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Ostern | Tanzverbot am Karfreitag: Was sollte erlaubt sein?


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Pro und Kontra zum Oster-Tanzverbot
Es geht schlicht um Respekt

Pro & KontraVon Monja Stolz, Julian Seiferth

28.03.2024Lesedauer: 1 Min.
Karfreitags-Gottesdienst und Prozession in BerlinVergrößern des Bildes
Menschen stehen bei einer Karfreitagsprozession auf dem Bebelplatz vor einem Kreuz. (Quelle: Christoph Soeder/dpa/dpa)
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Das Tanzverbot an Karfreitag polarisiert jedes Jahr aufs Neue. Ist es noch gerechtfertigt – oder sollte es abgeschafft werden?

Klage, Elend, Trauer: Das Wort "Kar" in Karfreitag signalisiert, dass es an dem Feiertag eigentlich nichts zu feiern gibt. In Deutschland ist das auch gesetzlich geregelt: Es gilt ein Tanzverbot, auch für Kinos und Sportveranstaltungen gelten besondere Regeln. Darüber flammt immer wieder die Debatte auf:

Sollte das Tanzverbot an Karfreitag abgeschafft werden?

Pro
Julian SeiferthPolitik-Redakteur

Ja, denn Deutschland ist kein christliches Land mehr.

Stellen Sie sich ein Land vor, in dem der Gesetzgeber regelt, ob Sie Fußball spielen oder Filme im Kino sehen dürfen. Ob Sie mit Freundinnen und Freunden eine Beförderung feiern können und welche Musik Sie dabei auflegen dürfen. Ein Land, das all diese Eingriffe in Ihr Leben, in Ihre Freiheit, mit der Trauer um eine religiöse Figur rechtfertigt, die für Sie keinerlei Bedeutung hat. Am Karfreitag ist Deutschland dieses Land, für Millionen von Menschen.

Es ist tatsächlich bemerkenswert, wie viel in einem Land, das gemäß seinem Grundgesetz religiös neutral sein will, am Karfreitag aus religiösen Gründen verboten ist. Dabei sollten religiöse Vorschriften, besonders in liberalen, säkularisierten Gesellschaften, ausschließlich für die gelten, die sich für ihre Weltanschauung entschieden haben. Deutschland mag eine lange christliche Tradition haben – aber es ist kein christliches Land mehr.

Mehr als 40 Prozent der Deutschen sind konfessionslos, rund ein Drittel der Menschen im Land versteht sich als nicht religiös – Tendenz steigend. Einige von ihnen sind Atheisten, überzeugt, dass Gott nicht existiert. Agnostiker, wie ich einer bin, sagen: Ich kann es nicht wissen.

Für mich gilt damit: Ich lebe mein Leben nach gewissen Regeln und respektiere, dass andere ihrem Leben ihre eigenen geben. Religion und Spiritualität sind etwas Wunderbares. Doch meine Trauer, meine Gefühle, sind mein Problem, meine Sache.

Niemals käme ich auf die Idee, zu erwarten, dass Regeln geschaffen werden, die an diesen Tagen das Verhalten anderer diktieren. Darauf habe ich keinen Anspruch. Warum bestimmt die Trauer der Christen am Karfreitag dann, was ich an diesem Tag tun darf?

Das Christentum sollte für das öffentliche Leben in Deutschland genauso wenig Bedeutung haben wie beispielsweise der Islam. Warum auch – weil es früher da war als andere Religionen?

Kontra
Monja StolzHospitantin

Nein, denn es geht schlicht um Respekt.

Man kann es für irrational halten und man muss auch nicht selbst daran glauben, aber viele Christinnen und Christen betrauern an Karfreitag wirklich den Tod Jesu Christi. Das Tanzverbot soll sie vor lauten Partymeuten schützen. Es geht schlicht um Respekt. Worauf es nicht abzielt, ist Menschen in ihrer Freiheit einzuschränken.

Dass es dafür ein Verbot bedarf, ist vielleicht nicht für jeden nachvollziehbar. Es jetzt aber zurückzunehmen, wäre wie ein Schlag ins Gesicht für die Gläubigen. Das würde aktiv sagen: Für eure Trauer ist in diesem Land kein Platz mehr. Und immerhin die Hälfte der Menschen in unserem Land ist laut dem Religionsmonitor christlich. Dieses Land ist seit Jahrhunderten christlich geprägt: mit weitreichenden Folgen für Kultur und Gesellschaft.

Andere Länder, in denen eine Religion vorherrscht, haben häufig auch religiöse Feiertage, an denen Clubs und Kneipen geschlossen bleiben. Deshalb sollte es, gerade für Menschen aus beispielsweise muslimischen Ländern, verständlich sein, dass es hier Regeln wie das Tanzverbot gibt. Die christlichen Traditionen geben auch Zugewanderten sowie Nicht- und Andersgläubigen Struktur.

Und seien wir mal ehrlich: Es geht um einen einzigen Tag im Jahr. Einen Tag, an dem sogar diejenigen von dem christlichen Feiertag profitieren und auf der Couch bleiben dürfen, die nicht gläubig sind. Trotzdem scheint vielen offenbar ausgerechnet an Karfreitag aufzufallen: Dass sie auf einen tanzfreien Tag im Jahr nicht verzichten können. Wenn das der Fall sein sollte, dann gibt es sogar dafür Möglichkeiten. Aber eben nicht mit lauter Musik auf öffentlichen Plätzen, da wo andere Menschen mithören müssen.

Zudem kann die Ruhe des Feiertags auch für Sie schön sein. Sie sollten die Chancen nutzen, die der Karfreitag bietet: für einen Spaziergang durch die ruhigen Straßen etwa, bei dem die ersten Sonnenstrahlen das Gesicht kitzeln und man für einen kurzen Moment Gedanken an Arbeit und Alltag vergisst. Das große Fest folgt ja dann an Ostern.

 
 
 
 
 
 
 

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Verwendete Quellen
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