t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandInnenpolitik

Neubrandenburg: Ratsherr führte Hetzkampagne gegen schwulen OB


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Streit um Regenbogenflagge
Rechter Ratsherr wollte schwulen Bürgermeister loswerden


Aktualisiert am 20.10.2024Lesedauer: 2 Min.
Die Regenbogenflagge vor dem Hauptbahnhof in Neubrandenburg: Um die Flagge war ein handfester Streit in der Stadt entbrannt.Vergrößern des Bildes
Die Regenbogenflagge vor dem Hauptbahnhof in Neubrandenburg: Um die Flagge war ein handfester Streit in der Stadt entbrannt. (Quelle: IMAGO)
News folgen

Nach dem Rücktritt des Neubrandenburger Oberbürgermeisters Silvio Witt enthüllt ein rechter Ratsherr seine Taktik. Die Regenbogenfahne am Bahnhof war für ihn nur Mittel zum Zweck.

Der Schritt der Neubrandenburger Stadtvertretung hatte in der vergangenen Woche eine rege Diskussion ausgelöst: Eine Mehrheit aus Ratsherren und -frauen von AfD, BSW und Fraktionslosen hatte beschlossen, die Regenbogenfahne vor dem Bahnhof der 60.000-Einwohner-Stadt in Mecklenburg-Vorpommern abhängen zu lassen. Kurz darauf trat Silvio Witt, der schwule Oberbürgermeister der Stadt, zurück. Seinen Rücktritt erklärte er im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" als "Folge einer langen Kette von Ereignissen", an deren Ende das Verbot der Regenbogenfahne gestanden habe.

Initiator der Kampagne gegen Witt und die Regenbogenfahne ist Tim Großmüller. Der Rechtspopulist, der die Wählervereinigung "Stabile Bürger Neubrandenburg" gründete, hatte schon zuvor gegen die Regenbogenbeflaggung mobil gemacht. Diese symbolisiere für ihn die "politische Agenda der Altparteien", wird Großmüller vom LGBTQ-Nachrichtenportal "queer.de" zitiert.

Großmüller führte Kampagne gegen Oberbürgermeister

Doch damit nicht genug: den ehemaligen Oberbürgermeister Witt hatte er immer wieder wegen dessen sexueller Orientierung homophob angegriffen. Wie "queer.de" berichtet, soll Großmüller den Oberbürgermeister mehrmals als "Stripper" bezeichnet haben, seine Wählervereinigung nannte ihn "kleinen fetten OB". Deswegen führte die Polizei eine Razzia gegen Großmüller aus, gegen ihn wird wegen des Verdachts auf Volksverhetzung ermittelt.

Seine Beweggründe für die Kampagne gegen Witt erklärt der Rechtspopulist Großmüller im Gespräch mit dem "Nordkurier": "Mir ging es ganz klar darum, den Politiker Silvio Witt weg aus dem Amt zu bekommen." Der Inhaber eines Fitnessstudios unterscheide zwischen dem "Politiker und dem Menschen Silvio Witt". Gegen den Menschen hege er keinen Groll. Sein "erklärtes Ziel" sei es aber gewesen, "dass der Politiker Silvio Witt geht. Und das haben wir nun erreicht“.

Rechtspopulist rudert zurück

Im Hinblick auf die Regenbogenfahne rudert Großmüller nun allerdings zurück. Er strebe einen Kompromiss an, nach dem abwechselnd die Regenbogenflagge und die Flagge der Bundesrepublik Deutschland auf dem Bahnhofsvorplatz wehen sollen. Ziel sei es "durch diesen Kompromiss eine weitere Spaltung der Bevölkerung zu verhindern und ein Zeichen für ein respektvolles und friedliches Miteinander zu setzen“, so Großmüller.

Seinen Anhängern gefalle das gar nicht, schreibt "queer.de". "Es ist einfach Wischiwaschi und nicht konsequent, was man gerade von dir erwartet hat", schrieb ein erboster Nutzer auf Facebook. Ein anderer vermutete gar, dass Großmüller nun Teil des Establishments ist: "Hat man sich von einer kleinen Minderheit wieder einschüchtern lassen."

Bereits im Jahr 2023 hatte es Aufregung um die Regenbogenfahne auf dem Bahnhofsvorplatz in Neubrandenburg gegeben. Unbekannte hatten das Symbol für sexuelle Vielfalt mehrmals durch eine Hakenkreuzfahne ersetzt. Damals hatte Silvio Witt in einem offenen Brief für mehr Toleranz geworben.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website