Parteivorsitzende monierte Bild AfD-nahes Magazin spottet mit Heiligenbild über Weidel
Alice Weidel beschwert sich öffentlich bei einer AfD-Hauspostille über ein Bild von ihr. Zuerst sieht es aus, als ob folgsam gelöscht wird. Was dann aber veröffentlicht wird, kommt sehr überraschend.
"Majestätsbeleidigung" in AfD-Kreisen? Alice Weidel hat am Montag im Kurzmitteilungsdienst X ein AfD-nahes Medium aufgefordert, ein mittels Künstlicher Intelligenz (KI) generiertes Bild von ihr zu löschen. Sie nannte das Bild eine "Frechheit" und schrieb kurz angebunden: "Lassen Sie das bleiben." Damit löste sie eine Welle von Spott aus.
Der "Deutschland-Kurier", der das Bild von ihr mit einem aktuellen Umfrageergebnis gepostet hatte, schien zunächst ihrer Aufforderung Folge zu leisten. Der Tweet mit dem Bild wurde gelöscht.
Weidel bereits wegen schwachen Auftritts mit Musk in der Kritik
Unter Weidels Antwort wunderten sich Sympathisanten daraufhin über ihre Reaktion und lobten das Bild der lächelnden Weidel sogar als sympathisch. Weidel wurde sogar der in der AfD gravierende Vorwurf gemacht, sich wie Grünen-Chef Robert Habeck zu verhalten. Der "Deutschland-Kurier" reagierte dann unerwartet aufmüpfig.
Der Account postete einen Tweet mit einem neuen Bild, wieder computergeneriert: Darauf wird Weidel wie eine Heiligenfigur dargestellt. Kommentar des "Deutschland-Kuriers" dazu: "Besser, Alice Weidel?" Die Hände waren schon mal nicht besser – es fehlen Finger, wie das bei schlechten KI-Bildern typisch ist. Weidel löschte am Freitagnachmittag ihre Beschwerde und kommentierte später das neue Bild mit "Wenigstens habt Ihr Humor. Das gefällt mir."*
Der Spott über Weidel kommt für sie zu einem ungelegenen Zeitpunkt im Wahlkampf kurz vor dem Bundesparteitag: Nach einem mit Spannung erwarteten Livegespräch auf X mit Elon Musk am Donnerstag gibt es auch aus den eigenen Reihen Unmut darüber, wie sie sich dort präsentiert hat.
Dass vom "Deutschland-Kurier" öffentlich so spöttisch auf Spitzenpersonal reagiert wird, ist überraschend. Chefredakteur David Bendels sagte t-online jedoch: "Der 'Deutschland-Kurier' richtet seine Berichterstattung sicher nicht nach den Launen und Befindlichkeiten von Frau Weidel aus."
Weidel setzt KI-Video ein, das Merkel schlechter aussehen lässt
Der "Deutschland-Kurier" ist als faktisches Unterstützermedium für die AfD mit Spendenskandalen der Partei verbunden. Über das Konstrukt dahinter wurde die Finanzierung von Werbung in Millionenhöhe für die AfD verschleiert. In jüngerer Vergangenheit war das Magazin aber vor allem mit Personen wie Maximilian Krah oder Petr Bystron eng verbunden, zu denen Weidel auf Distanz gegangen ist.
"Deutschland-Kurier": AfD-Unterstützung seit 2017
Der "Deutschland-Kurier" erschien 2017 aus dem Nichts und wurde zunächst von einem "Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten e. V." herausgegeben, der auch in großem Stil Wahlplakate mit Aufrufen für die AfD aufhängen ließ. Anders als behauptet, hatte er zuvor nicht Tausende Einzelspenden dafür erhalten. Zahlungen wurden zumindest in Teilen über eine Schweizer Agentur abgewickelt. Weil in einigen Fällen nachweisbar war, dass AfD-Funktionäre auch die damals gedruckte Zeitung kostenlos zur Verteilung als Wahlwerbung erhalten hatten, musste die AfD eine Strafe über 72.000 Euro wegen illegaler Parteispenden zahlen. Der "Deutschland Kurier" wird heute von der Conservare Communication GmbH herausgegeben. Deren Geschäftsführer David Bendels war Vorsitzender des Vereins. Im Bundestagswahlkampf 2021 hatte das Unternehmen auch die Plakatkampagne "Grüner Mist" verantwortet.
Mit KI, die in der AfD sehr rege für politische Zwecke eingesetzt wird, hat Weidel schon schlechte Erfahrungen gemacht. Im Sommer 2024 war sie auf eine falsche Pressemitteilung hereingefallen: Bei einem Auftritt in der Pfalz griff sie Bundesinnenministerin Nancy Faeser scharf für eine angebliche Erklärung an, die ein anderer AfD-Politiker mit KI als angeblich satirische Überzeichnung erstellt hatte.
Dass Weidel sich nun über das KI-generierte Bild von ihr beschwert, fällt zeitlich zusammen mit einem von ihr selbst verbreiteten Video, in dem Altkanzlerin Angela Merkel durch KI negativ verfremdet wirkt.
In dem Wahlkampfspot auf Weidels Kanälen ist eine Szene von Merkel bei einem Selfie mit einem Flüchtling nachgestellt. Dabei sind ihre Mundwinkel viel länger und wirken durch Falten darunter noch verlängert. Weidel erklärte dazu auf Anfrage des "Spiegel", es habe keine Vorgabe gegeben, Merkel "grafisch unvorteilhaft zu bearbeiten". Sie habe das Video, in dem ihre Stimme den Kommentar spricht, nicht selbst freigegeben.
*Der Text wurde an dieser Stelle mit Weidels Antwort aktualisiert. Zunächst hatte sie nur kommentarlos gelöscht. Nach Veröffentlichung dieses Textes schrieb sie die Antwort an den Deutschland-Kurier.
- Eigene Reccherchen
- spiegel.de: AfD wirbt mit Fakevideo