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EM-Freikarten für die Regierung: Das bekamen Lauterbach und Co.


Exklusive Tabelle
Eine Ministerin erhielt die meisten EM-Freikarten


Aktualisiert am 30.07.2024Lesedauer: 3 Min.
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Innenministerin Nancy Faeser und Außenministerin Annalena Baerbock beim EM-Achtelfinale Deutschland-Dänemark in Dortmund. (Quelle: Jan Huebner/imago-images-bilder)

Mehrere Bundesminister waren bei der Heim-EM im Stadion – und zahlten dafür nichts. Nach heftiger Kritik daran ist nun klar, welches Ministerium wie viele Freikarten erhielt.

Mitglieder der Bundesregierung sowie des Bundesrats und des Bundesverfassungsgerichts haben insgesamt 195 kostenfreie "Ehrenkarten" für Spiele bei der Fußball-Europameisterschaft in Anspruch genommen. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine schriftliche Anfrage des Linken-Bundestagsabgeordneten Jan Korte hervor, die t-online exklusiv vorliegt.

Die meisten VIP-Tickets entfielen demnach auf das Innenministerium von Nancy Faeser (SPD), die zugleich auch Ministerin für Sport ist: 61 Karten erhielten sie, ihre Mitarbeiter und Beamten während der EM. Auf den Plätzen zwei und drei folgen das Kanzleramt mit dem Bundespresseamt (35 Tickets) und das Auswärtige Amt von Annalena Baerbock (Grüne) mit 15 Karten.

Während bei Faeser und ihren Leuten die Zuständigkeit für Sport einen Spielbesuch nahelegt, dürfte es Repräsentanten des Kanzler- und Außenamts im Stadion auch um die Begegnung mit ausländischen Politikern und Staatschefs gegangen sein.

Lauterbach-Ministerium ganz vorne mit dabei

Auffällig aber ist: Auf Platz vier landet mit elf beanspruchten Tickets das Gesundheitsministerium unter dem bekennenden Fußballfan Karl Lauterbach (SPD). Lauterbach selbst war, wie er in seinem Instagram-Profil mit vielen Selfies festhielt, bei mindestens fünf Spielen live im Stadion dabei. Die wenigsten Karten – jeweils eine – beanspruchten das Landwirtschaftsministerium, das Justizministerium sowie das Bundesverfassungsgericht.

Die komplette Verteilung der Tickets auf die einzelnen Ministerien, den Bundesrat und das Verfassungsgericht sehen Sie in folgender Tabelle:

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Die kostenlosen Tickets für Bundespolitiker hatten in der Schlussphase der Heim-EM zu mächtig Ärger geführt. Der renommierte Hamburger Strafrechtler Gerhard Strate sah in der Annahme der kostenlosen Karten einen "vermögenswerten Vorteil, der den Verdacht einer Untreue begründen kann".

"Das hat ein korruptives Geschmäckle"

Till Zimmermann, Professor für Strafrecht und Experte für Korruption und Geldwäsche, sagte t-online: "Das hat ein korruptives Geschmäckle." Der Grund: Die Karten werden von der Uefa gestellt – deren Milliarden-Gewinne maßgeblich von den bundespolitischen Rahmenbedingungen beeinflusst werden. (Mehr dazu lesen Sie hier.)

Das Innenministerium begründet den Spielbesuch durch Regierungsmitglieder damals wie heute damit, "als Gastgeberland präsent zu sein". "Aus protokollarischen Gründen ist dies gerade bei der Anwesenheit ausländischer Staats- und Regierungsgäste geboten", heißt es in der aktuellen Antwort an die Linken-Gruppe. "Darüber hinaus werden diese Begegnungen auch für den Austausch mit Repräsentanten anderer Staaten genutzt."

Ehrenkarten gab es demnach nicht allein für die Regierung, sondern auch für Mitglieder des Bundestags. Diese sind in der aktuellen Auflistung nicht enthalten. Insgesamt, so ergab es eine Anfrage von t-online beim Innenministerium schon vor Wochen, hat die Uefa der Bundespolitik demnach 669 Freikarten zur Verfügung gestellt. Inwieweit dieses Kontingent über die 195 oben gelisteten Empfänger hinaus ausgeschöpft wurde, ist nicht bekannt.

Korte: "Nun herrscht offenbar schlechtes Gewissen"

Der Linken-Abgeordnete Jan Korte ist ob der vielen genutzten Freikarten pikiert. "Nach der Party der Minister und Staatssekretäre auf Kosten der zahlenden Fans und der Steuerzahler herrscht nun offenbar Katerstimmung und schlechtes Gewissen", sagte er t-online. "Nur so sind die immer haarsträubender werdenden Begründungen für die Inanspruchnahme von kostenlosen VIP-Tickets zu verstehen."

So sei die Anwesenheit von Ministern zunächst noch mit der Wertschätzung für den Fußball und die Sportler begründet gewesen, "wie früher die Kaiser im Kolosseum", so Korte. Jetzt bemühe man höhere, protokollarische Gründe: Man könne ausländische Gäste schlecht alleine lassen. "Warum das Auswärtige Amt dabei unbedingt elfmal Unterstützung aus dem Bundesgesundheitsministerium brauchte, ist auf den Minister-Selfies gut zu erkennen."

Der Kulturpolitiker fordert: "Für die Teilnahme von Regierungsmitgliedern und Abgeordneten an sportlichen und kulturellen Großereignissen braucht es dringend transparente Regeln und Lösungen, die jede unlautere Vorteilnahme ausschließen." Bei der Vergabe von Großevents dürfe künftig "nicht einmal der Verdacht entstehen", dass Veranstalter wie die Uefa sich das Wohlwollen von Politikerinnen und Politikern erkauften.

Verwendete Quellen
  • Antwort des Innenministeriums auf eine schriftliche Anfrage der Linken-Gruppe
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