Kampf gegen Fake News Deutsche sehen sich selbst in der Pflicht
Falschnachrichten im Netz gefährden die Demokratie. Eine Erhebung zeigt jetzt: Viele finden, dass jeder Einzelne dagegen etwas tun kann – und auch sollte.
Die Mehrheit der Deutschen hält Fakes und Falschmeldungen für eine wachsende Gefahr für die Demokratie – sieht zugleich aber sich selbst in der Verantwortung, gegen Desinformationen etwas zu tun. Etwa, indem sie den Wahrheitsgehalt von Meldungen im Netz hinterfragt oder indem sie die Originalquelle überprüft.
Das ist das Ergebnis einer aktuellen Erhebung der Bertelsmann Stiftung, die t-online vorliegt. Die Angaben und Daten stammen aus dem Bürgerbeteiligungsformat "Forum gegen Fakes" der Stiftung, bei dem die Teilnehmer eigene Vorschläge einbringen können, wie die Demokratie besser gegen gezielte Einflussnahme durch Fake News geschützt werden kann. Ein Abstimmungstool erlaubt es den Teilnehmer zudem, bereits eingereichte Ideen zu bewerten.
Besonders viel Zustimmung (92,4 Prozent) erhielt dabei der Vorschlag, dass jeder Mensch lernen sollte, Informationen selbst zu recherchieren. "Dazu gehört auch, die Originalquelle zu suchen und zu lesen", heißt es weiter in dem Satz, den einer der Teilnehmer eingebracht hat. Ebenfalls an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen appelliert ein Nutzer, der vorschlägt: "Man sollte nicht jede Aussage gleich für bare Münze nehmen, nur weil diese x-mal verbreitet wurde, sondern stets hinterfragen und überprüfen." Diese Aussage erhielt 89,2 Prozent Zustimmung.
Mehr Medienkompetenz gefordert
Andere Nutzer zielen derweil auf einen besseren Umgang mit den Medien ab. "Selbstständiges Denken" sollte mehr in den Vordergrund rücken, schreibt einer – man sollte sich "aktiv um die Stärkung der eigenen Medienkompetenz kümmern", formuliert ein anderer. Auch diese beiden Vorschläge erlangten große Zustimmungswerte unter den rund 146.000 Teilnehmern des Beteiligungsformats, bei dem Sie auch jetzt noch mitmachen können:
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"Die aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass das Thema Desinformation die Menschen bewegt und als Gefahr für die Demokratie wahrgenommen wird", kommentiert Anna Renkamp, Projektleiterin des "Forum gegen Fakes" bei der Bertelsmann Stiftung, die ersten Ergebnisse.
Die große Beteiligung zeige dabei auch: "Die Menschen setzen sich konstruktiv mit dem Problem auseinander und erkennen, dass jeder selbst etwas zur Lösung des Problems beitragen kann. Im März greift der Bürgerrat bei dem ersten Treffen in Berlin die Vorschläge aus der Online-Beteiligung auf und entwickelt daraus konkrete Empfehlungen."
Gefahr für Demokratie und Zusammenhalt
Wie wichtig das Thema Falschinformationen vielen Menschen ist, zeigte unlängst auch eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Bei einer repräsentativen Umfrage kam heraus: 81 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass Falschinformationen eine Gefahr für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedeuten. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Hinter den Motiven für die Verbreitung von Desinformationen vermuten die Befragten zu 90 Prozent demnach, dass die Absender die politische Meinung der Bevölkerung beeinflussen wollen. Ähnlich hoch sind die Zahlen bei der Beeinflussung von Wahlen und der Spaltung der Gesellschaft. Am häufigsten würden Falschinformationen nach dem Empfinden der Befragten bei kontroversen Themen wie Einwanderung, Gesundheit, Krieg und Klimakrise genutzt.
Das "Forum gegen Fakes" will dem etwas entgegensetzen. An dem Online-Format haben seit Mitte Januar rund 146.000 Menschen teilgenommen, darunter auch zahlreiche Leserinnen und Leser von t-online, das als Medienpartner mit der Bertelsmann Stiftung zusammenarbeitet. Auf diese Weise kamen mehr als 1.600 Vorschläge zusammen, die bislang rund 625.000-mal bewertet wurden. Mehr als jeder fünfte Vorschlag drehte sich dabei um die Verantwortung im Umgang mit Fakes im Netz.
- Erhebung der Bertelsmann Stiftung