"Dürfen wir nicht akzeptieren" Grünen-Minister kritisiert Spieler für "Wolfsgruß"
Ein türkischer Nationalspieler hat den rechtsextremen "Wolfsgruß" im EM-Stadion gezeigt. Mehrere Politiker kritisieren das scharf – und fordern Konsequenzen.
Baden-Württembergs Finanzminister, der Grünen-Politiker Danyal Bayaz, hat den türkischen Nationalspieler Merih Demiral scharf dafür kritisiert, während des EM-Achtelfinales den "Wolfsgruß" gezeigt zu haben. "Das können und dürfen wir nicht akzeptieren", sagte Bayaz t-online. "Das hat weder auf dem Fußballplatz noch sonst wo etwas verloren."
Fußball habe etwas wunderbar Verbindendes. "Der 'Wolfsgruß' steht genau für das Gegenteil", sagte Bayaz, der selbst den deutschen und den türkischen Pass besitzt. "Er ist Symbol einer nationalistischen und rechtsextremen Organisation. Er spaltet statt zu verbinden und grenzt Menschen aus." Die Uefa lege sonst immer so viel Wert darauf, dass der Fußball unpolitisch sein solle. "Sie muss hier reagieren."
Merih Demiral hatte am Dienstagabend sein zweites Tor gegen Österreich (2:1) mit der Geste gefeiert. Der "Wolfsgruß" wird von Anhängern der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung", den "Grauen Wölfen", verwendet. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdoğan.
Die Ideologie dieser türkischen Gruppierung ist durch einen radikalen Nationalismus und vehementen Rassismus geprägt, der sich insbesondere gegen Kurden und Armenier richtet. Auch Antisemitismus spielt im türkischen Rechtsextremismus eine Rolle. In Deutschland werden der Bewegung mehr als 12.000 Anhänger zugerechnet; sie wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Mehr zu den "Grauen Wölfen" lesen Sie hier.
Der "Wolfsgruß" ist im Gegensatz zum Hitlergruß in Deutschland kein strafbares Symbol. Allerdings wurden in der Vergangenheit bereits mehrfach politische Forderungen nach einem Verbot der "Grauen Wölfe" laut. In Österreich etwa ist das Zeigen des türkischen "Wolfsgrußes" in der Öffentlichkeit seit 2019 untersagt.
Özdemir kritisiert fehlendes Verbot in Deutschland
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sagte t-online: "Ich frage mich, warum das Zeigen des Symbols des Grauen Wolfes nicht auch bei uns längst verboten ist." Die rechtsextreme Geste stehe für "widerlichen Antisemitismus und die Vertreibung der letzten Christen aus dem Siedlungsgebiet der Urchristen". Österreich habe diesen Gruß deswegen zurecht unter Strafe gestellt. "Das muss auch bei uns gelten."
Özdemir kritisiert damit indirekt auch seine Kollegin in der Ampelregierung, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Auf der Plattform X schrieb der Landwirtschaftsminister, die Botschaft der Geste "ist rechtsextrem, steht für Terror, Faschismus". Darüber zu diskutieren, sei ermüdend. Die Uefa müsse Konsequenzen ziehen.
Faeser: Völlig inakzeptabel
Innenministerin Faeser ging auf diese Kritik nicht ein, zeigte sich aber empört von dem Vorfall. "Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel", schrieb Faeser auf der Plattform X.
"Unsere Sicherheitsbehörden haben türkische Rechtsextremisten in Deutschland fest im Blick", schrieb Faeser weiter und forderte die Uefa ebenfalls auf, Sanktionen zu prüfen. Die Uefa selbst kündigte an, den Fall zu untersuchen.
Demiral selbst hatte noch in der Nacht zu der Geste gesagt: "Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun." Er behauptete, dass er keine versteckte Botschaft gesendet hat, sondern lediglich seinen Stolz als Türke habe ausdrücken wollen.
CDU-Politikerin Serap Güler schrieb auf X, solche Symbole gehörten verbannt. "Wenn ein Spieler meint, seine Freude mit einem faschistischen Gruß zum Ausdruck zu bringen, müssen Konsequenzen folgen." Es sei ein "Paradebeispiel dafür, wie man Sympathien verspielen, eine ganze Mannschaft und ein ganzes Land diskreditieren kann."
- Eigene Recherchen
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa