Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Muslimischer Judenhass Sie will es nicht wahrhaben
Die neuesten Zahlen belegen: Juden in Deutschland müssen so sehr um ihr Leben fürchten wie nie zuvor. Das sagt viel aus über den Zustand im Land der Shoah.
Allein die Tatsache, dass es diesen Kommentar im Jahr 2024 braucht, ist eine Schande. Und zeigt, dass etwas schiefläuft in Deutschland.
Viertausendsiebenhundertzweiundachtzig antisemitische Vorfälle hat es im vergangenen Jahr gegeben. So viele wie nie zuvor, berichtet der Bundesverband Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus. Fast zwei Drittel davon wurden nach dem furchtbaren Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober registriert: Antisemitische Botschaften wurden an Häuser und Geschäfte gesprüht, Brandanschläge auf Synagogen geplant und Menschen aus dem Hörsaal geworfen oder gar krankenhausreif geprügelt.
Und das aus nur einem einzigen Grund: weil sie Juden sind. Menschen, die hier hergezogen sind, die vor Verfolgung fliehen mussten. Menschen, die schon immer hier leben.
Deutsche Staatsbürger.
Die Zahlen sind erschreckend in einem Land, das für die Shoah verantwortlich ist. Und dessen Regierung behauptet, der Schutz der Juden sei Staatsräson. Wie passt das zusammen?
Judenhass eint rechts und links
Weniger als 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, in dem Hitlers Helfer Millionen Juden industriell mordeten, zeigt sich die Fratze der Nationalsozialisten wieder. Dieses Mal nicht (nur) in Form der in Teilen rechtsextremen AfD. Nein.
Im Hass auf Juden vereint sich eine krude Mischung: schlagstockschwingende Nazis, Politiker, die SA-Parolen rufen, Muslime, die ein Kalifat fordern, und Teile linker Studierender.
Was in Gaza passiert, ist schrecklich
Letztere schwadronieren von einem angeblichen Postkolonialismus Israels – angetrieben von einem falsch verstandenen Gerechtigkeitswillen. Dahinter steckt nichts anderes als die uralte antisemitische Erzählung einer jüdischen Weltverschwörung. Linke und muslimische Antisemiten wollen von der deutschen Schuld nichts mehr wissen. Sie rücken die Shoah in eine Linie mit anderen Genoziden und sprechen so dem Völkermord an den Juden die Singularität ab. Nicht zuletzt durch die Erzählung, in Gaza geschehe ein Genozid.
Was in Gaza passiert, ist schrecklich. Tausende unschuldige Menschen sterben. Kinder werden unter Trümmern begraben. Ganze Landstriche werden auf lange Zeit unbewohnbar bleiben.
Doch ein industrieller Völkermord ist es nicht. Sondern die Folge eines brutalen Verteidigungskrieges. Der wahre Verursacher des Leids in Gaza ist die islamistische Terrororganisation Hamas, die sich feige hinter Zivilisten versteckt.
Kein Platz mehr für Juden
Darum geht es den Palästina-Demonstranten und den linken oder muslimischen Antisemiten hierzulande aber ohnehin höchstens vordergründig. Die neuen deutschen Judenhasser richten sich nicht an die Kriegsführung von Benjamin Netanjahu, die man kritisieren muss und ja: auch verurteilen kann. Das machen übrigens auch Zehntausende Israelis, die regelmäßig gegen die Regierung auf die Straße gehen.
Den "From the River to the Sea"-Brüllern geht es aber nicht darum, dass Netanjahu den Kampf gegen die Hamas missbraucht, um seine eigene Macht zu sichern. Stattdessen wollen sie Israel "befreien" – vom Fluss bis ans Meer.
Was nichts anderes bedeutet als: von Juden befreien. Auch in Deutschland soll kein Platz mehr für Juden sein.
Die Bundesregierung windet sich
Was können Jüdinnen und Juden hierzulande – deutsche Staatsbürger – dafür, was in Gaza passiert? Warum werden sie Zielscheibe von antisemitischen Übergriffen, wenn Netanjahus Politik gemeint ist? Was haben sie verbrochen, dass sie hier Angst haben müssen?
Die Antwort dürfte klar sein: nichts. Außer, dass sie Juden sind. Die Hamas freut sich. Dabei muss gelten: Wer Juden angreift, attackiert auch Deutschland.
Und die Bundesregierung? Windet sich. An jedem Shoah-Gedenktag oder falls mal ein antisemitischer Vorfall größere Wellen schlägt, werden dieselben Plattitüden herausgeholt. Kanzler Olaf Scholz, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier oder Innenministerin Nancy Faeser: Sie alle bemühen mit ernsten Gesichtern leere "Nie wieder"-Formeln.
Konkrete Maßnahmen gegen Judenhass? Fehlanzeige. Etwa mehr Aufklärungsprojekte an Schulen in Problemvierteln. Verpflichtende Gedenkstätten-Besuche. Ein verschärfter Strafkatalog für antisemitischen Hass. Oder auch die sofortige Abschiebung von antisemitischen Migranten. Stattdessen können Judenhasser an Universitäten munter weiter ihre Parolen verbreiten.
Linken und muslimischen Antisemitismus zu benennen, das trauen sich viele Ampelpolitiker nicht. Wohl auch aus Sorge, Wähler zu verlieren.
Die traurige Erkenntnis aber scheint ihnen nicht klar zu sein. Die Wahrheit, die der jüdische Journalist Philipp Peyman Engel in seinem neuesten – von Judenhassern buchstäblich zerrissenen – Buch benennt: Juden sind in Deutschland nicht sicher. Wieder und immer noch.
- Eigene Beobachtungen
- Philipp Peyman Engel: "Deutsche Lebenslügen"