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Landtagswahl Sachsen: Kopf an Kopf mit CDU –deshalb sind AfD & BSW so stark


Landtagswahl 2024
So tickt Sachsen


30.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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Michael Kretschmer (links, CDU) und Jörg Urban (rechts, AfD): Beide stellen sich an diesem Sonntag zur Wahl.Vergrößern des Bildes
Michael Kretschmer (links, CDU) und Jörg Urban (rechts, AfD): Beide stellen sich an diesem Sonntag zur Wahl. (Quelle: Matthias Rietschel, Reuters/Robert Michael, dpa/Collage: H. Aßmann/t-online)

Am Sonntag wählt Sachsen einen neuen Landtag: Besonders AfD und BSW schneiden dort deutlich besser ab als im Bundesschnitt. Wie ist das zu erklären?

CDU und AfD kämpfen an diesem Sonntag um den Wahlsieg: Umfragen sehen die beiden Parteien vor der Landtagswahl in einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Und die Wahl hält eine weitere Überraschung bereit: Das noch frische Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) könnte aus dem Stand drittstärkste Partei werden – wie die AfD präsentiert sie sich als eine Alternative zu den etablierten Parteien.

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Die Umfragewerte zeigen auch, wie unterschiedlich Sachsen im Vergleich zum restlichen Deutschland tickt. Denn bundesweit liegen die beiden Parteien deutlich unter den sächsischen Werten. Wie ist das zu erklären? Einen tieferen Einblick geben Daten, die das Sinus-Institut gemeinsam mit seinem Partner MB Micromarketing für die Bevölkerung in Thüringen erhoben hat und die t-online vorliegen.

Das Institut arbeitet mit zehn sogenannten Sinus-Milieus, die zu den wichtigsten Methoden der Zielgruppenforschung gehören. Ein Milieu umfasst neben der wirtschaftlichen Stellung einer Person auch ihre Weltanschauung: Ist sie eher traditionell oder progressiv? Zwei Beispiele, die in Sachsen eine wichtige Rolle spielen:

  • Das nostalgisch-bürgerliche Milieu beschreibt das Sinus-Institut als harmonieorientierte Mitte mit Wunsch nach gesicherten Verhältnissen, einem angemessenen Status und einer Sehnsucht nach alten Zeiten. Angehörige sehen sich in der Mitte der Gesellschaft und mit einer zunehmenden Überforderung und Abstiegsängsten konfrontiert.
  • Die adaptiv-pragmatische Mitte zeichnet sich dem Institut zufolge durch ein starkes Bedürfnis nach Verankerung und Zugehörigkeit aus. Sie ist anpassungs- und leistungsbereit, hat auch einen ausgeprägten Wunsch nach Spaß und Unterhaltung. Die Forscher beobachten in diesem Milieu zudem eine wachsende Unzufriedenheit und Verunsicherung wegen der gesellschaftlichen Entwicklungen.

Beide Milieus sind in Sachsen deutlich stärker ausgeprägt als im deutschen Durchschnitt. Die Grafik zeigt, dass Gruppen, die die wirtschaftlich mittleren und unteren Einkommensklassen und gesellschaftlich eher traditionellere Anschauungen repräsentieren, in Sachsen stärker vertreten sind. Milieus hoher Einkommensschichten und sehr progressive Milieus sind dagegen deutlich unterrepräsentiert.

Neben den bereits genannten stechen in Sachsen zwei weitere Milieus hervor. Zum einen das traditionelle Milieu, das sich vor allem aus der älteren Generation zusammensetzt, die Sicherheit und Ordnung liebt und in einer kleinbürgerlichen Welt oder traditionellen Arbeiterkultur verhaftet ist. Dazu kommt das prekäre Milieu, die das Sinus-Institut als die um Orientierung und Teilhabe bemühte Unterschicht bezeichnet, in der ein Gefühl des Abgehängtseins und der Verbitterung vorherrscht.

Zum Vergleich zeigt die folgende Grafik die Verteilung der Milieus von Gesamtdeutschland inklusive der Beschreibungen der einzelnen Bereiche:

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Warum sind AfD und BSW in Sachsen so stark?

In der sächsischen Verteilung liegt laut den Forschern des Sinus-Instituts auch eine Erklärung für den Erfolg der AfD und des BSW. Denn die Parteien stoßen in den Milieus auf unterschiedliche Resonanz: "Die AfD wird überdurchschnittlich in kleinbürgerlichen Milieus, aber auch in den Milieus der Mitte gewählt", sagt Tim Gensheimer vom Sinus-Institut t-online.

Auch das BSW schneidet in dreien dieser Milieus verhältnismäßig gut ab: dem traditionellen, dem prekären und dem nostalgisch-bürgerlichen. Die folgende Grafik zeigt, wo in Sachsen diese drei Milieus besonders stark vertreten sind:

Doch haben AfD und BSW in Thüringen dasselbe Wählerpotenzial? "AfD und BSW finden, ausgehend von unterschiedlichen Ausgangsniveaus, in den drei Milieus verstärkt Anklang", sagt Gensheimer. "Die AfD erreicht jedoch deutlich höhere Anteile als BSW."

Die Parteien konkurrieren dementsprechend um Wähler in einem ähnlichen Umfeld. Ob das BSW es tatsächlich schafft, viele Wähler von der AfD abzugraben, wird erst der Wahlabend zeigen. Noch bei der Europawahl mobilisierte das Bündnis deutlich mehr frühere Wähler von SPD und Linken.

Verwendete Quellen
  • Daten des Sinus-Instituts und seines Partners MB Micromarketing
  • Gespräch mit Tim Gensheimer
  • Eigene Recherche
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