kosten der Sanierung sind von geplant 10 Millionen Euro auf 135 Millionen Euro gestiegen.
Mehrere Verfahren und Beschuldigte
Die Zahl der Verfahren sei nicht gleich der Zahl der Beschuldigten, sagte Bagung der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe Verfahren mit mehreren Beschuldigten, in anderen Ermittlungsverfahren wiederum gebe es noch keine Beschuldigten. Ermittlungen laufen nach früheren Angaben unter anderem gegen zwei ehemalige Vorstände der Werft und einen zivilen Mitarbeiter des Marinearsenals in Wilhelmshaven.
Dem "Spiegel"-Bericht zufolge wird auch gegen Besatzungsmitglieder eines weiteren Marineschiffs ermittelt. Sie sollen von der Werft technische Geräte wie Handys, Laptops und Fernseher angenommen haben. Bagung bestätigte, dass es derartige Vorwürfe gebe. Er nannte aber auch hier keine Zahl der Beschuldigten. Die Elsflether Werft war auf die Wartung kleiner Marineschiffe spezialisiert.
"Gorch Fock" soll 2021 Dienst wieder aufnehmen
Ein Teil der Verfahren betrifft Zulieferfirmen. Um an Aufträge zu kommen, sollen sie zugestimmt haben, der Elsflether Werft jeweils 15 Prozent der Rechnungssumme gutzuschreiben. Die Bundeswehr schätzt den Schaden durch überhöhte Rechnungen bei der "Gorch Fock" auf etwa 16 Millionen Euro.
In Sachen Elsflether Werft ermittelt eine Soko "Wasser" der Polizei in Oldenburg. Deren Leiter Josef Schade wurde im "Spiegel" mit den Worten zitiert, ein Großteil der Verfahren solle bis Anfang April 2021 abgearbeitet werden. Bagung sagte, die Staatsanwaltschaft setze keinen konkreten Termin für ein Ende der Ermittlungen.
An der "Gorch Fock" arbeitet mittlerweile die Bremer Werft Lürssen. Der Dreimaster, auf dem die Marine ihre Offiziersanwärter ausbildet, soll Ende Mai 2021 wieder den Dienst aufnehmen.
- Nachrichtenagentur dpa