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Meyer Werft: Darum könnte Sie in einem Krieg mit Russland wichtig werden


Staatliche Übernahme
Welche Rolle die Meyer Werft spielt, falls Russland angreift


18.01.2025 - 18:15 UhrLesedauer: 3 Min.
Die Fregatte "Baden-Württemberg" (Typ F125) auf Erprobungsfahrt in der Nordsee: Wird sie die Taiwanstraße durchqueren?Vergrößern des Bildes
Die Fregatte "Baden-Württemberg" (Typ F125): Die Meyer Werft könnte laut Gutachtern im Krisenfall fünf Fregatten jährlich bauen. (Quelle: Bundeswehr/t-online)
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Mit der staatlichen Übernahme der Meyer Werft rettete die Bundesregierung Tausende Arbeitsplätze. Auch militärische Überlegungen spielten eine Rolle. Interne Dokumente gehen von einer strategischen Bedeutung aus.

Die strauchelnde Meyer Werft ist vorerst gerettet. Mit 400 Millionen Euro Eigenkapital und Kreditbürgschaften in Milliardenhöhe ist der Staat beim Schiffsbauer als Mehrheitseigner eingestiegen, hat damit Tausende Arbeitsplätze gesichert und die deutsche Schiffsbauindustrie stabilisiert. Kurz vor Weihnachten meldete die Bundesregierung Vollzug. Für die Übernahme durch Bund und das Land Niedersachsen spielten allerdings neben den wirtschaftlichen Überlegungen auch Deutschlands sicherheitspolitische Interessen eine Rolle.

Die Werft und der Krisenfall

Erstmals hatte im September das "Handelsblatt" darüber berichtet. Details dazu zeigen nun Gutachten und Stellungnahmen, die t-online vorliegen. Sie wurden im Sommer zum Teil von Beratern im Auftrag der Meyer Werft angefertigt, zum Teil im zuständigen Referat des Bundeswirtschaftsministeriums, um die staatliche Investition zu prüfen. Die Behörde hat sie der Redaktion auf Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz herausgegeben.

Die Stellungnahme des Wirtschaftsministeriums ist weitgehend geschwärzt – sie hält lediglich fest, das von der Meyer Werft aufgebaute Zuliefer- sowie Forschungs- und Innovationsnetzwerk sei "von erheblicher Relevanz" für die deutschen Marinewerften und notwendiges Know-how sei "nur zu erhalten (..), wenn auch Unternehmen im zivilen Hochtechnologiesegment tätig bleiben".

Die Meyer Werft baute bislang hauptsächlich Kreuzfahrtschiffe. Lediglich ein Marinetanker (MBV 707) für die Bundeswehr wurde bisher in Kooperation mit Naval Vessels Lürssen (NVL) am Standort Rostock vom Stapel gelassen. Ein zweiter befindet sich in Bau. Doch die mangelnde Erfahrung in der Kriegsschiffproduktion ist möglicherweise kein dauerhaftes Hindernis.

"Bedeutende Rolle im militärischen Schiffsbau"

Denn mehr ins Detail gehen zwei der Gutachten im Auftrag der Meyer Werft, auf die sich die Stellungnahme des Ministeriums unter anderem bezieht und die t-online nun vorliegen. Sie schildern Optionen, wie die Meyer Werft im Krisen- oder Kriegsfall in die deutsche und europäische Verteidigungsindustrie integriert werden könnte. Dabei steht vor allem die Bedrohung durch Russland im Zentrum der Überlegungen.

Demnach könne die Meyer Neptun Gruppe im Falle sich verschärfender geopolitischer Spannungen durch die staatliche Beteiligung "eine bedeutende Rolle im deutschen militärischen Schiffbau einnehmen", heißt es dazu im Dokument der Beratungsfirma EY Parthenon. Die Werft habe "das Potenzial, die begrenzten Produktionskapazitäten erheblich zu erweitern und militärstrategisch abzusichern". Sie sei mit dem Standort Papenburg bereits strategisch wertvoll gelegen: "außerhalb der Reichweite der [im russischen] Kaliningrad stationierten Mittelstrecken-Raketen".

Und sie habe weitere Vorteile: So verfüge der Standort Papenburg "über große überdachte Baudocks". Damit könnten die Projekte sowohl vertraulich als auch unabhängig von Wettereinflüssen gefertigt werden. "Mit der vorhandenen Infrastruktur könnte die Werft jährlich bis zu fünf Fregatten oder andere große Marineschiffe produzieren", heißt es in dem Gutachten weiter. "Die Fertigungsanlage ermöglicht es[,] eine Art Fließbandfertigung für bestehende Schiffstypen zu realisieren." Bestehende Designs könnten demnach "relativ zügig und effizient in Serie" produziert werden.

Das zeige sich beispielsweise bei der bestehenden Kooperation mit NVL zum Bau der Marinetanker für die Bundeswehr, bei der "wesentliche Synergiepotenziale" gehoben worden seien. Das Projekt zeichne sich "durch eine besonders schnelle Bauphase" aus. "Die umfangreichen Erfahrungen im Bau technologisch fortschrittlicher Kreuzfahrtschiffe werden genutzt, um diese Technologien auch im militärischen Schiffbau anzuwenden."

Etwas vorsichtiger als das von der Meyer Werft in Auftrag gegebene Gutachten der Beratungsfirma EY Parthenon klingt die Stellungnahme eines Sachverständigen. Zwar habe die Werft gute Voraussetzungen, in dem Marktsegment Marine Überwasserschiffe erfolgreich zu sein, trotzdem bestünden Defizite. "Die Risiken liegen in der Tatsache, dass die Meyer Werft bisher wenig Erfahrung mit der Integration von Waffen- und Führungssystemen hat."

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