Joachim Gauck Ein Streitbarer wird 85
Joachim Gauck wird 85. Der frühere Bundespräsident prägte Deutschland als Freiheitskämpfer und Mahner, polarisierte aber auch – eine Bilanz seines Wirkens.
Joachim Gauck feiert heute seinen 85. Geburtstag. Der ehemalige Bundespräsident (2012–2017) blickt auf ein bewegtes Leben zurück, das von seinem unermüdlichen Einsatz für Freiheit, Demokratie und die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit geprägt ist.
Gauck wurde als Sohn eines Kapitäns am 24. Januar 1940 in Rostock geboren. 1951 wurde sein Vater von sowjetischen Besatzungstruppen verhaftet und in ein sibirisches Gulag deportiert, was die Familie erst Jahre später erfuhr. Diese traumatische Erfahrung prägte Gaucks ablehnende Haltung gegenüber dem kommunistischen Regime der DDR und seinen Einsatz für die liberale Demokratie nachhaltig.
"Unverbesserlicher Antikommunist"
Nach dem Abitur studierte er Theologie und wurde 1965 zum Pastor ordiniert. In seiner Funktion als Stadtjugendpfarrer in Rostock setzte er sich für Themen wie Frieden, Menschenrechte und Umwelt ein, was ihn ins Visier des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) brachte. Die Stasi bezeichnete ihn als "unverbesserlichen Antikommunisten".
Während der Friedlichen Revolution 1989 gehörte Gauck zu den Mitbegründern des Neuen Forums in Rostock und leitete wöchentliche Friedensgebete. 1990 wurde er in die frei gewählte Volkskammer der DDR gewählt.
Nach der Wiedervereinigung wurde Gauck 1990 zum Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR ernannt. In dieser Rolle setzte er sich für die Öffnung der Stasi-Akten ein und förderte die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit. Er betonte die Notwendigkeit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um eine "Verabredung des allgemeinen Vergessens" zu vermeiden.
Gauck polarisiert mit Aussagen zur AfD
2012 wurde Gauck als erster Ostdeutscher zum Bundespräsidenten gewählt. In seiner Amtszeit betonte er die Bedeutung von Freiheit und Verantwortung. Allerdings geriet er auch in die Kritik: Seine Äußerung zur AfD, sie sei "keine Nazi-Partei, auch wenn Nazis in der Partei sind", wurde kontrovers diskutiert. Zudem wurde ihm vorgeworfen, die Anliegen der #Aufschrei-Bewegung gegen Alltagssexismus nicht ernst genug genommen zu haben, als er den Begriff "Tugendfuror" verwendete.
Auch nach seiner Amtszeit meldet sich Gauck zu politischen Themen zu Wort. So kritisierte er die Bundesregierung für Zögerlichkeit bei Waffenlieferungen an die Ukraine. Aufsehen erregten immer wieder seine Äußerungen zur Migrationspolitik. In einem Interview betonte er: "Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind endlich." Er plädierte für eine Begrenzung der Zuwanderung und erklärte, dies sei "moralisch nicht verwerflich" und "politisch geboten".
Joachim Gauck gilt als prägende Figur der deutschen Zeitgeschichte. Sein Lebensweg spiegelt den Kampf für Freiheit und Demokratie wider, wobei er sowohl Anerkennung als auch Kritik erfährt. Sein Engagement für die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit und sein Eintreten für demokratische Werte haben das politische und gesellschaftliche Leben Deutschlands nachhaltig beeinflusst.
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- table.media: "Mützenich: Deutliche Kritik an Joachim Gauck"
- zdf.de: "Gauck: Zuwanderung 'steuern und begrenzen'"
- bundespraesident.de: "Joachim Gauck (2012–2017)"