t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandInnenpolitik

AfD will Migrations-Anträgen der Union zustimmen


Fraktion beschließt
AfD will Unions-Anträgen zustimmen


Aktualisiert am 28.01.2025 - 17:23 UhrLesedauer: 3 Min.
imago images 0779217357Vergrößern des Bildes
AfD-Fraktion im Bundestag: Sie könnten erstmals bei einer Abstimmung im Bundestag entscheidend sein. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur/imago)
News folgen

Die AfD-Fraktion hat entschieden, mehreren Anträgen der Union zur Migrationspolitik zuzustimmen.

Die AfD-Fraktion will mehrere Anträge der Union zur Migrationspolitik in dieser Woche unterstützen. Das entschied die Fraktion am Dienstagnachmittag in ihrer wöchentlichen Sitzung. Am Tag zuvor hatte der Fraktionsvorstand bereits eine entsprechende Empfehlung beschlossen. Mehr zum Beschluss des Vorstands lesen Sie hier.

Damit könnte die "Brandmauer" im Bundestag fallen. Die AfD sieht ihre Chance, nach acht Jahren im Bundestag erstmals Mehrheitsbeschaffer bei einem Gesetz und mehreren Anträgen sein zu können. Der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD, Bernd Baumann, zeigte sich am Dienstagmorgen in einer Pressekonferenz erfreut: Diese Woche sei "vielleicht die spannendste Sitzungswoche, seit die AfD im Bundestag ist", so Baumann.

Merz nimmt Mehrheiten nur dank der AfD in Kauf

CDU-Chef und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz hatte in der vergangenen Woche angekündigt, die Union wolle mehrere Anträge zur Migrationspolitik einbringen – unabhängig davon, ob es Mehrheiten mit oder ohne die AfD gebe. "Es ist jetzt wirklich Zeit, Entscheidungen zu treffen", bekräftigte er am Montag. Und: "Das, was in der Sache richtig ist, wird nicht falsch dadurch, dass die Falschen zustimmen."

Die AfD und die Union haben keine eigene Mehrheit im Bundestag. Auch die FDP müsste zustimmen – und zusätzlich noch einige andere Abgeordnete, zum Beispiel von BSW oder aus den Reihen der Fraktionslosen. FDP und BSW haben bereits Zustimmung zu einem oder mehreren Anträgen der Union signalisiert.

Kommt es so zu einer vorhersehbar knappen Mehrheit, wäre es das erste Mal im Bundestag, dass die AfD den Ausschlag gibt.

"Schmerzen gewohnt": AfD will zustimmen trotz AfD-Kritik

Drei Anträge sind es inzwischen, über die die Union noch in dieser Woche abstimmen lassen will: einen Entschließungsantrag für einen "Fünf-Punkte-Plan", einen zur Inneren Sicherheit und einen Gesetzesantrag zur "Zustrombegrenzung".

Der "Fünf-Punkte-Plan" verlangt unter anderem "dauerhafte Grenzkontrollen" zu den Nachbarstaaten sowie die "Zurückweisung ausnahmslos aller Versuche illegaler Einreise". Dies soll auch für Asylsuchende gelten. Das "Zustrombegrenzungsgesetz" sieht das Ende des Familiennachzugs bei subsidiär Schutzberechtigten vor, die kein Asyl erhalten, aber aus anderen Gründen vorerst in Deutschland bleiben dürfen.

Die AfD will dem Gesetzesantrag zur "Zustrombegrenzung" sowie dem "Fünf-Punkte-Plan" zustimmen, obwohl Letzterer Passagen enthält, die die AfD explizit kritisiert. Dort heißt es unter anderem: "Die AfD nutzt Probleme, Sorgen und Ängste, die durch die massenhafte illegale Migration entstanden sind, um Fremdenfeindlichkeit zu schüren und Verschwörungstheorien in Umlauf zu bringen."

AfD-Chef Tino Chrupalla sagte dazu kurz vor der Fraktionssitzung, die Partei sei "Schmerzen" und "Beschimpfungen" gewohnt. In der AfD folge man der Regel: "Erst das Land, dann die Partei, dann die Person."

Den Unions-Antrag zur Inneren Sicherheit will die AfD, wenn möglich, in einzelnen Punkten abstimmen lassen. Darin wird zum Beispiel die Forderung nach einer Vorratsdatenspeicherung und stärkerer Überwachung erhoben – Inhalte, die die AfD ablehnt.

Gesetzesantrag zur "Zustrombegrenzung" besonders relevant

Die Anträge zur Inneren Sicherheit und Merz' "Fünf-Punkte-Plan" haben eher appellativen Charakter. Auch in der AfD werden sie von manchem als "Theater" kritisiert. Relevanter ist der Gesetzesantrag zur "Zustrombegrenzung".

Er wurde von der Union bereits im September in den Bundestag eingebracht, im zuständigen Innenausschuss behandelt und könnte nun am Freitag abschließend im Plenum beraten werden. Er würde nicht nur den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte beenden, sondern auch der Bundespolizei mehr Rechte zubilligen.

Im Anschluss an den Bundestag müsste auch der Bundesrat noch zustimmen. Hier droht Merz offenbar Gegenwind aus der eigenen Partei: Daniel Günther, CDU-Regierungschef von Schleswig-Holstein, soll laut Berichten in einer Sitzung der CDU angekündigt haben, im Bundesrat nicht für das Gesetz stimmen zu wollen, sollte es mit Stimmen der AfD beschlossen werden.

Eilmeldung

Sollte unserer Redaktion eine wichtige Nachricht vorliegen, informieren wir Sie schnell per eMail. Datenschutzhinweis

Grüne und SPD kritisieren Wortbruch

Die Ankündigung von Unions-Kanzlerkandidat Merz, nun auch Mehrheiten mit der AfD in Kauf zu nehmen, stößt auch bei SPD und Grünen auf scharfe Kritik. Sie verweisen auf eine Selbstverpflichtung, die Merz selbst im Bundestag noch vor wenigen Wochen betont hatte: Nach dem Auseinanderbrechen der Ampelkoalition sollten bis zur Wahl nur Anträge eingebracht werden, bei denen Mehrheiten ohne Stimmen der AfD sicher seien, sagte er da.

"Ich muss feststellen, dass Friedrich Merz dieses Wort schlichtweg bricht", sagte Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge am Dienstag. Sie warb für Widerstand von Abgeordneten der Union und FDP bei den Abstimmungen: "Ich kann nur an die Kollegen appellieren und sagen: Stimmen Sie nicht mit den Nazis!" (Mehr dazu lesen Sie hier.)

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sprach Merz am Dienstag wegen des Streits die Tauglichkeit für das Amt ab."Ich habe mich auf die Integrität und die Berechenbarkeit verlassen", sagte er. Wenn man diese Eigenschaften nicht habe, "dann kann man auch ein Land nicht führen".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Mit Material von dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom