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Landtagswahl Thüringen: CDU-Kandidat Gurdeep Randhawa will Höcke-AfD schlagen


Gurdeep Singh Randhawa
"Höcke ist nicht in der Lage, Thüringen zu führen"


30.08.2024Lesedauer: 4 Min.
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Björn Höcke: Der AfD-Mann will thüringischer Ministerpräsident werden. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur/imago)

Für die CDU kandidiert Gurdeep Singh Randhawa für einen Platz im Thüringer Landtag, der Indischstämmige will gegen die Höcke-AfD gewinnen. Was treibt ihn an?

Gurdeep Singh Randhawa macht keinen Hehl aus seinen Wurzeln. Auf seiner Homepage steht: "Sicherlich bin ich Ihnen mit meinem markanten, indischen Erscheinungsbild bereits über den Weg gelaufen." Tatsächlich trägt der indischstämmige Randhawa, grauer Vollbart mit frisiertem Oberlippenbart, als Mitglied der Sikh stets einen Turban. Auch auf Wahlkampfveranstaltungen.

Der 64-jährige Unternehmer ist Beauftragter seiner Partei für die indische Community in Thüringen. Und will am Sonntag für die CDU in den Erfurter Landtag einziehen. Was treibt Randhawa an?

"Deutschland habe ich so viel zu verdanken, ich möchte auch etwas zurückgeben", betont Randhawa im Gespräch mit t-online. Daher engagiert sich der 64-Jährige bereits seit Anfang des Jahrtausends in der Thüringer Kommunalpolitik.

"Stehe fest hinter den Werten der CDU"

Seine Religion und seine Partei sieht er dabei nicht als Widerspruch an – auch wenn oft die Frage danach komme, sowohl von Parteimitgliedern als auch möglichen Wählern, wie Randhawa berichtet.

"Trotz ihrer christlichen Prägung ist die CDU sehr tolerant und respektiert andere Religionen", sagt Randhawa. Er steht "fest hinter den Werten und Zielen der CDU" und sagt weiter: "Die Werte der Sikh und der CDU passen sehr gut zusammen. Daher sehe ich es überhaupt nicht als Ausschlusskriterium an, im Gegenteil."

Insbesondere die deutsche Einheit habe ihn bewogen, den Christdemokraten beizutreten. "Die CDU und besonders Helmut Kohl haben nach dem Mauerfall 1989 gezeigt, dass eine deutsche Einheit ohne größere Gewaltakte oder Blutvergießen möglich war. Das hat mich zutiefst beeindruckt", sagt er.

Eigene Lebensgeschichte für politisches Engagement

Randhawa ist im Jahr 1984, nach seinem "Science"-Studium in Indien, nach Deutschland gekommen. Zum Studium gehörten etwa Fächer wie Physik, Chemie und Englisch, wie Randhawa berichtet. In Deutschland ließ er sich in der Schuhstadt Pirmasens in Rheinland-Pfalz nieder.

Der Grund für seine Aussiedelung: Er habe auf der "schwarzen Liste" gestanden, weil er sich den damaligen Studentenprotesten angeschlossen habe, erzählt er. Deutschland habe ihn derweil schon lange fasziniert, gerade weil das Land nach dem Zweiten Weltkrieg eine solch freiheitliche Entwicklung durchgemacht habe.

Er habe hart gearbeitet, zunächst in der Reise-, später in der Autozuliefererbranche. Nach dem Mauerfall siedelte er nach Thüringen um, von wo aus er ein Unternehmen in Indien aufbaute und Abteilungsleiter in einer Zulieferfirma wurde. Seit 1991 wohnt er in der 8.000-Seelen-Gemeinde Amt Wachsenburg südlich von Erfurt, zwei seiner drei mittlerweile erwachsenen Kinder lebten immer noch dort, erzählt Randhawa.

Seine eigene Lebensgeschichte gibt er stets auch als Begründung für seine politische Einstellung an.

"Sie sollen auch ihren Beitrag leisten"

Insbesondere die Migration in Thüringen sieht er als entscheidend für die anstehende Wahl an. "Menschen, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, müssen zeigen, dass sie Teil des deutschen Staats werden wollen. Sie sollen auch ihren Beitrag leisten", sagt Randhawa und fügt gleich an:

"Auch ich bin damals nach Deutschland gekommen und habe gearbeitet, habe mich für die Gesellschaft engagiert. Ich musste und wollte mir alles selbst verdienen – und das erhoffe und verlange ich mir auch heute von Zuwanderern." Nur mit Sacharbeit könne man in Thüringen dem politischen Feind begegnen: der AfD.

Die rechte Partei liegt in Umfragen zur Wahl in Thüringen mit rund 30 Prozent auf dem ersten Platz vor der CDU von Spitzenkandidat Mario Voigt, dem BSW und der Linkspartei von Ministerpräsident Bodo Ramelow.

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"Die AfD erkennt nicht die wahren Probleme der Thüringer"

"Wir haben keine Angst vor der AfD und Björn Höcke", sagt Randhawa und meint sich und seine Parteikollegen. "Wenn man ehrlich ist, muss man feststellen: Höcke ist nicht in der Lage, Thüringen zu führen. Die Thüringer wissen, dass sie von der AfD keine Lösungen erwarten können." Die Partei habe weder ein tragfähiges Wirtschaftsprogramm noch ein durchdachtes Bildungskonzept. "Sie erkennt nicht die wahren Probleme der Thüringer."

Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sieht er als "Protestpartei". "Wenn das BSW regieren will, muss es erst beweisen, dass es dazu fähig ist. Derzeit habe ich jedoch meine Zweifel daran", sagt Randhawa weiter.

Als Beauftragter seiner Partei für die indische Community macht er besonders Wahlkampf in sozialen Medien. Seine Beiträge auf der Plattform X teilt er regelmäßig auch auf Englisch, explizit um Zuwanderer aus Indien anzusprechen. Während Olympia fieberte Randhawa, der die indische Staatsbürgerschaft abgelegt hat, mit Indien mit.

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Sein Ziel für Thüringen ist es, dass auch mehr Fachkräfte aus seinem Herkunftsland in den Freistaat kommen und dort in IT-Firmen tätig werden. Stolz teilt er auch Bilder mit CDU-Chef Friedrich Merz, CDU-General Carsten Linnemann oder Mario Voigt, CDU-Spitzenkandidat in Thüringen.

Fragt man ihn nach Anfeindungen aufgrund seiner Herkunft, wiegelt Randhawa ab. Früher, in jungen Jahren, ja, da wurde er teils beleidigt. "Mittlerweile wissen die Menschen, was ich für Thüringen und die Gesellschaft getan habe und wie sehr ich mich engagiere", sagt der 64-Jährige jedoch. "Heute erfahre ich Respekt für meinen Einsatz für die CDU."

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Zugegeben: Sehr wahrscheinlich ist es trotz seines Engagements nicht, dass Randhawa am Sonntag in den Thüringer Landtag einzieht. Denn von seiner Partei wurde er lediglich auf Platz 47 der insgesamt 88 Kandidaten der Thüringer CDU gewählt.

Bei der letzten Landtagswahl im Freistaat 2019 ergatterten die Christdemokraten gerade mal 21 Sitze im Landesparlament. Randhawa weiß das, gibt sich dennoch kämpferisch: Es gehe ihm nicht darum, für sich Wahlkampf zu machen. Sondern für seine Partei und Mario Voigt. Und darum, Höcke am Sonntag zu schlagen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Gurdeep Singh Randhawa
  • Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
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